Bundesrat Stenographisches Protokoll 689. Sitzung / Seite 78

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Wir wissen, China ist für Österreich kein Fremdwort. Wir haben immer sehr viel von der chinesischen Kultur gehalten, und einer der ersten Schritte, die nach Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zur Volksrepublik China stattfanden, war es, eine Ausstellung der archäologischen Funde der Volksrepublik China in Wien im Museum für angewandte Kunst zu zeigen. Das Vorwort dazu ist von Mao Tse Tung und lautet: "Die Vergangenheit möge der Gegenwart dienen!" (Der Redner hält ein Buch in die Höhe.)  – Das ist der Katalog dazu, der damals im Jahre 1974 im Museum für angewandte Kunst aufgelegt worden ist.

Wenn man eine vergleichende Zeittafel dazu sieht, dann kann man erkennen, wie weit die Geschichte und die Kultur Chinas – ich lasse jetzt das Wort "Volksrepublik" weg, weil es nicht sinnvoll ist, das immer zu erwähnen – im Vergleich zu Österreich zurückgreifen. 15 Millionen Jahre vor unserer Zeitrechnung gab es die Primaten von Kai-Yian in der Provinz Yian, und die Entwicklung geht dann langsam hinauf bis ins mittlere Paläolithikum – 200 000 Jahre vor unserer Zeitrechnung –, von dem in China der Ma-pa-Mensch in der Provinz Kwangtung gefunden wurde, der sicherlich auch dort gelebt hat.

In Mitteleuropa war das die Zeit des Homo neandertalensis, der insbesondere in Österreich seine Ausprägung durch die Fundstätten – jetzt bin ich sehr egoistisch – in der Gudenus-Höhle im Waldviertel fand. Diese Fundstätten sind im Naturhistorischen Museum zu sehen. Vermutlich hieße die Zeit anders, wären menschliche Knochen in der Gudenus-Höhle gefunden worden. – Nein, es waren Artefakte, und wir reden hier von Artefakten und nicht von menschlichen Knochen. (Bundesrat Rosenmaier: "Homo Gudenus"!)

Ich erinnere mich deshalb so gut an diese Ausstellung, weil die Wiener und vermutlich viele Österreicher damals Schlange gestanden sind – Sie können sich auch noch daran erinnern, Frau Präsidentin – vor dem Museum für angewandte Kunst. Das ist nicht immer der Fall, dass wir vor Ausstellungen Schlange stehen. Es war vielleicht wirklich die Sehnsucht dahinter, auch diese Gegend, diese Geographie kulturell kennen zu lernen.

Aber wenn wir hier über China und die kulturellen Beziehungen zu China sprechen, dann möchte ich doch auch eines Herrn gedenken, mit dem mich eine Freundschaft verband und der mit der Frau Bundesministerin zumindest dienstlich eng zu tun hatte: Das war der leider Gottes schon lange verstorbene Botschafter Dr. Gredler.

Er war einer der ersten österreichischen Botschafter in der Volksrepublik China und hat wesentlich dazu beigetragen – das macht zwar jeder Botschafter, daran zweifle ich nicht, aber da ich ihn persönlich besonders schätze, unterstelle ich ihm das auch besonders positiv –, diese Kulturbeziehungen voranzutreiben, auch ohne das jetzt zu beschließende Gesetzeswerk.

Wir erleben es jährlich einmal bei den Neujahrskonzerten, von denen wir wissen, dass sie in der Volksrepublik China besonders gerne gehört werden. Die enorm hohen Einschaltziffern sind besonders auf die Hörer – klarerweise  nicht nur der Volksrepublik – im ostasiatischen Raum zurückzuführen.

Zu Gast in Österreich ist auch immer wieder der Chinesische Zirkus, der eine besondere Form der Kulturdarbietung ist, die uns zeigt, dass Kultur und Schaustellung sehr oft zusammenhängen. Natürlich – fast schon im Übermaß – gibt es in Wien und in Österreich die chinesische Küche, die chinesischen Restaurants, die manchmal vielleicht den Innenminister mehr interessieren müssten als die Kulturschaffenden; aber man isst auch oft sehr kultiviert dort, das ist richtig.

An den Fürstenhöfen Europas war im vorletzten Jahrhundert die Chinoiserie eine besondere Form der Einrichtung und der Gestaltung ihrer Aufenthaltsräume und ihrer Orte der Begegnung.

Wir erkennen also: Mit China – ich sage noch einmal "China", denn das sind vorübergehende Aspekte, ob es ein Kaisertum China oder eine Volksrepublik ist – verbindet Österreich sehr viel. Wie meine Vorredner schon festgestellt haben, gibt es nur Zustimmung zu diesem Gesetz.

Meine Vorrednerin – das hat mich sehr gefreut – hat heute auch erwähnt, dass ich mich gestern erkundigt habe, wie viel Geld dafür ausgegeben wird. Das ist sehr richtig; es sind rund 2 Millio


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