Bundesrat Stenographisches Protokoll 681. Sitzung / Seite 50

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Bis zur vollständigen Beseitigung der Kinderarbeit, einer schlimmen Ausbeutungsform im Lebensalltag, ist es für uns alle noch ein weiter Weg, aber mit dem Übereinkommen der IAO hat die weltweite Bewegung zur Bekämpfung der Kinderarbeit ein erfolgreiches Etappenziel erreicht. In Zukunft wird aber eine viel größere Entschlossenheit als bisher und eine bessere Verzahnung von Entwicklungshilfe und Umsetzung des Übereinkommens Nr. 182 erforderlich sein, um den schlimmsten Formen der Kinderarbeit tatsächlich ein Ende zu setzen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

12.42

Vizepräsident Jürgen Weiss: Nächster Redner ist Herr Bundesrat Herbert Würschl. Ich erteile ihm das Wort.

12.42

Bundesrat Herbert Würschl (SPÖ, Kärnten): Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist schön, dass bei dieser Thematik heute auch Jugendliche als Besucher hier sitzen, um mitzudenken, mitzureden und auch in ihren Schulklassen, so nehme ich an, Diskussionen darüber zu führen.

Meine Vorrednerin hat Fakten und Zahlen auf den Tisch gelegt, die nicht ergänzt oder neuerlich zitiert werden müssen. Es ist einfach unfassbar, sehr geehrte Damen und Herren, wenn man sich vergegenwärtigt, dass im 21. Jahrhundert, dass in einer Zeit, in der ein Teil der Menschen sehr reich ist, Kinder ab dem sechsten, siebten oder achten Lebensjahr gezwungen werden, erwerbsmäßig Arbeit zu leisten. Ich glaube, dass es richtig ist, wenn wir hier nicht belehrend auftreten, sondern nachdenken, wie wir dieser Situation am besten begegnen können, damit Kinder nicht arbeiten müssen.

Ich gehe davon aus, dass wir an dieser Situation mit schuld sind. Wenn ein Teil der Menschheit ein relativ großes Einkommen beziehungsweise Besitzungen hat, dann bin ich der Meinung, müsste es so etwas wie Solidarität geben, um anderen Teilen der Welt entsprechend zu helfen. (Beifall bei der SPÖ und des Bundesrates Schennach. )

Es ist unfassbar, dass man heute Sechs-, Sieben-, Achtjährige zwingt, diese Arbeiten zu tun, dass man ihnen so ihre Kindheit nimmt, ihnen keine Möglichkeit gibt, schulische Ausbildung oder Bildung insgesamt erfahren zu dürfen. Da sind wir aufgefordert, unseren Beitrag zu leisten, damit es keine Kinderarbeit mehr gibt.

Ich habe gesehen, dass heute fünf Redner zu dieser Thematik Stellung nehmen werden, und ich bin mir sicher, dass alle der Meinung sind, dass Kinderarbeit nicht akzeptiert werden kann. Natürlich wird die Analyse oder die Bewertung unterschiedlich ausfallen. Ich glaube aber, dass wir verpflichtet sind, die Situation zu analysieren, daraus Schlüsse zu ziehen, auch Konsequenzen anzudenken, zu überlegen, welchen Beitrag wir zu leisten haben, Strategien zu überlegen, wie wir diesen armen Ländern, den armen Menschen in diesen Regionen helfen können. Man wird uns auch daran messen können, welches Engagement wir hier einbringen und wie wir da politisch handeln.

Sonntagsreden in Wien oder woanders zu halten, das wird den armen Menschen, das wird den Kindern nicht helfen. Wir werden sehr bald nachvollziehen können, welche Beiträge wir Österreicher in diesem Bereich eingebracht haben.

Sehr geehrte Damen und Herren! Auch das soll nicht belehrend wirken: Kinderarbeit hat es in der Geschichte bereits überall gegeben, auch bei uns. Es ist immer nur die Frage: Wie funktioniert ein Sozialsystem, wie funktioniert das wirtschaftliche Leben, wie ist ein Staat organisiert? Ist er sozial? Ist er human? Bringt er eine demokratische Kultur ein? – Wenn dem nicht so ist, haben wir es leider Gottes auch mit Kinderarbeit zu tun, denn es gibt einen elementaren Zusammenhang zwischen der Armut einer Gesellschaft und der "Notwendigkeit" – unter Anführungszeichen – von Kinderarbeit.

Sehr geehrte Damen und Herren! Ich glaube, dass wir alle aufgefordert sind, da in solidarischer Weise unsere Beiträge einzubringen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und des Bundesrates Schennach. )

12.46


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