Bundesrat Stenographisches Protokoll 694. Sitzung / Seite 33

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Wir stehen derzeit vor den GATS-Verhandlungen. Und es stellt sich die Frage: Was ist eine öffentliche Aufgabe? – Dass Wasserversorgung im öffentlichen Interesse und eine öffentliche Aufgabe ist, das ist so nicht mehr enthalten. Herr Kollege Steinbichler! Auch die gentechnikfreie Landwirtschaft ist in dieser Form – und ich kann Ihnen sagen, wir haben damals mit Kollegen Molterer, einen der ganz besonders bemühten Verhandler, Stunden verbracht – nicht mehr enthalten.

Bei der Gesundheit, Herr Kollege Haupt, sind die Formulierungen von besonderem Interesse, insbesondere die Anpassung der Strukturen und die Beschickung der Gremien. Ist das die neue Auflage einer groß angelegten Umfärbungsaktion zu Gunsten der FPÖ? – Wahrscheinlich wird es das auch sein. Das Drama Pflegegeld erleben wir ja dieser Tage öffentlich.

Zur Nichtanerkennung der Gebärdensprache: Diese war schon einmal enthalten, ist aber jetzt wieder verschwunden. So viele Menschen – auch in Österreich – wollen, dass endlich die Gebärdensprache – und damit auch ihre eigene Kultur – anerkannt wird, aber das fehlt wieder im Regierungsprogramm.

Zum Bereich der Bildung: Die Schülermitbestimmung bei den Verhaltensvereinbarungen wurde gestrichen. Weiters: duale Ausbildung, Integration Behinderter, Alternativschulen.

Bei den Studiengebühren fällt auf, dass die ursprünglich verhandelten, doch großzügigeren Stipendiensysteme verschlechtert wurden. Sie sind stark reduziert worden.

Bezüglich Kultur – ich bin froh, dass sich offensichtlich die FPÖ eigener Vorstellungen gänzlich entsagt hat – ist nichts Freiheitliches zu finden.

Derzeit erleben wir seit Wochen das Drama um die Minderheitenradios: in Kärnten, im Burgenland. Diesbezüglich gab es eine sehr positive Formulierung – sie wurde gestrichen. Etwas, was man mir immer gesagt hat, was auch ein besonderes Herzblut der ÖVP ist, ist der Ausbau der Volksgruppenrechte und der Volksgruppenradios.

Aber nun komme ich zu einem Bereich, meine Damen und Herren, bei dem ich am allermeisten bedauere, dass es diese Zusammenarbeit in der Umsetzung nicht gab: Das betrifft den Bereich des Asyl- und Fremdenrechtes. Diesbezüglich waren Meilensteine verhandelt; die blaue Hand­schrift ist aber jetzt unverkennbar: Abschaffung der Familienzusammenführungsquote, Arbeits­marktzugang, Ausweitung der offenen Schubhaft wurden gestrichen und und und.

Was ich aber besonders erschütternd finde, ist, dass von der Außenpolitik eigentlich nicht mehr viel übrig geblieben ist. Wie das passiert ist, weiß ich nicht. Ein bisschen Altösterreichisch, ein bisschen Beneš-Dekrete und ein bisschen Schutzmacht – das ist die Außenpolitik abseits der Entwicklungszusammenarbeit und der äußeren Sicherheit.

Meine Damen und Herren! Der Herr Bundeskanzler hat gesagt, hinsichtlich der Bedeutung der Sicherheit und des Überdenkens der Rolle des Bundesheeres wird nun eine Reformkommission eingerichtet, auf deren Ergebnisse wir warten. Nun frage ich mich, warum setzt man eine Re­formkommission ein, die über Bedrohungsbilder und über die neue Rolle des Bundesheeres berät, und kauft vorher die unnützen Abfangjäger, denn damit wird im Grunde genommen die Arbeit dieser Reformkommission präjudiziert. Das heißt, das ist eine Reformkommission, die über vieles nachdenken darf, aber über die Abfangjäger, über deren Sinnhaftigkeit, über deren Implementierung im Rahmen eines Verteidigungssystems nicht. Diesbezüglich ist das Denken verboten. Da ist dann sehr viel Geld im Umlauf, und möglicherweise auf Grund dessen, was uns nun das Regierungsprogramm sagt, heißt das – so kommt es mir jetzt vor –, dass das Prinzip der Finanzierung nach dem Ausspruch erfolgt: Hinter mir die Sintflut, sollen sich doch dann andere Regierungen mit den Kosten der Abfangjäger herumschlagen!

Nun zur Staatsreform, die ein wichtiges Kapitel ist: Herr Bundeskanzler! Gerade im Bundesrat haben Sie kein Wort über die angedachten Reformen des Bundesrates gesagt. Das habe ich schmerzhaft vermisst. Es wäre hier doch die Möglichkeit gewesen, dazu einiges zu sagen, denn Sie wissen, dass die Vorstellungen der ÖVP zum Bundesrat und zu den Landtagen sehr weit


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