Die Ankündigung
der Steuerreform bezeichnen die „Salzburger Nachrichten“ als den zweitbesten
Werbespruch aller Zeiten. Der beste war das Nulldefizit, und das ist der
zweitbeste Spruch. – Gekommen ist das Nulldefizit nicht, und kommen wird
die Steuerreform vermutlich auch nicht. Und wenn ich in den „Salzburger
Nachrichten“ weiterblättere, dann finde ich die Schlagzeile: „Die Zukunft der
Unis findet nur auf dem Papier statt.“
Eine ganze Seite
ist dem Innenministerium gewidmet – mit Bild. Man schreibt: „Aus besseren
Zeiten – keiner traut sich mehr etwas zu sagen.“ – Das heißt, wir
sind im Innenministerium mit der Umfärbung – nicht auf rot-weiß-rot,
sondern auf schwarz – bereits so weit, dass sich niemand mehr etwas zu
sagen getraut.
Eine weitere
Überschrift lautet: „Wenig Freude über längere Einkaufszeiten.“ – Ich weiß
aus dem persönlichen Bereich, dass viele Geschäftsleute in Salzburg abends
schon wieder zusperren, weil die Menschen in diesem Land nicht mehr Geld zum
Ausgeben haben. Das hat sich anscheinend noch niemand angesehen, aber es ist
tatsächlich so.
Die Leute haben
nur eine bestimmte Menge Geld zur Verfügung. Dafür, dieses Geld auszugeben,
sind die bisherigen Öffnungszeiten ausreichend. An höhere Umsätze auf Grund
längerer Öffnungszeiten zu glauben, ist eine falsche Rechnung. Gesteigert
werden nur die Betriebskosten, gesteigert werden nur die Lohnkosten, aber die
Umsätze werden in der Regel nicht gesteigert.
Das ist eine
falsche Rechnung, und ich verstehe nicht, warum die Verlängerung der Ladenöffnungszeiten
das große Ziel dieser Regierung ist. Wir alle wissen, dass davon nur die großen
Konzerne profitieren, die ihren Mitarbeitern dann Teilzeitarbeit anbieten
können, dass aber gerade die Geschäfte, die wir vor Ort brauchen würden, leider
gar nichts davon haben, sondern dass diese eher zusperren müssen. Ich denke,
dass das ein wesentlicher Beitrag zur Ausdünnung der Nahversorgung auf dem
Land ist. (Beifall bei der SPÖ.)
Eine weitere
Überschrift aus den „Salzburger Nachrichten“ lautet: „Salzburg misstraut neuer
Regierung.“ – Die „Salzburger Nachrichten“ sind sicher kein Lokalorgan der
Sozialdemokratischen Partei, sondern eine Zeitung, die einen
christlich-sozialen Hintergrund hat. Aber ich habe mir erlaubt, weil der Herr Bundeskanzler das für ihn so angenehme
Beispiel Deutschland hier vorgetragen hat, einmal ein bisschen in den Ausgaben
der letzten Wochen der „Salzburger Nachrichten“ zu blättern und einiges
auszugraben.
Ein weiteres
Beispiel ist mir dabei aufgefallen, weil heute über die Forschung gesprochen
wurde: Vergebene Chance für Forschung. Forschungsrat ist enttäuscht über
Koalitionsprogramm. Kompetenzwirrwarr und Geldnot bleiben. – Also, was da
besser werden soll, weiß ich nicht, meine Damen und Herren, aber vielleicht
wird es uns noch jemand sagen.
Dem Herrn
Bundeskanzler wollte ich auch eines sagen: Der Vergleich mit Deutschland hat
mich sehr gestört. – Herr Kollege Bieringer! Du hast das heute schon
angesprochen: Im Wahlkampf ist einiges erlaubt, aber nach der Wahl sind wir
wieder die Braven, da darf man nichts mehr sagen, wir lassen alles beim Alten,
und es passt.
Meine Damen und
Herren! Ich weiß nicht, wie es Ihnen ergangen ist, aber mich hat die Inseratenkampagne
in den Wochenzeitschriften gestört, in der man aus österreichischer Sicht, aus
der Sicht der ÖVP, den deutschen Bundeskanzler recht protzig mit einer Zigarre
im Mund dargestellt hat, und man hat damit vor Rot-Grün gewarnt.
Gleichzeitig hat
man in Österreich aber selbst mit den Grünen verhandelt, also in diesem Moment
hatte Grün seinen Schrecken offenbar verloren. – Das ist auch ein
eigenartiger Umgang mit der „Farbe Grün“, so sage ich jetzt einmal.
Was mich aber viel
mehr gestört hat, meine Damen und Herren, das war, dass sich niemand ernsthaft
damit auseinander gesetzt hat. Ich bin kein Pflichtverteidiger für Deutschland,
aber die Zusammenführung der beiden deutschen Staaten zu diesen Bedingungen hätte kein Land in Europa geschafft!
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