Bundesrat Stenographisches Protokoll 694. Sitzung / Seite 55

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kann nicht menschenwürdig sein, Leute mit 100 S am Tag zu Zwangsarbeitern der Republik herabzugraduieren; Verpflegung und Bekleidung sind natürlich dabei. (Beifall bei den Freiheit­lichen und bei Bundesräten der SPÖ.)

Ich warne auch davor, die Wehrdienstzeit von derzeit acht auf sechs Monate zu reduzieren. So­weit das auch notwendig oder möglich ist, es erhöht die Arbeitslosigkeit, Herr Bundesminister! Zwei Monate länger arbeitslos wären dann jene, die jetzt acht Monate Dienst mit der Waffe oder auch ohne Waffe leisten können.

Es ist sehr erfreulich, dass in der Regierungserklärung vom Diesel-Boom gesprochen wird. Ja­wohl, der Diesel-Boom ist wichtig. Wir wissen, Benzinmotoren bieten Mord- und Selbstmord­möglichkeiten, Dieselmotoren nicht, aber Dieselmotoren haben Partikel, feinste Partikel im Nanometerbereich. Es sollten überall Partikelfilter eingebaut werden. In der Schweiz ist das der Fall, Österreich ist aber der Internationalen Messmethodenkonvention über die Partikel nicht beigetreten. – Es wäre zweckmäßig, dieser Konvention, dieser Arbeitsgruppe, beizutreten, da­mit wir den Wissensstand haben. Wir haben hervorragende Wissenschafter, aber möglicher­weise ist der eine oder andere Wissenschafter nicht der Meinung, international gemeinsam arbeiten zu können.

Jetzt zur Familie: Ich glaube, dass die Familien eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Säule unseres Staates darstellen. Die Familie besteht aber für mich nicht nur aus Ehepaaren oder Lebensgemeinschaften, nein, für mich besteht die Familie aus Vater, Mutter, Kinder, Groß­eltern, Schwiegereltern. (Bundesrätin Schicker: Hund und Katz! – Bundesrat Gasteiger: Die Mali-Tant hat er vergessen!) Darauf müssen wir Wert legen, dass diese Kombination von natür­lich gewachsenen Elementen einer Familie auch vorhanden bleibt. Es ist unmöglich, mit einer Geburtenrate von 1,3 Kinder pro Frau – statt 2,1 – die soziale Sicherheit in Bezug auf die Pen­sionen aufrechtzuerhalten.

Mein Kollege Steinbichler – er ist im Moment nicht im Saal – sagt, dass in Österreich per anno ungefähr 260 000 Abtreibungen vorgenommen werden. Diese Zahl ist zu hoch; überhaupt jede Abtreibung, die stattfindet, ist zu viel. Wir können noch so viele Pensionsregelungen austüfteln, Herr Bundeskanzler, wir müssen von dieser unnatürlichen Art der Fortpflanzungsbegrenzung wegkommen, indem wir Lebewesen töten, während wir uns andererseits zu einem gemein­samen bundeseinheitlichen Tierschutzgesetz bekennen! Das kann einfach nicht zusammenpas­sen. Wir müssen das menschliche Leben wieder in den Mittelpunkt unserer Betrachtungen set­zen. (Bundesrätin Schicker: Aber Frauen dürfen weiterhin selbst entscheiden, ob sie Kinder haben wollen oder nicht, hoffe ich doch!)

Es wird ein Drei-Säulen-Pensionssystem angeboten: einmal das staatliche Pensionssystem, umlagefinanziert – vielleicht –, zweitens die neue betriebliche Zusatzpension für die Mitarbeiter und drittens ein attraktives privates Versorgungsmodell. Es gibt auch noch eine vierte Säule, die schon erwähnt wurde, nämlich die Teilzeitarbeit in der Pension. Ich habe einige Zweifel, dass sich bei der derzeitigen Wirtschaftssituation die Säulen zwei und drei verwirklichen lassen. (De­monstrativer Beifall bei der SPÖ.)

Wir müssen Acht geben, dass die Personen, die in Pension gehen, auf Grund der höheren Steuern und Abgaben, die wir haben, nicht so viel zahlen müssen, dass sie es sich nicht leisten können, eine private Pension aufzubauen; dass die Betriebe, in die sie einzahlen, nicht plötzlich in Konkurs gehen, und dann ist das Geld weg. Wenn man sich privat versichert, hört man, dann kann es passieren, dass auch internationale Lebensversicherungen in Konkurs gehen. Wo dann das Geld ist, möchte ich wissen. (Demonstrativer Beifall bei der SPÖ.) – Ich kann nur sagen, die erste Betonung muss auf der staatlichen Vorsorge liegen.

Vermutlich brauchen wir auch einen Seniorenindex, einen Verbraucherindex, denn es darf nicht wahr sein, dass die Heimhilfe ab 1. Januar – oder war es ein paar Tage später? – am Wochen­ende um 50 Prozent teurer wird, und das ohne bessere Pension. So wird sukzessive für die Senioren – nicht nur für die Senioren, aber ich spreche hier als Seniorensprecher meiner Par-


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