Bundesrat Stenographisches Protokoll 694. Sitzung / Seite 44

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Ich glaube, dass auch die Harmonisierung zwischen Arbeitern und Angestellten – so wie es der Arbeiterkammerpräsident von Salzburg gesehen hat, einschließlich der Unfallversicherung – einen guten Lückenschluss in unserem Sozialsystem darstellt. Was geschieht heute? – Wenn eine Hausfrau oder ein Pensionist stürzt und etwa einen Oberschenkelhalsbruch mit einer Beckenfraktur hat, bekommt sie oder er eine Krankenbehandlung und eine anschließende, nach der Krankenversicherung erfolgende Rehabilitation. Wenn jemand dies als Arbeitsunfall erleidet, bekommt er auch eine für das weitere Leben geeignete, umfassende Rehabilitation, die ihm die beste Möglichkeit garantiert, wieder am Arbeitsmarkt und am Leben in der Gesell­schaft teilzunehmen. Dieser Lückenschluss kommt aber gerade denjenigen nicht zugute, die sich keine private Unfall-, Arbeitslosen- und Freizeitversicherung leisten können. Daher sind diese 0,1 Prozent eine Solidarleistung für die unteren Einkommensschichten und für diejenigen, die sich keine Zusatzversicherungen in diesem Bereich leisten können.

Ich kenne aus zahlreichen Zuschriften an mein Ministerium sehr viele ältere Menschen, die zeit­lebens Zusatzversicherungen gehabt haben und beim Eintritt in die Pension diese Zusatzver­sicherungen kündigen mussten. Diese Maßnahme ist daher auch eine Solidarleistung für die ältere Generation. Deshalb halte ich bei diesen Verbesserungen auch eine Erhöhung des Soli­darbeitrags für die älteren Menschen zum gleichen Zugang innerhalb der Solidargemeinschaft der älteren Menschen für gerechtfertigt.

Ich sage es auch so, wie ich es verstehe: In einem Staat, in dem die Abgabenquote derzeit 44,6 Prozent beträgt und wir alle uns in allen Diskussionen einig sind, dass das unsere Wirt­schaft international maßgeblich benachteiligt, wobei wir während der letzten sechs Jahre für die tragende Säule der Wirtschaftsentwicklung in Österreich, den Export, auf Grund der Paritäts­änderung zwischen dem Euro und dem Dollar erhebliche Nachteile für die Exportwirtschaft hin­nehmen mussten, ist der alte Vorschlag der Sozialdemokratie, einfach die Rahmenbedingungen durch fortwährende Gebührenerhöhungen zu verschlechtern, ein klassischer Anschlag auf den Wirtschaftsstandort Österreichs und die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Betrieben. Auch wenn Sie es anders sehen, Herr Professor: So ist es! (Bundesrätin Schicker: Das ist populistisch!)

Denn 0,3, 0,4 und 0,5 Prozent sind dann im Endeffekt in der Regelung 44,6, 44,9, 45 Prozent und noch mehr an Belastungen. (Bundesrat Konecny: Erhöhen Sie jetzt, oder erhöhen Sie nicht?) Das können wir uns nicht mehr leisten. Ich bin zufrieden, dass wenigstens manche in der Sozialdemokratie auch in diesem Bereich umzudenken beginnen, dass die Rezepte von gestern, als wir einen abgeschlossenen Markt mit Schutzzöllen hatten, in der heutigen, vernetzten Wirtschaftswelt nicht mehr die Rezepte sind, mit denen man bestehen kann.

Ich bin auch sehr zufrieden, dass in diesem freiheitlich mitbestimmten Regierungsprogramm ein Punkt enthalten ist, der mir als Tierarzt immer am Herzen gelegen ist. (In Richtung SPÖ:) Ihnen als führender Partei in den alten Koalitionen ist es nie gelungen, ein bundesweites Tierschutz­gesetz in die Regierungserklärung aufzunehmen, obwohl Sie immer sehr engagierte Tierschüt­zer – etwa wenn ich an die ausgeschiedene Abgeordnete Parfuss aus Deutschlandsberg denke – in Ihren Reihen gehabt haben und wir gemeinsam dafür gekämpft haben. (Bundesrätin Schicker: Aber es ist nicht an uns gelegen!)

Ich glaube daher, dass dieser Fortschritt nicht als „billiger Preis“ zu bezeichnen ist, sondern auf einem Umdenkprozess beruht und dass man in einer vernetzten Welt der Konsumenten auch den österreichischen Bauern, die zu mehr als 98 Prozent ihre Produkte ordnungsgemäß und unter Berücksichtigung ihrer Tiere auf den Markt bringen – ob biologisch oder in bäuerlicher Landwirtschaft –, endlich die ewige Diskussion vor allem auf Kosten der Gestaltung ihrer Pro­duktpreise ersparen sollte. Es wäre meiner Ansicht nach schon früher dafür Zeit gewesen, aber ich glaube, es ist auch jetzt wichtig.

Ich bin auch stolz darauf, dass wir in dieser Regierungsübereinkunft ein gutes Landwirtschafts­kapitel haben. Denn für uns als föderale Partei, die immer Wert darauf gelegt hat, dass die Ent­wicklung der Nationalparks, die Entwicklung unserer Kulturlandschaft – als mittragende Säule neben der Potenz unserer Wirtschaftstreibenden und der Qualität unserer Mitarbeiterinnen und


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