listischen Staat
sozialistischer Prägung gäbe es diese Meinungsvielfalt nicht. Ich werde dafür
kämpfen als Angehöriger einer Partei, die sich dem Föderalismus verschrieben
hat, dass das Subsidiaritätsprinzip und der Föderalismus beim Konvent im Hohen
Hause nicht unter die Räder kommen, sehr geehrter Herr Bundesrat! (Beifall
bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)
Wenn Sie sich in
der letzten Regierungssitzung die Einsetzung der gemischten Kommission für
Friaul–Julisch Venetien, Kärnten und Slowenien sowie Österreich auf der anderen
Seite ansehen, so ist es meiner Ansicht nach sehr gut, dass unsere
Bundesländer nach ihrer Fasson und nach der Fasson ihrer Bürger die
nachbarschaftlichen Beziehungen pflegen, entwickeln und weiter ausbauen. Auf
diesem behutsamen Weg des gemeinsamen Dialogs über die Gräben der Vergangenheit
hinweg geschieht mehr, als wenn uns von Brüssel oder Holland aus Zwangsregionen
vorgeschrieben werden, die von den Menschen nicht gelebt und im Kopf der Menschen
nicht umgesetzt werden. Ich setze daher auf den behutsameren Weg des
gewachsenen Föderalismus im neuen Europa und nicht auf den gewaltsamen Weg des
Europas der Zentralisten: dass man von oben her Europaregionen verordnet, die
dann von den Menschen wieder nicht gewollt werden.
Ich halte es daher
auch für wichtig, dass im ersten Teil – zur Außenpolitik – die
Altösterreicher jenseits der österreichischen Staatsgrenzen klar als Bindeglied
und als Brückenkopf des gemeinsamen Europas betrachtet werden, nicht jedoch als
Gegensatz und als trennendes Element der Vergangenheit. Ich gebe es offen zu,
selbstverständlich war ich in einem Spannungsfeld: in der Position vor der
Wahl zu verharren oder aus der Regierungsverantwortung dieses Miteinander in
Europa mitzugestalten, unter Einbeziehung der Altösterreicher, ob sie jetzt in
Südtirol, in Tschechien, in Ungarn oder in den zukünftigen Mitgliedstaaten
Rumänien, Bulgarien und der Ukraine leben.
Ich denke, dass
diese Position verantwortlich ist. Sie ist keine leichte Position und wird
oftmals auch öffentlich von Ihnen und anderen falsch dargestellt, sie ist aber
eine, die konsequent das fortschreibt, was uns immer am Herzen gelegen ist,
nämlich die Altösterreicher als Bindeglied für das neue Europa zu betrachten,
nicht als trennendes Element. Wir wollen es nicht so machen wie die Bundesrepublik
Deutschland, die die alten Minderheiten in das Gebiet Deutschlands
zurückführt, sondern im Gegenteil wir wollen die Minderheiten an ihrem
Standort blühend, lebensfähig und zukunftsträchtig gestalten. (Beifall bei
den Freiheitlichen.) Hier unterscheiden wir uns, und es ist gut so, dass es
in einer Demokratie auch die Möglichkeit der Unterscheidung gibt.
Wir unterscheiden
uns auch bei der Einwanderungspolitik. Wir sind der Meinung, dass der größte
Anteil daran, ein demokratisches Europa auch auf dem Balkan zu schaffen, darin
bestehen wird, dort einen Mittelstand aufzubauen. Nur wenn breite Schichten
der Bevölkerung etwas haben – Haus, Vermögen, Einkommen, Anteil am
sozialen, gesellschaftlichen und kulturellen Leben –, sind sie für
Diktaturen von links und rechts nicht anfällig.
Daher kann es
nicht sein, dass man mit Wirtschaftsflüchtlingen das Know-how und die Spezialisierung
von diesen Ländern abzieht, statt das Gegenteil zu tun, nämlich eine Stärkung
und Förderung dadurch zu erreichen, dass solche Eliten in ihren Ländern bleiben
und dort ihre Wirtschaft aufbauen, zum Blühen bringen und verstärken. Das
haben wir auch in das Kapitel Asyl geschrieben. Es ist für uns nie eine Frage
gewesen, dass Konventionsflüchtlinge in Österreich ihren Platz, ihren Hort,
ihre neue Heimat und ihren Schutz genießen müssen. Aber es ist für uns auch
unübersehbar, dass es nicht die österreichische Aufgabe sein kann, aus den
Nachbarländern qualifizierte Arbeitskräfte abzuziehen, damit diese Länder ewig
um eine Demokratisierung fürchten müssen und dort ewig die altkommunistischen
Parteien das Sagen haben, weil sie mit Recht darauf hinweisen können, dass sich
das soziale Gefüge in ihren Staaten nicht erholt. (Beifall bei den
Freiheitlichen.)
Ich glaube daher, dass auch für die neue Entwicklung unsere Position besser ist als jene der Sozialdemokratie. Ich entnehme auch den Kontakten, die ich als Sozialminister im Bereich Gesundheit und Soziales mit den Oststaaten gehabt habe – wo wir in der Harmonisierung der Sozial- und Gesundheitssysteme schon heute sehr viel weitergebracht haben –, dass ich in den
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