Beispiel:
Kinderbetreuung. Wir wissen natürlich, dass die Kinderbetreuung Landessache
ist, aber es war üblich in Zeiten der großen Koalition, als es noch
sozialdemokratische Frauenministerinnen gegeben hat, dass auch der Bund einen
Beitrag dazu geleistet hat. Wir halten das für richtig, denn es ist ein
gesamtpolitisches Anliegen, dass Frauen Beruf und Familie vereinbaren können.
Es besteht daher nicht nur die Verpflichtung für die Länder, sondern auch für
den Bund, denn es ist, wie gesagt, ein gesamtpolitisches Anliegen. (Beifall
bei der SPÖ. – Zwischenruf des Bundesrates Mag. Himmer.)
Ich möchte die
Gelegenheit nutzen und an dieser Stelle sagen, dass ich es erfreulich finde,
dass es wieder eine Frauenministerin gibt – auch wenn der Herr Vizekanzler
vorhin gesagt hat, dass sich in seiner Zeit als Frauenminister vieles
verbessert hat. Dazu wurde vornehm geschwiegen, und ich muss sagen, ich habe
nicht den Eindruck gehabt, dass das irgendjemand hier herinnen so sieht.
Ich meine, dass es
in der Frauenpolitik neue Impulse geben muss. Im Regierungsprogramm ist
festgehalten, dass das Gender Mainstreaming durchgeführt werden soll. Das
heißt, jede Maßnahme soll daraufhin geprüft werden, welche Auswirkung sie auf
Frauen hat. Das ist grundsätzlich positiv, und wir unterstützen das auch, aber
es sind bereits einige Maßnahmen im Regierungsprogramm vorgesehen, die dem
entgegenlaufen.
Beispiel:
Ladenschluss-Liberalisierung. Was bedeutet das für die Lebenssituation von
Frauen mit Kindern? – Im Handel sind die meisten Angestellten Frauen,
viele davon haben Kinder. Das kann zu einer sehr großen Belastung und
Benachteiligung der Familien führen. Wir befürchten, es werden auch
Verschlechterungen im Bereich des Arbeitsrechtes kommen. Das Recht darauf,
jeden zweiten Samstag frei zu haben, soll gestrichen werden, und einiges andere
mehr.
Beispiel:
Pensionsreform. Durchrechnung ja – aber was bedeutet das wiederum für
Frauen, die mehrere Jahre bei den Kindern zu Hause geblieben sind, die eine
Zeitlang Teilzeit gearbeitet haben? Wie wird das berechnet werden? Wie wird der
Ausgleich sein?
All das sind
Fragen, die für uns noch offen sind, die aber ganz wichtig sind, um sagen zu
können: Hier wird das Gender Mainstreaming wirklich ernst genommen!
Anhebung der
Frauenbeschäftigungsquote: Das ist etwas, das wir natürlich begrüßen, aber auch
hier muss ich fragen: Was wird konkret geschehen? – Bisher ging die
Politik der Regierung Schüssel I nicht in diese Richtung. Bisher war es
leider so, dass man versucht hat, die Frauen an den Herd zurückzudrängen. (Zwischenrufe der Bundesräte Mag. Himmer
und Steinbichler.)
Das Problem der
längeren Abwesenheit von Frauen am Arbeitsmarkt kennen Sie genau. Je länger
jemand vom Arbeitsmarkt weg ist, je länger eine Frau zu Hause bleibt, desto
größere Probleme hat sie, wieder in den Beruf einzutreten. Das ist auch einer
der Hauptgründe dafür, dass es so große Lohnunterschiede zwischen Männern und
Frauen gibt. Maßnahmen in diesem Bereich wären dringend notwendig.
Es ist vorgesehen,
die Familie in die Verfassung aufzunehmen. Ich kenne diese Debatte von früher.
Das ist immer wieder von ÖVP-Seite vorgeschlagen worden, ich weiß nur nicht,
was es bringen soll. Wenn es nur eine inhaltsleere Deklaration ist, dann frage
ich mich, wozu das Ganze, wenn es aber Folgen hat, dann frage ich mich, welche
Folgen und für wen. Wir wollen sicher nicht, dass ein einziges Familien-Modell
vorgeschrieben wird. Wir wollen, dass die Menschen ihr Familienleben so
gestalten können, wie sie es sich vorstellen. (Beifall bei der SPÖ.)
Ein anderes Thema,
das mir sehr am Herzen liegt, ist der Verkehr. Mein Vorredner hat als Tiroler
die Transitfrage angesprochen. Ich als Wienerin möchte dies auch tun, denn auch
Wien leidet unter dem starken Verkehrsaufkommen. Die Osterweiterung der
Europäischen Union, die ich sehr begrüße, wird zu einer weiteren Verkehrslawine
führen. Schon heute ist die Südosttangente die meistbefahrene Straße
Österreichs, und daher erwarten auch wir Wienerinnen und Wiener uns eine
Entlastung.
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