sinnigen und
aussagekräftigen Satz geflüchtet: Das ist für Außenstehende sicher schwer zu
verstehen.
Ja, das ist vor
allem für die Betroffenen schwer zu verstehen, wenn man ihnen vor der Wahl
sagt, das Frühpensionsalter bleibt vier Jahre lang unverändert, und dann bei
der Neubildung der Regierung sagt: radikal, sofort, jetzt ohne
Begleitmaßnahmen. Ich will das gar nicht mit einem ordnungsruffähigen Ausdruck
belegen, aber klar ist, dass hier eine Grenze überschritten wurde, die in einem
Land, wo das ein Minderheitenrecht ist, einen Untersuchungsausschuss über
Wahlversprechen durchaus rechtfertigen würde. (Bundesrat Dr. Böhm: So
wie in Deutschland gegen Schröder!) – Ich habe das bewusst gesagt,
ja.
Die Außenstehenden
geht das nichts an, auch wenn sie Betroffene sind. Hat sich da die ÖVP in einen
Kanzlerbunker auf der „Wolfgang-Schanze“ zurückgezogen und kommuniziert nicht
mehr mit der Realität unserer Gesellschaft? (Beifall bei der SPÖ.) Kommt jene Bunkermentalität zum
Ausdruck, die Sie auch ... (Bundesrat
Dr. Böhm: Ein höchst
unpassender Vergleich!)
Präsident
Herwig Hösele: Herr Professor! Ich bitte
Sie – Sie sind mehrfach schon an der Grenze gewandelt – im Ton um
Mäßigung. (Unmutsrufe bei der SPÖ.)
Bundesrat
Albrecht Konecny (fortsetzend):
Das Wesen einer Grenze ist, dass sie eine Grenze ist. Man kann sie verletzen.
Das bemühe ich mich redlich, nicht zu tun. (Zwischenbemerkung
von Bundeskanzler Dr. Schüssel. –
Bundesrat Dr. Böhm: Das ist
eine unverblümte Anspielung! – Bundesrat Dr. Nittmann: Herr Professor, das ist peinlich! – Weitere
Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Präsident Herwig Hösele: Herr Professor, ich bitte Sie um
Mäßigung.
Bundesrat Albrecht Konecny (fortsetzend): Gut, ich
mäßige mich und komme noch einmal auf Frau Rauch-Kallat zurück. (Bundeskanzler Dr. Schüssel: Sie entschuldigen sich nicht dafür? Dann ziehen Sie ihn
wenigstens zurück, diesen Vergleich!) Herr Bundeskanzler! Ich habe nicht
die Absicht, Sie mit Adolf Hitler zu vergleichen, aus einer Fülle von Gründen,
um das ganz klar zu sagen. (Bundesrat
Dr. Nittmann: Bei Ihnen ist das
nicht so selbstverständlich! Bei einem permanenten Provokateur wie bei Ihnen
ist das nicht selbstverständlich!) Was ich zum Ausdruck bringen wollte,
ist, dass Sie den Kontakt mit der Realität dieses Landes verloren haben. Und
wenn Sie Maßnahmen treffen, von denen einer Ihrer Minister sagt, das sei für
Außenstehende schwer verständlich, dann nehmen Sie eine abgeschottete
Interpretationshoheit in Anspruch, die jede Diskussion unmöglich macht.
Dagegen verwehren wir uns! (Beifall bei
der SPÖ. – Bundesrat Dr. Nittmann:
Unsinn! Ihre Rhetorik ist blanker Unsinn! Das ist ja unglaublich, was er da
redet!)
Ich komme also zur
Frau Ministerin Rauch-Kallat zurück, die den in der Regierungserklärung
angekündigten Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit bejubelt. Sie hat im
vergangenen Sommer – damals natürlich noch als Generalsekretärin –
die Forderung der SPÖ nach ebendieser Regelung als verantwortungslos
gebrandmarkt. Heißt das also jetzt, dass diese Regierung verantwortungslos
ist oder war ihre Bemerkung von vor einem halben Jahr schlicht daneben?
Da gibt es
Vizekanzler Haupt – ihn kann ich persönlich ansprechen –, der uns
monatelang in seiner damaligen Eigenschaft – noch immer Eigenschaft, aber
nur mehr kurze Zeit – als dafür zuständiger Minister erklärt hat, dass es
bei den Ambulanzgebühren um keine Geldbeschaffungsaktion, sondern um einen
Lenkungseffekt geht. Die Spitalsambulanzen seien zu teuer, die niedergelassenen
Ärzte könnten dieselben Leistungen um weniger Geld erbringen.
All das haben Sie
den Österreichern vor der Wahl gesagt. Nach der Wahl und nach Ihrem Wiedereintritt
in die Bundesregierung versuchen Sie als ersten Akt, diese unglückseligen Ambulanzgebühren –
Lenkungseffekt hin, Lenkungseffekt her – wieder abzuschaffen. Das hat sich
zwar die neue oder künftige Gesundheitsministerin nicht gefallen lassen, aber
Sie erfinden gleich die neue Unterstellung dazu.
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