andere mehr. Es
muss uns auch bewusst sein, dass alle Aufgaben bürgernah erfüllt werden sollen.
Ich nehme das Wort
„Doppelgleisigkeit“ nicht in den Mund. Man kann nicht so einfach, wie das bei
jeder Veranstaltung im Wirtschaftsbereich der Fall ist, sagen: Es geht um Bürokratievereinfachung. –
Das ist zu wenig! Wir brauchen eine klare Kompetenzaufteilung, eine klare
Aufgabenzuordnung, ganz einfache Konstrukte, und dann wird es auch einfacher
sein. Ich bin davon überzeugt, dass zum Beispiel dieser Österreich-Konvent, auf
den ich noch zurückkommen werde, klare Zuordnungen vornehmen kann, vor allem
dann, wenn wir uns aus allen Fraktionen dazu bekennen mitzugestalten, wenn sich
die Bundesländer einbringen und wenn wir versuchen, unsere Erfahrung, die wir
täglich aufs Neue machen, dort einzubringen und diese dann in der Folge auch
umsetzen.
Ein wichtiger
Punkt für mich in dieser Woche – und ich sage das jetzt als jemand, der es
wahrscheinlich so empfindet wie Sie alle, die Sie auch in der Politik
Verantwortung tragen – ist, dass wir nachdenken müssen, wenn in der
zweitgrößten Stadt Österreichs, in Graz, 43 Prozent der Menschen nicht zur Wahl gehen. Ich würde
sehr darum ersuchen, aktiv auch daran zu denken, wie wir es in Fragen der
Briefwahl halten wollen, oder zumindest die Möglichkeiten zu schaffen. Das wäre
nur ein Thema, das kann man aber nicht nur in einem Satz erledigen, sondern da
muss man manches aufarbeiten. Es ist vieles vorbereitet: Es sind Vorschläge für
Wahlrechte in den verschiedenen Schubladen, es sind viele Ideen in den
Schubladen. Wir sind aufgerufen, etwas zu verändern.
Ich sage sehr
bewusst auch dazu, dass Kollege Schausberger mir mitgegeben hat – gerade
auch bei den Verhandlungen um die künftige Regierung habe ich gemerkt, dass es
da keinen Widerspruch gibt; das heißt, da bitte ich Sie auch um
Unterstützung –, dass die Koordinationsfunktion der Landeshauptleute bei
Krisen- und Katastrophenbewältigung gesichert werden soll – eine bittere
Erfahrung, die wir in den letzten Jahren in verschiedenen Bundesländern machen
mussten. Jeder der Landeshauptleute hat Verantwortung ohne rechtliche Deckung
übernommen, weil Verantwortung heißt, sich hinzustellen und etwas zu
entscheiden, solange es noch die Möglichkeit der Entscheidung gibt. Manchmal
ist es leider ohnehin fast zu spät, und man kann nicht mehr helfen. Das ist
dann die Erkenntnis der Hilflosigkeit von uns Menschen, die uns manchmal
bewusst wird. Es sollte uns viel öfter bewusst sein, dass wir nicht alles
selbst können.
Was wir für den
Bürger erwarten, wenn wir von Reformbestrebungen reden, ist nicht – ich sage es noch
einmal, Herr Staatssekretär, Sie werden mir das jetzt verzeihen, aber
Gesundheit ist ein Superthema dafür; ich weiß, dass das nicht gewollt ist, ich
sage auch, dass wir es nicht können –, dass man nur vom Bund auf das Land
oder vom Land dann in die Gemeinden und in die Städte verlagert, denn es
gehören die finanziellen Mittel dazu, aber bei einer klaren Kompetenzzuordnung
wird dies auch möglich sein, sondern dass wir wirklich vieles gemeinsam besser
machen. Es ist nicht so, dass wir einen Stillstand wollen, sondern wir sagen:
gemeinsame Ziele, klare Maßnahmen und sorgfältige Orientierung dieser
Ziele – das ist eine Aufgabe, die wir haben.
In meinen
Unterlagen findet sich der Begriff „Perchtoldsdorfer Paktum“. Das ist noch aus
dem Jahre 1992. Inzwischen hat sich viel geändert. Das sieht man, wenn man
sich zehn, elf Jahre später fragt: Was soll der Staat, was muss der Staat und
was kann der Staat und was können wir eigentlich als Staatsbürgerinnen und
Staatsbürger besser? Welch bessere Möglichkeiten gibt es? – Ich sage
bewusst dazu, es muss auch so etwas wie eine begleitende Hilfe oder eine
begleitende Kontrolle geben. Aber es ist nicht so, dass alles der Staat und die
öffentliche Hand machen müssen. Es gibt auch so etwas wie Eigenverantwortung.
Ich denke zum Beispiel auch an das Wahrnehmen der Möglichkeiten, wieder das
eine oder andere in die Verantwortung der Familien zurückzugeben. Das könnte
auch ein Weg sein.
Strukturreform heißt für mich aber auch, dass es nicht darum gehen kann, dass sich eine Gebietskörperschaft gegen die andere wendet und sagt: du nicht, ich schon, oder sonst! – Sie kennen die Diskussion selbst seit langer Zeit – wir führen sie auch zum Teil. Ich nehme
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