Bundesrat Stenographisches Protokoll 672. Sitzung / Seite 83

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chenden Agens dessen Inaktivierung sicherstellen würde. Im Gegensatz dazu ist dieses Verfahren vor 1986 im Vereinigten Königreich nur bei 78 Grad angewendet worden.

Sie sehen, dass viele Maßnahmen getroffen wurden, die entweder vorausschauend oder glücklicherweise, aber meiner Ansicht nach auch auf Grund einer notwendigen Sorgfalt dazu geführt haben, dass wir uns bis heute als BSE-frei glücklich schätzen dürfen. Ich sage bewusst "glücklich schätzen dürfen".

Jetzt füge ich noch als Mediziner etwas hinzu: Wir leben heute in einer sehr schwierigen, enormen Entwicklungsphase; Sie brauchen nur – erst jüngst ist es wieder aktuell gewesen – an die Entschlüsselung des menschlichen Genoms zu denken. Hier enteilt die Wissenschaft; die Politik und die Ethik hinken hoffnungslos hintennach. Im Fall von BSE ist es so, dass wir politisch und ethisch zu Recht reagieren wollen und müssen, aber da hinkt die Wissenschaft nach. Wir haben im Grunde noch keine wirklich schlüssigen Beweise dafür, wie die Infektionswege letztlich erfolgen. Wir wissen, wo Infektionen auf jeden Fall stattfinden; aber was wir nicht wissen, ist – bei derzeit etwas über hundert BSE-Fällen, von denen 86 in Großbritannien gewesen sind –, ob die Einzelfälle, die bisher in anderen Ländern aufgetreten sind, auf gleiche Weise zu Stande gekommen sind wie alle anderen. Das heißt, wir haben hier noch einen enormen Wissensnotstand.

Zum Schluss komme ich auf die Frage des Fleischkonsums zu sprechen. Ich glaube, ich habe zeigen können, dass beim Schweinefleisch im Grunde überhaupt keine Gefahr besteht, derentwegen einem Konsumenten vom Genuss abzuraten wäre. Beim Rindfleisch trifft, wie aus dem Gesagten hervorgeht, dasselbe zu. Im Gegenteil, aus gesundheitlicher Sicht muss man sagen, dass dann, wenn jemand völlig auf Fleischkonsum verzichtet – insbesondere auf Rindfleisch, das einen hohen Zinkgehalt hat –, sukzessive die immune Abwehrkraft des Menschen sinkt.

Daher sind wir alle dazu angehalten, alle nötigen Maßnahmen nach Möglichkeit zu treffen, um wieder eine positive Einstellung zu einer gesunden Ernährung zu finden. – Danke. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

14.39

Präsident Ing. Gerd Klamt: Zu Wort gemeldet hat sich Frau Bundesrätin Ulrike Haunschmid. Ich erteile es ihr.

14.39

Bundesrätin Ulrike Haunschmid (Freiheitliche, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Jetzt ist schon so viel über BSE gesprochen worden. Trotzdem möchte ich sagen, es war BSE in aller Munde, täglich überhäuften die Massenmedien die Konsumenten mit neuen Horrormeldungen über Rinderwahnsinn und die damit in Verbindung gebrachte Creuzfeldt-Jakob-Krankheit. Österreich zitterte natürlich dem ersten BSE-Fall entgegen; Gott sei Dank erwies sich dieser als gegenstandslos.

Aber was ist zu tun? Was kann man noch kaufen? Was kann man konsumieren? – Das sind noch immer die Fragen des Konsumenten. Auch die Tourismusbetreiber, sprich die Wirte, wurden in eine nicht gerade erfreuliche Situation gebracht, noch dazu genau zu einer Zeit, in der wir den größten Gästestrom zu erwarten hatten, nämlich in der Ski-Saison.

Dann löste diese BSE-Krise in ihrer Dimension ein Skandal unter Schweinezüchtern ab – natürlich medial noch größer proklamiert. Jahrelang sollen Tonnen von Medikamenten vorwiegend aus Deutschland an die Bauern verkauft worden sein. In das Futter gemischt, gelangten sie in den menschlichen Organismus und schwächten dort das Immunsystem.

War das überhaupt notwendig, meine Damen und Herren? Warum hatten wir die Krankheitsanfälligkeit in den Ställen? – Natürlich war diese auch durch die Massenhaltungen hervorgerufen. Es hat sich wieder einmal bestätigt: Wir Freiheitliche haben nicht grundlos die ganze Zeit vor der verfehlten EU-Landwirtschaftspolitik gewarnt. Es wurde Quantität statt Qualität gefördert. Aber möglichst viele Tiere schnell und kostengünstig hochzuzüchten, kann nicht der Weg für einen Lebensraum in der Zukunft sein.


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