Bundesrat Stenographisches Protokoll 680. Sitzung / Seite 78

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tierten und Existenzsicherung bäuerlicher Betriebe dienenden Agrarpolitik Rechnung. Es geht um eine konsequente Umsetzung der Agenda 2000 mit den Programmen für die ländliche Entwicklung und das ÖPÜL, um die Ausrichtung der Ausgleichszulage für Berggebiete und benachteiligte Regionen sowie um die Einführung des Sockelbetrages. Meine liebe Kolleginnen und Kollegen, die vor mir gesprochen haben! All das kommt im Besonderen den kleinen und mittleren Betrieben zugute und hilft ihnen.

Es geht weiter um eine Qualitäts- und Marketingoffensive, um die Intensivierung der Bildungs- und Beratungsarbeit und um die Umsetzung des Bioaktionsprogramms, um den hohen Standard dieser Produktionsform zu halten.

Ich freue mich aber besonders, dass sich der Grüne Bericht 2000 in einem Sonderbeitrag mit der Situation der Bäuerinnen in Österreich beschäftigt und feststellt, dass Bäuerinnen in den landwirtschaftlichen Betrieben immer mehr Verantwortung übernehmen und ganz wesentlich zur Aufrechterhaltung der landwirtschaftlichen Betriebe und vor allem zur flächendeckenden Bewirtschaftung beitragen.

Ein Drittel der oberösterreichischen Bauernhöfe – von diesem Bundesland weiß ich es ganz genau – wird von Bäuerinnen als alleinige Betriebsführer bewirtschaftet. Zählt man die Ehegemeinschaften dazu, so sind es über 60 Prozent, etwa 62 Prozent der Höfe, auf denen Bäuerinnen als Betriebsführerinnen arbeiten. Sie engagieren sich neben ihrer Tätigkeit in der Urproduktion noch in einer Vielfalt von Tätigkeiten. Die Bäuerinnen sind es, die zunehmend jene wirtschaftlichen Freiräume, die die ökosoziale Agrarpolitik geschaffen hat, nutzen. Sie sind es meistens, die die bäuerliche Direktvermarktung betreiben, Alternativproduktionen aufbauen und die Urlauber am Bauernhof betreuen, um nur einige dieser Bereiche zu nennen.

Ohne die tragende Arbeit der Bäuerinnen bei der Einkommensbeschaffung, bei der Neuorientierung im beruflichen Bereich und der mitmenschlichen Konfliktlösung in der Mehrgenerationenfamilie wäre der Strukturwandel in der Landwirtschaft nicht zu bewältigen.

Die vielfältigen Aufgaben verlangen natürlich auch eine multifunktionale Aus- und Weiterbildung, die an unseren hervorragend geführten land- und hauswirtschaftlichen Fachschulen und an den ländlichen Fortbildungsinstituten angeboten und von den Bäuerinnen in hohem Maße angenommen werden.

In den bäuerlichen Familien werden neben der Kinderbetreuung – hier ist die Bereitschaft zu mehr Kindern vielfach noch gegeben – auch die alten Menschen im Familienkreis gepflegt. Die Kinder werden in das Leben und die alten Menschen aus dem Leben begleitet. Und da leisten die Bäuerinnen Großartiges und Unbezahlbares.

Die Mehrfachbelastung – meine Kollegin hat das vorhin schon angesprochen –, auch der Existenzdruck, die Sorge um die wirtschaftliche Zukunft des Betriebes führen vielfach auch zu gesundheitlichen Problemen. Eine funktionierende partnerschaftliche Zusammenarbeit in der Familie, aber auch zwischenbetriebliche Zusammenarbeit, wie sie mein Kollege Hensler schon vorher erwähnt hat, mit den Maschinen- und Betriebshilferingen, mit den Erzeugergemeinschaften und dergleichen mehr schaffen Abhilfe, Freiräume und Entlastung für die Bäuerinnen und alle Familienmitglieder. Es gibt viele Möglichkeiten, die auch von der Sozialversicherung der Bauern angeboten werden, um Erholung und Entlastung zu bieten.

Trotz der großen Belastung haben die Bäuerinnen – darüber können wir uns, so glaube ich, alle freuen – eine sehr positive Lebenseinstellung und sind neben ihrer Tätigkeit am Hof und in der Familie auch bereit, in der Öffentlichkeit Aufgaben zu übernehmen. Sie haben Freude an der Arbeit und sind gerne Bäuerinnen, wie dies auch eine Studie sehr eindrucksvoll aufzeigt.

Ich möchte von dieser Stelle aus allen Bäuerinnen unseres Landes für ihre wertvolle Arbeit danken, und ich lade Sie ein, das mit einem kräftigen Applaus zu bekunden. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der Freiheitlichen.)


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