Bundesrat Stenographisches Protokoll 680. Sitzung / Seite 66

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ändern!) – Wir machen das ja. Wir sind sehr bemüht – Kollege Marizzi, du weißt das ohnehin –, diese Arbeitskräfte wieder in den anderen Erwerbszweigen unterzubringen.

Daher betrübt es mich, wenn ich hier lesen muss, dass die Abwanderung wieder zugenommen hat. Ja wohin geht denn die Abwanderung? Geht die Abwanderung dann nur noch dort hin, dass man Arbeitsloser ist, wenn man keine Arbeit hat? Denn ein Zurück auf das Land gibt es eigentlich nicht. – Das hat einmal jemand in einer Zeitung geschrieben: Man muss eigentlich wieder Bauer werden, und so weiter. Einer der wenigen Berufe, die nicht in späteren Jahren erlernt werden können, so meine ich – es scheint so, als seien auch andere dieser Ansicht –, ist der des Bauern beziehungsweise des Landwirtes. Ein Retour zu dieser Tätigkeit gibt es nicht, außer bei einer Großlandwirtschaft, bei einem Großbauern, wo man industriell agiert, mit großen Maschinen, mit riesiger Käfigtierhaltung, was natürlich zu verurteilen ist, mit maschinellem Einsatz, wo man die Natur nur noch als Produktionsmittel und nicht als Geschöpf Gottes betrachtet. Aber der Kleinbauer wird kaum den Weg zurück finden, weil er es nicht von Kind auf gelernt hat.

Es ist daher – und ich gebe Herrn Kollegen Konecny und seinem Klub Recht, als er bei einem Seminar in Preßburg einen Beschluss gegen die Aushöhlung des ländlichen Raumes getroffen hat – durchaus wichtig, gegen die Aushöhlung des ländlichen Raumes anzukämpfen. Wir wissen aber, da gibt es die Schere: Was soll man alles machen? – Der Staat muss sparen, andererseits gibt es Strukturen, die man heutzutage in der Dichte nicht mehr braucht. Die Problematik ist erkannt, die Lösung noch nicht gefunden, und wir werden gemeinsam, Herr Kollege Würschl, am besten diese Lösungen konziliant erarbeiten.

Dass Gendarmerieposten geschlossen werden sollen, dass Postämter geschlossen werden sollen, dass Gerichte geschlossen werden sollen, alles Einrichtungen, an denen auch Kleinbauern, kleinstrukturierte Landwirte – von der Besitzstruktur her – tätig sind, ist beklagenswert, und es trifft mich persönlich hart, wenn ich hören muss, dass es so sein wird. Aber können wir uns dem wirklich entziehen?

Andererseits muss man schauen, wodurch die Armut auf dem Lande entsteht. Ich habe schon gesagt, die Armut ist überwiegend auf Überschuldung zurückzuführen. Es gelingt immer wieder Personen, die im wahrsten Sinne des Wortes wirklich gediegene Vertreter von landwirtschaftlichen Maschinen sind, den Bauern, den Kleinbauern nicht nur einen Traktor einzureden, sondern den zweiten und den dritten, weil dieser dann am Sonntag oder wann auch zeigen kann: Man ist wer, man hat etwas. (Bundesrat Gasteiger: Der redet einen Blödsinn! Lebt in der Stadt und redet für die Bauern, redet für die Landwirtschaft! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Herr Kollege! Ich nehme Ihren Vorwurf zur Kenntnis. Lassen Sie es mich aber doch sagen, denn es ist meinem Empfinden nach so, aber Sie können ja hier auch das Gegenteil behaupten! Das ist kein Angriff auf Sie, kein Angriff auf den Koalitionspartner, sondern ich versuche zu erkennen, wie ländliche Armut unter anderem entstehen kann. Und dieses Bemühen, das zu erkennen, werden Sie mir hoffentlich nicht absprechen können und auch nicht absprechen wollen.

Wir wissen, dass die Nahrungsmittelsicherheit – da mache ich jetzt einen kleinen Sprung – und die Bereitstellung qualitativ hochwertiger Nahrungsmittel, die Erhaltung der Artenvielfalt und der Kulturlandschaft sowie die Grundwasserqualität hohe Priorität bei den Konsumenten haben. Ich frage nur: Haben diese Dinge bei den Konsumenten wirklich eine so hohe Priorität, wie wir immer feststellen, Herr Bundesminister? Ist das nicht eher eine Aussage für den Sonntag, während man in Wirklichkeit billig einkaufen möchte?

Der Konsument möchte billig einkaufen, und das ist ein Problem für die Landwirtschaft. Da klafft es auseinander, denn wir sind Opfer des Bereiches, in dem man sehr wohl mit billigen Preisen beim Einkauf und mit hohen Preisen beim Verkauf leben muss: Das ist ein Produktionsbereich. Dieser Produktionsbereich macht der Landwirtschaft stark zu schaffen. Wie viele große Einkäufer gibt es noch in Österreich, Herr Kollege Steinbichler? – Ich glaube, es sind nur noch zwei oder drei Handelsketten, die in Österreich großartig einkaufen und gegenseitig die Preise nie


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