Bundesrat Stenographisches Protokoll 694. Sitzung / Seite 34

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reichend sind, und da hätte der Bundesrat während Ihrer heutigen Regierungserklärung doch ein offenes Wort hören sollen.

Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich abschließend zu der Regierungserklärung Folgen­des sagen: Herr Kollege Böhm, Sie haben Recht, wir werden genauest darauf achten, dass jene Punkte, die auf Grund der Verhandlungen mit den Grünen hier eingeflossen sind, auch in dem Geiste der Verhandlungen und des damaligen Kompromisses umgesetzt werden. Das ist eine wichtige Aufgabe, und insofern hat sich die Rolle der Grünen durch diese Regierungs­verhandlungen mit der ÖVP gewandelt. Die Grünen sind dadurch kein unschuldiges Kind mehr in der Innenpolitik, denn sie haben sich einmal und sehr ernsthaft – das erste Mal in ihrer Geschichte – mit den Regierungsverhandlungen und den Bemühungen, eine Regierung zu erstellen, auseinander gesetzt.

Nach einer Woche – 109 Seiten, zwei haben gefehlt, die Themen liegen auf der Hand, Herr Konecny hat einige angesprochen, ich sage nur: Arbeitsmarkt, Pensionen, Abfangjäger, Demo­kratie an den Universitäten – haben Sie als Kurssetzer dieser Verhandlungen, Herr Bundes­kanzler, in jener letzten Nacht das letzte Tor versetzt, das bei der Besichtigung woanders stand. Und deshalb war der Einfädler eine logische Folge des Endes. (Bundesrat Fasching: Schlechte Kursbesichtigung!)

Deshalb stellt sich ernsthaft die Frage (Zwischenbemerkung des Bundeskanzlers Dr. Schüs­sel): Waren die Gespräche mit der SPÖ, waren die Verhandlungen mit den Grünen nur dazu da, um letztlich der Bevölkerung verkaufen zu müssen (Zwischenruf des Bundesrates Ing. Franz Gruber), jetzt müssen wir es halt mit einer abgewählten Partei wieder probieren, diese wird es etwas billiger geben? – Warum war das Tor in der letzten Nacht woanders hin­gestellt? – Das ist die Frage, die sich stellt.

Da wir schon beim Tor sind: Herr Bundeskanzler! Wenn Sie jetzt nach Salzburg fahren, haben Sie es sicher leichter, denn Herr Eberharter hat gerade den Gesamtweltcup gewonnen. (Allge­meiner Beifall. – Bravo-Rufe bei der ÖVP.)

11.17


Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundes­rat Dr. Böhm. – Bitte.

11.18


Bundesrat Dr. Peter Böhm (Freiheitliche, Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Damen und Herren der Bun­desregierung! Geschätzte Damen und Herren des Hohen Hauses! Die so instabile Weltlage mit der drohenden Gefahr eines Irak-Krieges und einer nachfolgenden Krise der internationalen Wirtschaft erfordert umso mehr unsere höchsten Anstrengungen, zumindest die „Hausauf­gaben“ im eigenen Land bestmöglich zu erfüllen.

Ziel der für alles grundlegenden Finanzpolitik bleibt unverändert ein ausgeglichenes Budget über den Konjunkturzyklus hinweg. Die geplanten Einsparungen in der Höhe von 3 Milliarden € sollen den Spielraum eröffnen, um Schwerpunkte bei Zukunftsthemen wie Forschung, Bildung und Infrastruktur setzen zu können.

Das zentrale Anliegen meiner Fraktion, nämlich eine grundlegende Steuerreform zu bewirken, ist im Regierungsprogramm klar und unmissverständlich festgeschrieben. Daran ist nicht und von niemandem zu deuteln.

Im ersten Schritt muss es dabei zur Entlastung unterer und mittlerer Einkommen, konkret zur vollständigen Steuerbefreiung für Bruttojahreseinkommen bis zu 14 500 € kommen.

Mit der zweiten Etappe der Steuerreform strebt die Bundesregierung eine Nettoentlastung in der Höhe von 2,5 Milliarden € an. Die damit verfolgten Ziele sind dabei neben der Verbesserung der Steuergerechtigkeit die Erhöhung der Kaufkraft der unteren und mittleren Einkommensbezieher, die Entlastung des Faktors Arbeit zur Sicherung und Erhöhung der Zahl der Arbeitsplätze und


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