Bundesrat Stenographisches Protokoll 694. Sitzung / Seite 20

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Schwarz-Blau war zwischen 2000 und 2003 alles andere als eine Erfolgsgeschichte. Diese Regierung ist – wie nicht nur die Opposition, sondern auch viele politische Beobachter es er­wartet hatten – nach nur zweieinhalb Jahren auseinander gebrochen. Ich will mir da kein Urteil anmaßen, ob der Herr Bundeskanzler mit seiner Feststellung Recht hatte, mit einer FPÖ nach Knittelfeld könne man einfach nicht mehr regieren, und deshalb vorzeitige Neuwahlen ver­langte, oder ob Ihr alter und auch jetzt wieder neuer Regierungspartner mit der Kritik Recht hatte, dass all das ein gegen ihn gerichteter Bosheitsakt der ÖVP war. Wir haben immer schon gesagt, mit der FPÖ ist kein Staat zu machen und erst recht keiner zu regieren. Sie sind an einem gewissen Punkt auch draufgekommen, dass das stimmt, allerdings war das ein relativ kurzfristiges Erweckungserlebnis.

Die Frage, die sich die Österreicherinnen und Österreicher heute schon sehr laut stellen, ist, warum denn eigentlich wirklich im Herbst gewählt werden musste, wenn es auf Schwarz-Blau neuerlich Schwarz-Blau gibt. (Bundesrat Bieringer: Geh hinüber ins Plenum und schau, was sich verändert hat!) – Das ist mein nächster Satz, Kollege Bieringer! Das, was du jetzt gesagt hast, ist nicht von dir, das hat auch der Herr Bundeskanzler gesagt, als er auf die Frage, warum denn gewählt werden musste, sagte: Schauen Sie sich die Zusammensetzung des National­rates an! Also ich nehme nicht an, dass er die Mandatsgewinne der SPÖ und der Grünen damit gemeint hat (Bundesrat Dr. Nittmann: Die sind ohnehin marginal!), was er ganz offensichtlich gemeint hat und was du gemeint hast, ist schlichtweg, dass sich die Machtverhältnisse innerhalb einer Regierungskoalition, die offenbar nie in Frage gestanden ist, sehr zu Gunsten der ÖVP und zu Lasten der FPÖ verschoben haben.

Ich sage es anders: Der Herr Bundeskanzler hat also auch schon öffentlich klargestellt: Gewählt werden musste nur, um die FPÖ zu schwächen. Mich darüber aufzuregen, ist nicht mein Thema, das müssen Sie sagen, meine Damen und Herren von der FPÖ! Sie müssen – oder müssen auch nicht – etwas dazu sagen. Schreckgelähmt, wie Sie nun einmal sind, werden Sie wahrscheinlich nichts dazu sagen. (Bundesrat Dr. Böhm: Wo ist der Schrecken? Überhaupt nicht!) Im Applausverhalten Ihrer Fraktion kann sich zweierlei ausdrücken: Ihre mangelnde Be­geis­terung – aber das wage ich Ihnen nun nicht zu unterstellen – oder eben ein Lähmungsver­hal­ten. Und davon habe ich jetzt gesprochen. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ und des Bundes­rates Schennach.)

Was ich zu diesem Thema sagen muss, ist etwas anderes: Es ging Ihnen, Herr Bundeskanz­ler ... Herr Präsident! Ich würde sagen, schalten wir das (auf das blinkende Licht am Rednerpult weisend) ab. Ich werde ein bisschen länger brauchen, und wenn Sie es mir nicht übel nehmen, würde ich dazusagen: Ich nehme sozusagen einen Vorschuss auf die nachfolgenden Ausfüh­rungen des Herrn Vizekanzlers. (Heiterkeit bei der SPÖ. – Beifall des Bundesrates Gasteiger. – Bundesrat Dipl.-Ing. Dr. Lindinger: Eine höchst demokratische Gesinnung!)

Es ging Ihnen, Herr Bundeskanzler, also darum, die Machtverhältnisse in einem feststehenden Bündnis zu verändern. Sie waren es, der bei uns – nicht in dem Text der Regierungserklärung, sondern bei Ihren Annotationen dazu – gemeint hat, nicht Wolfgang Schüssel, sondern die „Salzburger Nachrichten“ hätten in wirtschaftspolitischer Hinsicht diese Regierung gelobt. Darf ich das auch so sagen: Nicht Albrecht Konecny, sondern die „Salzburger Nachrichten“ haben die Bildung dieser Regierung – aber ich gebe ihnen Recht dabei – als eine Missachtung des Wählerwillens bezeichnet. (Bundesrat Dr. Aspöck: Sie haben die Regierungsverweigerung der SPÖ außer Acht gelassen. Sie schreiben auch was von der Regierungsverweigerung der SPÖ!)

Wenn eine Mehrheit von 54 Prozent nichts zusammengebracht hat, dann soll eine Mehrheit, die auf 52 Prozent, wenn auch mit verschobenen Gewichten, reduziert wurde, mehr zusammenbrin­gen? (Bundesrat Weilharter: Ihre Partei hat diesen Wahlkampf zum Lagerwahlkampf ge­macht! – Bundesrat Manfred Gruber: Das ist ein Blödsinn!) Herr Kollege, das Lager, das es nicht gibt, hat auch entsprechend dazu gewonnen. Das eine „Lager“ – ich sagte es gerade – hat 2 Prozent gesamthaft verloren, das andere „Lager“ hat im Hinblick auf die im Parlament vertretenen Parteien ungefähr 5 Prozent dazu gewonnen. Das ist an sich nicht so schlecht. Wenn der Herr Bundeskanzler sagt – ich habe auch das schon erwähnt –, schauen Sie sich die Zusammensetzung des Nationalrates an, so muss ich sagen, ist vom Standpunkt der beiden


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