Da gibt es
einen – er ist auch nicht mehr da, das ist eben das Schicksal des
Bundesrates – Verteidigungsminister, den man in ein Ressort schickt,
wobei man ihm nicht sagt, welche inhaltlichen Reformvorstellungen von
Amtsvorgängern angedacht sind, der also – vielleicht bin ich da jetzt zu
hart – von der Generalität gerade ins Haus gelassen wurde. Jedenfalls hat
sie ihm mitgeteilt, seinen Bürochef kann er sich gleich wieder abschminken. Er
hat dann Nachhilfeunterricht bekommen, damit er ungefähr weiß, was dort
angedacht ist.
Ein guter Start
ist das nicht, genau so wie es kein guter Start ist, wenn der bereits erwähnte
Kärntner Landeshauptmann der Regierung vom ersten Augenblick an sagt, wo es
eigentlich langzugehen hätte, und für den Fall, dass sie nicht pariert, nicht
nur mit der Abspaltung seiner FPÖ-Landesgruppe, was mich nicht sehr kränkt,
droht, sondern auch gleich mit einem Freistaat Kärnten, was immer das
inhaltlich sein soll. Dieser spielt hier jene Rolle weiter, die er drei Jahre
davor gespielt hat.
Sie haben keines
der Strukturprobleme dieser Regierungskoalition gelöst, und Sie haben vor allem
vom ersten Augenblick an gezeigt, dass das Chaos dieser Regierung treu bleibt.
Die alte Regierung hat, als noch alles Wonne und Waschtrog war, einmal am Beginn
ihrer Amtszeit eine Art Betriebsausflug nach Schönbrunn gemacht. Ich würde
Ihnen empfehlen, diese Tradition aufzugreifen. Aber damit das Ganze einen
gewissen politischen Lerneffekt beinhaltet, würde ich vorrangig den Besuch des
Krokodilgeheges und des Schlangenhauses empfehlen. Da kann man wenigstens etwas
für die innerkoalitionäre Praxis lernen. (Bundesrat Dr. Böhm: Das
ist Menschenverachtung, was Sie da sagen!) Es ist vielleicht Krokodil
verachtend, aber ... (Bundesrätin Giesinger: Ihre Rede richtet
sich selbst!) – Ja, ist in Ordnung, Frau Kollegin! (Bundesrat
Ing. Grasberger: Sie reden von der Kanzel herunter!) Ich war
mir gar nicht bewusst, Sie so tief getroffen zu haben. (Bundesrätin Giesinger:
Sie haben mich nicht getroffen, aber es ist unglaublich, was Sie sagen!)
Liebe Frau
Kollegin! Lieber Herr Kollege! Sie haben mir nicht geglaubt. Davon gehe ich
aus, dass Sie mir nicht geglaubt haben. (Zwischenruf des Bundesrates
Dr. Nittmann.) – Gut. Ihr Urteil, Herr Kollege, werde ich
überleben. Ja, das habe ich vor.
Diese
Bundesregierung – halten Sie mich bei diesem lobenswerten Beginnen nicht
auf! – hat ein Programm vorgelegt, das in sich absolut inkonsequent ist,
das keine strukturellen Reformansätze über die Bühne bringt, sondern eines
versucht: über die Runden zu kommen und noch einmal bleibende negative
Tatsachen zu schaffen.
Diese
Bundesregierung, die schon einmal gescheitert ist, nämlich an sich selbst, wie
ich ehrlicherweise dazusagen muss, wird es ... (Zwischenruf.) – Ja,
ich sagte es, Herr Kollege! Sie brauchen nicht Dinge, die ich sage, zu
wiederholen. Das erwarte ich nicht von Ihnen.
Wir haben als
Opposition nicht den ausreichenden Beitrag dazu leisten können, dass diese
Regierung zerbrach. Es ist klar, dass sich die Auseinandersetzung zwischen Regierung
und Opposition im demokratischen Bereich abspielt. Aber diese Opposition hat
aus dem relativen Misserfolg, den ich freimütig eingestehe, gelernt. Wir werden
dieser Regierung in den verbleibenden Jahren ihrer Amtszeit eine schärfere
Opposition sein.
Nehmen Sie zur
Kenntnis, dass Sie – und zwar Sie, Herr Bundeskanzler, ganz
persönlich – eine Offerte zu einer tief greifenden Reformpartnerschaft
abgelehnt haben! Jawohl, der Reformbedarf in diesem Land ist gegeben. Unsere
Bereitschaft, an sinnvollen Reformen mitzuarbeiten, ist ebenfalls gegeben. (Bundesrat
Dr. Nittmann: Nur die Kompetenz nicht!) – Und unsere Kompetenz,
Reformen umzusetzen, ist mehr als gegeben. Aber wir sind zu einem nicht bereit,
nämlich unter dem Schlagwort „Reform“ die Menschen dieses Landes zu
verunsichern und zu belasten. Wir sind nicht bereit, Strukturen, die diesem
Land Halt gegeben haben und in Zukunft Halt geben können, aus parteitaktischem
oder gesellschaftspolitischem Interesse zerschlagen zu lassen. (Bundesrat
Dr. Nittmann: Spricht der alte Strukturkonservative!)
Sie werden eine harte Opposition erleben, und Sie werden eine Opposition erleben, die natürlich mit größerem Nachdruck ihre eigenen Vorschläge einbringt, ihre eigenen Konzepte der
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