Bundesrat Stenographisches Protokoll 693. Sitzung / Seite 60

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Deshalb – auch wenn man mich noch so sehr als Betonierer hinstellt – sage ich immer wieder, und zwar auch zu dem, was jetzt beabsichtigt ist: Das sind keine Reformen, das sind kurz­fristige Maßnahmen, um die Budgets zu sanieren, um Geld zu bekommen!

Ich verspreche euch, so wahr ich hier heute stehe: Wir werden in spätestens zwei Jahren wieder darüber diskutieren, weil das keine Reformen sind, die das System für lange Zeit sichern und die auch für lange Zeit den Menschen die Sicherheit und die Berechenbarkeit bei ihrer Lebens­planung garantieren können. (Beifall bei der SPÖ.)

Deshalb appelliere ich an alle politischen Verantwortungsträger: Gehen wir von diesem kurz­fristigen Denken bei dieser so wichtigen Frage weg! Wir stehen auch dazu, dass es zu einer Harmo­nisierung der Systeme kommen muss, aber das muss man – und das hat Kollege Wolfinger auch gesagt – abgehoben von der Tagespolitik diskutieren. Unsere Idee im ÖGB ist es, dass man gerade das wichtige Thema der Pensionen aus der tagespolitischen Diskussion aus­klammert, einen Konvent zu diesem Thema macht, bei dem man diese Dinge genau durchforstet, genau analysiert, die Stärken und die Schwachstellen erforscht, sich genug Zeit dafür lässt, denn dann, wenn die Lebensplanung berücksichtigt ist, wird auch jeder Bürger für solche Reformen Verständnis haben und dann werden sie alle auch mittragen.

Dieses Thema ist so wichtig, dass wir uns die dafür nötige Zeit nehmen müssen! (Beifall bei der SPÖ und bei Bundesräten der ÖVP.)

Womit ich mich absolut nicht anfreunden kann, das ist die unqualifizierte Diskussion – das hat schon Kollegin Pühringer in ihrer Wortspende anklingen lassen –, dass man sich immer wieder, wenn es um solche Diskussionen geht, dazu treiben lässt, dass man sagt: Jetzt gehen wir Grup­pen peitschen! Einmal sind es die Beamten, ein anderes Mal sind es die Eisenbahner, dann sind es die „bösen“ Gewerkschafter, dann gehen wir auf die Bauern los und und und.

Das ist, bitte, sinnlos. Die Systeme, wie wir sie jetzt haben, sind unter ganz bestimmten Voraus­setzungen entstanden, dafür hat es Gründe gegeben, und sie sind so gewachsen. Wenn man heute feststellt, dass auf Grund der Entwicklungen Ungerechtigkeiten vorhanden sind, dann muss man in Ruhe darüber diskutieren. Man darf aber nicht nur die Vorteile aus den einzelnen Systemen herausklauben, sondern man muss die ganze Bandbreite der einzelnen Berufsgrup­pen und Beschäftigungsgruppen sehen, denn es gibt in diesen Bereichen auch viele Nachteile. Dass sich die Menschen dadurch sehr betroffen fühlen, das ist für mich verständlich. Wir als Verantwortungsträger sollten uns aber dazu nicht hinreißen lassen. Wir neigen sehr oft dazu – Kollegin Pühringer hat das sehr richtig gesagt, das hat mir sehr gut getan –, dass wir über etwas diskutieren, worüber wir gar nicht genügend Bescheid wissen, und davor sollte man sich in Acht nehmen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ und bei Bundesräten der ÖVP sowie Bei­fall des Bundesrates Schennach.)

13.08


Vizepräsident Jürgen Weiss: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Ing. Klamt. Ich erteile es ihm.

13.08


Bundesrat Ing. Gerd Klamt (Freiheitliche, Kärnten): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Meine sehr verehrten Damen und Herren des Bundesrates! Die Wortspenden meiner beiden Vor­redner haben mich dazu bewegt, hier ans Rednerpult zu treten und zum Thema „Pensionen“ doch einige Worte zu sagen.

Zunächst zu den Ausführungen meines Vorredners, Bundesrat Wolfinger: Es ist großartig, dass er herausgestrichen hat, dass Pensionisten keine Bittsteller sind. Ich glaube, dass wir in dieser Hinsicht noch viel dazulernen müssen. Diese Menschen haben Geld eingezahlt und haben einen Rechtsanspruch, eine Pension zu bekommen.

Bei dem Punkt „Arbeitslosengeld“ muss ich ihm widersprechen. – Das Arbeitslosengeld ist eine Versicherungsleistung, und man kann daher das Arbeitslosengeld nicht unbedingt mit der Ausgleichszulage vergleichen. Ich meine, wir müssten bei diesen Dingen einfach sensibler


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite