Bundesrat Stenographisches Protokoll 680. Sitzung / Seite 88

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Auch hier ist die Fragestellung letztendlich: Was wollen Sie? Wollen Sie eine Landwirtschaft, die klein, fein, handgestreichelt produziert? – Dann müssen Sie aber auch B sagen und nicht zu Entwicklungen applaudieren, die tagtäglich stattfinden. (Vizepräsidentin Haselbach übernimmt den Vorsitz.)

Ich bin vielmehr für den Blick des Realismus, meine Damen und Herren! Auch in der Landwirtschaft gibt es so etwas wie Markt, den wir nicht außer Kraft setzen können. Auch in der Landwirtschaft gibt es so etwas wie Wettbewerb, und letztendlich entscheidet der Konsument mit seinem tagtäglichen Kaufverhalten, wie die Landwirtschaft aussieht. Nicht die Agrarpolitik alleine ist das, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Ich möchte, dass bei derartigen agrarpolitischen Diskussionen, für die ich sehr bin, auch diese Offenheit angesprochen wird und letztendlich auch dieser reale Blick gegeben ist – auch im europäischen Vergleich.

Heute wurde die Frage angesprochen, wir hätten in Österreich sozusagen die Großlandwirtschaft. Damit wir nur wissen, wovon wir reden: In Österreich sind 1,3 Prozent aller Betriebe größer als 100 Hektar; in Deutschland sind es 4,2, in Großbritannien 16,5 Prozent der Betriebe.

Ich meine, wir haben in Österreich eine bäuerliche Struktur in der Landwirtschaft. Ich habe bei dieser Diskussion der Größenverteilung immer einen Verdacht: Was wollen Sie eigentlich? Wollen Sie den Einheitsbetrieb? Wollen Sie, dass jeder österreichische Betrieb gleich viel Hektar, gleich viel Kühe, gleich viel Schweine hat? Wollen Sie diesen Einheitsbetrieb?

Wenn Sie das nicht wollen, dann sagen Sie es! Aber sagen Sie es auch, wenn Sie es wollen!

Wenn wir einen Vergleich etwa innerhalb der Europäischen Union anstellen, dann stellen wir fest, dass wir in Österreich beispielsweise 20 Stück Rinder pro Betrieb haben, während es in Großbritannien 90 Stück sind. – Sagen Sie doch, was Sie wollen! Wollen Sie die billigste Produktion? – Dann verabschieden Sie sich vom österreichischen Modell der Landwirtschaft! – Wenn Sie aber die österreichische Form der Landwirtschaft wollen, dann verabschieden Sie sich von dem Wunsch, so billig wie möglich einzukaufen!

Diese Quadratur des Kreises geht nicht, meine Damen und Herren! Es ist Entscheidung gefragt in dieser Situation! – Das meine ich, wenn wir über agrarpolitische Konzepte diskutieren. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich darf daher dann auf einige dieser Fragestellungen eingehen. Gestatten Sie mir aber zuvor noch eine Bemerkung, die ich bereits letztes Mal gemacht habe – sie hat damals zu großer Aufregung in diesem Saal geführt – und die ich heute wiederholen möchte: Ich bin stolz darauf, dass wir in Österreich nach 170 000 Tests nach wie vor keinen Fall von BSE und keinen Fall von Maul- und Klauenseuche haben! Ich meine nicht, dass das Zufall ist, sondern das ist letztendlich das Verdienst der Qualitätsarbeit der österreichischen Bauern und der effizienten Kontrolle, die auf dem Veterinärsektor stattfindet. – Aber sagen wir das doch dazu, dass das nicht selbstverständlich ist!

Ich habe oft bei Diskussionen – so auch heute – den Eindruck, wir diskutieren eigentlich über ein anderes Land und nicht über unser Österreich und nicht über unsere österreichischen Bauern. Daher im Folgenden meine Anmerkungen zu einigen kritischen Fragestellungen, die ich gerne diskutiere, Herr Kollege Kraml, aber: Diskussion sollte auch Fortschritt bringen und sich nicht nur auf das jährliche Wiederholen derselben Argumente beschränken.

Zum Thema Verteilung: Herr Kollege Würschl! Lesen Sie von Seite 301 bis Seite 316 die Förderungsverteilung nach! Sie ist detailliertest und penibel aufgelistet – nicht in drei Zeilen festgehalten, sondern offen, objektiv und detailliert aufgelistet.

Was folgt denn daraus? – Nehmen Sie beispielsweise das Umweltprogramm: Sie sagen, wir sollen mit der Hektarförderung aufhören. – Ja wollen Sie denn, dass das tausendste Hektar im Umweltprogramm nicht ökologisch bewirtschaftet wird? – Ich meine, dass uns gerade die


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