Bundesrat Stenographisches Protokoll 680. Sitzung / Seite 84

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Sie alle haben sich zu biologischer Landwirtschaft bekannt. Ich finde, dass es ein wirklich richtiger Weg ist. Sie kreiden an, dass der bürokratische Aufwand dementsprechend hoch ist. Alles, was an biologischer Arbeit oder überhaupt an Arbeit im Betrieb geleistet wird, muss letztendlich – wenn es gefördert werden soll – einer gewissen Kontrolle unterziehbar sein, und Kontrolle ohne Aufschreibungen ist ganz einfach nicht möglich.

Sie kritisieren hier intensivst, dass es so etwas wie eine Flächenprämie in Österreich gibt, bedenken aber zu wenig, dass biologische Arbeit oder ökologische Arbeit auf der Fläche passiert und eine Leistungsabgeltung in diesem Bereich stattfinden muss. Sie bedauern, dass zig Milliarden Schilling in der Europäischen Union in dubiosen Quellen verschwinden, bedenken aber nicht, dass wir in Österreich auf Grund unseres Kontrollsystems, auf Grund unseres Aufschreibesystems tatsächlich maßgeblich an vorderer Front tätig sind, damit so etwas in Österreich nicht passieren kann.

Sie oder viele von Ihnen – vielleicht nicht Sie hier im Saal, die Sie sich intensivst mit dem Grünen Bericht auseinander gesetzt haben und tatsächlich ein bisserl Einblick in die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern nehmen konnten – oder ein Teil der Gesellschaft stehen letztendlich immer noch auf dem Standpunkt, dass möglichst traditionell gewirtschaftet werden muss, was immer noch ein bisserl mit den Spinnweben der Nostalgie verhaftet ist. Man sieht nicht so gerne, dass die moderne Technik, die durchaus auf Grund von Erkenntnissen der Wissenschaft und Forschung in der Landwirtschaft anzuwenden ist, auch in die Landwirtschaft Eingang findet. Man hätte viel lieber, dass Pferdewagen unterwegs sind und man sich mit Schubkarren beschäftigt, anstatt dass große Traktoren auf den Feldern fahren.

Trotz allem muss man sagen, dass es die österreichischen Bauern verstanden haben, sich in überbetrieblichen Maschinenringen zu organisieren und daher der Betriebsmitteleinsatz entsprechend gerechtfertigt ist.

Traditionelle Bewirtschaftung der herkömmlichen Art kann ganz einfach nicht konform gehen mit der Selbstverständlichkeit, mit der sich unsere Bauern im Weltmarktwettbewerb beweisen müssen.

Wir haben ein großes Problem, das mit der Abwanderung einhergeht. Wir haben schon vor langer Zeit erkannt, dass diese Welle der Abwanderung noch nicht vorbei ist. Jeder, der in einem Dorf wohnt, kann das nachvollziehen, wenn er sieht, dass uns die Altersstruktur – nicht nur in der Gesamtbevölkerung, sondern ganz spezifisch in der bäuerlichen Bevölkerung – gewaltig zu schaffen macht. Das verhindert letztendlich diesen familieninternen Transfer von Leistungen, der immer stattgefunden hat. Das verhindert die überbetriebliche und die betriebliche Zusammenarbeit. Das verhindert den Einsatz der Generationen, die in der Tradition füreinander da waren.

Es ist wichtig, dass sämtliche Maßnahmen, die zur Einkommenssicherung in der Land- und Forstwirtschaft möglich sind, eingesetzt werden müssen, um eine Angleichung des Einkommensniveaus mit anderen Berufsgruppen stattfinden zu lassen, um tatsächlich die Abwanderung aus der Landwirtschaft stoppen zu können. Es sind dies letztendlich positive Investitionen zur Sicherung der Lebensgrundlagen für die Menschen in unserem Land.

Die Landwirtschaft hat vielfältigste Aufgaben für die Gesellschaft zu erfüllen. Sichere, gesunde, schmackhafte Lebensmittel aus der Region sind zur Verfügung zu stellen. Hier ist besonders positiv anzumerken, dass durch die Schaffung einer Agentur für Ernährungssicherheit ein durchlässiges System vom Produzenten bis zum Konsumenten geschaffen werden soll, um tatsächlich die Lebensmittelproduktion nachvollziehen zu können, womit das Vertrauen der Gesellschaft in die österreichischen Lebensmittel wieder zurückgewonnen werden soll.

Es ist die Erhaltung der Artenvielfalt und der Wasserqualität notwendig, selbstverständlich auch die Ausweitung der ökologischen Standards. Österreich ist ein Land, das in Berggebieten und benachteiligten Regionen besonders ökologische Erfordernisse und Ansprüche an die bäuerliche Bewirtschaftung stellt. Genau das muss auch im Sinne der Tourismuswirtschaft in Zukunft


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