Sie haben als
Ausrede oder als Begründung dafür, dass diese Gebühr jetzt nicht abgeschafft
wird, erklärt, man könne das nicht tun, weil es 260 bis 280 – gestern
waren es nur mehr 200 – Beschäftigte in den Krankenversicherungen gäbe,
die das administrieren, und bevor es für diese keinen Sozialplan gibt, was
heißt, dass man sie hinausschmeißen will, könne man das natürlich nicht
abschaffen.
Das muss man sich
alles einmal so richtig auf der Zunge zergehen lassen. Als das eingeführt
wurde, haben Sie erklärt, verwaltungsmäßig werde das überhaupt nichts kosten,
das müssten die Krankenversicherungsträger locker administrieren können. Sie
haben es locker administriert – nein, nicht locker, sondern mit
zusammengebissenen Zähnen, weil dort der Unsinn dieser Maßnahme erkannt wurde,
aber sie haben es ohne Neuaufnahmen administriert. Und jetzt zu sagen, wir
müssen die Menschen, die das neben ihren anderen Aufgaben oder zu Lasten von
zusammengezogenen Tätigkeitsbereichen anderer Mitarbeiter administriert haben,
hinauswerfen, das ist ein Zynismus, das ist eine Verachtung der Menschen, die
beispiellos ist. (Beifall bei der SPÖ. – Vizepräsidentin Haselbach übernimmt
den Vorsitz.)
Ich will nicht die
ganze lange Liste der Drohungen, die die Zukunft unseres Landes und seiner Menschen
betreffen, herunterdeklinieren. Wir wissen, was sich im Innenministerium tut,
wir wissen, was sich im Flüchtlingsbereich tut, wir wissen, welch wirklich
bedrohliche Vision mit den rudimentär bekannten Vorstellungen Ihrer
Pensionsreform verbunden ist, aber diese Debatte wird im weiteren Verlauf des
heutigen Tages und bei vielen konkreten Anlassfällen zu führen sein.
Ich will mich noch
auf eine Feststellung beschränken: Diese Regierung ist tatsächlich anders als
die erste schwarz-blaue Koalitionsregierung. Die erste schwarz-blaue
Koalitionsregierung ist im Chaos untergegangen. Die zweite ist viel besser, sie
schafft es, bereits im Chaos zu beginnen.
Was wir in den
letzten Tagen erlebt haben und was Sie selbst miterlebt haben, das muss Sie zur
Verzweiflung gebracht haben, das verstehe ich schon. Da stellt sich eine
Regierung hin und sagt, ein Kernstück ist eine große Steuerreform, und dann
sagt der Finanzminister, aber garantiert ist diese nicht, da muss ich schon
Bedingungen stellen. Und dann wird – wie haben Sie das genannt, Herr
Bundeskanzler? – eine virtuelle Diskussion geführt. Ich weiß nicht, ob der
Herr Vizekanzler virtuell ist. Mir kommt er eigentlich ziemlich real vor. Was
ist hier also virtuell? – Der Finanzminister oder, wie man befürchten muss,
die Steuerreform? – Tatsache ist, dass in ganz zentralen Punkten von der
ersten Stunde an Meinungsdifferenzen, unterschiedliche Auffassungen –
diese werden natürlich die Umsetzung behindern – bestehen.
Da gibt es –
er beehrt uns heute nicht mit seinem Besuch – einen Staatssekretär, den
ich so gerne gefragt hätte, ob er diese Woche schon weiß (zu Staatssekretär
Mag. Schweitzer) – nein, nicht Sie –, wofür er
zuständig sein wird! Ich kann auch die Frau Ministerin nicht fragen, die
sozusagen seine Chefin werden wird. Die Vorstellung, dass ausgemacht wird, die
FPÖ bekommt einen Staatssekretär, der irgendetwas Medizinisches macht –
das hat er im Fernsehen gesagt –, ist ganz gut. Wenn er irgendetwas
Verwaltungsmäßiges machen würde, hätte ich mehr Angst. – Das ist schlicht
und einfach Packelei und hat nichts mit der Aufgabenverteilung in einer
Bundesregierung zu tun, wenn man jemandem sagt, du bist es, aber leider habe
ich keine Ahnung, was du machen sollst, aber wir werden schon etwas finden. Das
ist an sich nicht dem Niveau einer Bundesregierung angemessen.
Herrn
Staatssekretär Finz – Herr Bundeskanzler, da haben Sie selbst einen
Ordnungsruf veranstaltet – ist es ähnlich gegangen. Dieser hat auf Grund
welcher Indizien immer gesagt: Ich werde für die Beamten zuständig sein! Dann
haben Sie gesagt: Nichts da, das mache ich selbst! Sie werden schon wissen,
warum. Was ist dann sein Aufgabenbereich? (Bundesrat Bieringer: Wo
hat der Kanzler etwas gesagt?) – Gut, ich werde Ihnen die
Medienberichte dann nennen, auch wenn alle österreichischen Medien darüber
unrichtig informiert haben. Herr Bundeskanzler! Ich bin aber gerne bereit, zur
Kenntnis zu nehmen, dass Herr Staatssekretär Finz jetzt doch für die Beamten
zuständig ist. Ist das die Aussage, die Sie in Ihrer Replik hier treffen
wollten? – Okay. Sie haben durch Körperhaltung dementiert und nichts
gesagt; ist in Ordnung.
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