Meine sehr
verehrten Kolleginnen und Kollegen! Das Sozialversicherungsgesetz, das jetzt
hier an und für sich das Thema ist, dieser Gesetzesantrag, dass
Ausgleichszulagen angehoben werden – 7,3 Prozent für Ehepaare ist das
Eineinhalbfache, für Ehepaare kommt es also zu einer Erhöhung von 900 €
auf 965 € –, ist sicherlich eine sinnvolle Sache.
Es gibt
227 000 Ausgleichszulagenbezieher; das sind rund 8 Prozent der
Pensionisten, 37 000 Ehepaare sind davon betroffen. Der Aufwand hiefür
wird in etwa 25 Millionen € betragen. Diese Maßnahme ist wichtig vor
allem im Hinblick auf die Armutsbekämpfung, denn wenn man sich das europaweite
Ranking anschaut, sieht man, dass Österreich mit 13 Prozent im guten
Mittelfeld liegt. Den letzten Platz belegt Portugal mit 23 Prozent, an der
Spitze liegt Dänemark mit 8 Prozent.
Es ist schon
interessant, dass Karl Donabauer – er ist von euch, von der ÖVP – im
Nationalrat gemeint hat, die Lebenserwartung – und das ist korrekt! –
sei seit dem Jahr 1970 um sieben Jahre, von 1990 an um zwei Jahre
gestiegen. Ich gehe einmal davon aus – auch wenn ich es anders im Ohr
gehabt habe –, dass wir alle das begrüßen und dass das etwas sehr
Positives ist. Wir sollten aber auch nicht vergessen, dass er mehr oder weniger
im gleichen Absatz gesagt hat, dass die letzte Pensionsreform im Jahr 2000
erfolgt ist – bekanntlich während der Koalition ÖVP/FPÖ – und man
damals gemeint hat, diese Reform werde mindestens zehn bis 15 Jahre
halten. – Diese Rede ist nicht von mir – Donabauer hat das gesagt.
Und er stellt auch fest, dass wir heute gerade im Hinblick auf Pensionisten,
Armutsbekämpfung und dergleichen mehr eine ganz andere Diskussion verfolgen.
Die Diskussion, die wir nun erleben, geht über eine Pensionsreform mit immer
höherem Pensionsantrittsalter und immer weniger Geld, das man den Menschen dann
anbieten will, hinaus.
Wir
Sozialdemokraten sagen Ja zu Reformen, meine sehr verehrten Damen und Herren!
Ich sage das noch einmal ganz klar und deutlich: Wir sagen Ja zu Reformen, die
sozial ausgewogen, einheitlich und solidarisch aufgebaut sind. Die Frau
Vizekanzlerin – sie hat sich bereits verabschiedet – hat eines
vielleicht nicht verstanden – anders kann ich es mir nicht
erklären –, wenn sie davon spricht, dass hier keine
Gesprächsbereitschaft der Sozialdemokraten vorhanden wäre: Sie hat nicht
verstanden, dass für uns Sozialdemokraten die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit
von größter Bedeutung ist!
Meine sehr
verehrten Damen und Herren! Wir stehen mit dieser Meinung nicht alleine da.
Selbst die EU-Kommission sagt, Beschäftigung sichernde Maßnahmen seien ein wesentlicher
Bestandteil zur Armutsbekämpfung. Da schließt sich der Kreis wieder: Für uns
Sozialdemokraten ist das oberste Ziel, Arbeitslosigkeit zu bekämpfen,
Arbeitsplätze zu schaffen – aber Arbeitsplätze, die ein Einkommen
garantieren, mit dem die Menschen auch auskommen. Meine sehr
verehrten Damen und Herren – vor allem von den Regierungsparteien –,
ich muss Ihnen nämlich schon in Erinnerung rufen, dass Arbeitsplätze nicht
1 : 1 als Arbeitsplätze bezeichnet werden können, wenn es so ist
wie in Amerika, wo man drei, vier, fünf Jobs, „McJobs“, annehmen muss, um
„leben“ zu können. Eine Beschäftigung zu haben, zu arbeiten soll auch heißen,
ein entsprechendes Einkommen zu haben, von dem man leben kann.
Ein zusätzliches
Problem in dem zur Diskussion stehenden Bereich ist, dass Ausgleichszulagen
natürlich nur diejenigen bekommen, die in Beschäftigung gestanden sind, also
eine Pension bekommen. Und hier, meine sehr geehrten Kolleginnen – Sie
sind in erster Linie angesprochen – und Kollegen, müssen wir bedenken,
dass vor allem Frauen, die keine eigenständige Alterssicherung haben, davon
betroffen sind.
Da richte ich auch
wieder meinen Blick in eure Reihen, liebe Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP,
weil es euer Motto gemäß eurem christlich-konservativen Denken ist: Frauen
zurück an den Herd!, das ist ein wichtiger Platz, dort brauchen wir sie! –
Deshalb haben wir genau in diesem Bereich auch das Problem, dass diese Frauen
dann eben keinen Pensionsanspruch haben und gar nicht in den Genuss dieser
Ausgleichszulagen kommen können!
Da hat die schwarz-blaue Koalition nichts gemacht, meine sehr verehrten Damen und Herren, nicht einmal etwas angedacht oder gar entsprechende Überlegungen angestellt. Natürlich müs-
Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite