Bundesrat Stenographisches Protokoll 694. Sitzung / Seite 62

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Meine Damen und Herren! Diese Form des Regierens soll jetzt, obwohl eine große Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher der FPÖ die Regierungsfähigkeit bei den Nationalratswah­len aberkannt hat, unter anderen Kräfteverhältnissen weitergeführt werden.

Es stimmt schon, Herr Bundeskanzler Schüssel ist der große Sieger dieser Wahl, aber er ist als Verantwortlicher der Bundesregierung Schüssel I auch ein Verlierer dieser Wahl. – Immerhin hat die Opposition 5 Prozent dazu gewonnen, haben die Regierungsparteien diese 5 Prozent letzten Endes verloren und auch gemeinsame Mandate verloren.

Ja, man kann Sieger und gleichzeitig Verlierer sein. Wie immer man das sieht, ein Erfolg für die vergangene Regierung war das sicher nicht, und diese Regierung wird jetzt halt unter anderen Kräfteverhältnissen weitergeführt.

Wenn man immer von Reformen hört, dann bekomme ich den Eindruck, dass das Wort „Re­form“ eigentlich nur die Überschrift ist. Darunter steht in erster Linie Sparen. Aber, meine Damen und Herren, ich vermisse, dass die Regierung bei sich selbst spart. Die Österreicher haben die höchste Steuerquote, wir haben, wie schon erwähnt, eine sehr hohe Arbeitslosen­zahl, aber jetzt haben wir eine vergrößerte Regierung. Wenn ich nicht irre, kostet diese um zwei Staatssekretäre vergrößerte Regierung im Jahr um – in Schilling gerechnet – 4 Millionen Schilling mehr. Wenn man schon spart, dann frage ich mich, ob es wirklich notwendig ist, zwei Staatssekretäre mehr zu haben. (Beifall bei der SPÖ. – Staatssekretärin Haubner: So kostbar sind wir! Wahnsinn!)

Meine Damen und Herren von der Regierungskoalition! Sie haben in der Vergangenheit den Österreicherinnen und Österreichern 31 Steuererhöhungen – Herr Kollege, 31! – zugemutet. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Wenn Sie mich lange ärgern, dann lese ich sie Ihnen einzeln vor! – Damit müssen Sie leben, und so wird es auch in Zukunft weitergehen.

An der versprochenen Steuerreform ist letzten Endes die Regierung Schüssel I auch geschei­tert. Aber für uns hoch interessant ist der Herr Finanzminister, der ja nirgends Wurzeln schlägt, sondern eher „darüber steht“. Er ist laut Kärntner Meldungen aber ein Genie, so wie die „Salz­burger Nachrichten“ auch schreiben; ich erinnere an den „zweitbesten Werbespruch seit dem Nulldefizit“!

Er hat sich sehr großspurig – ich habe das zufällig im „Mittagsjournal“ gehört – über die „größte Steuerreform der Zweiten Republik“ ausgelassen. – Als ihn dann die Journalistin gefragt hat: Wie schaut es mit Garantien aus?, oder, sollte es nicht gelingen: Ziehen Sie die Konsequen­zen? –, da hat er sich ganz vornehm zurückgezogen. In Salzburg würden wir etwas anderes sagen, nämlich: Er hat den ... eingezogen. – Ich wiederhole: Er hat sich vornehm zurückgezo­gen.

Meine Damen und Herren! Für mich heißt das im Klartext ungefähr so: Der größten Steuerre­form der Zweiten Republik, angekündigt vom besten Selbstvermarkter der Republik, droht das­selbe Schicksal wie der Steuerreform in der gescheiterten Regierung Schüssel I.

Dass Sie selbst nie daran gedacht haben zu sparen, wird daran sichtbar, dass 200 Millionen Schilling – oder 14,53 Millionen € –, Herr Vizekanzler, ausgegeben wurden, nur um Manager, die farblich nicht passen, nach Hause zu schicken. Das ist eine schöne Stange Geld, und ich denke, wenn man auf der anderen Seite von den Österreichern verlangt, zu sparen und zurück­zuschalten, dann ist es eine Zumutung, gleichzeitig 200 Millionen Schilling auszugeben! (Beifall bei der SPÖ.)

Ein weiterer Beweis Ihrer, meiner Meinung nach, schlechten Spargesinnung in den letzten drei Jahren sind die 45 Millionen € – oder 619 Millionen Schilling –, die für externe Berater ausgege­ben wurden. Ich frage mich, wozu es bei uns in Österreich Ministerien gibt, wozu es bei uns Beamte, hoch qualifizierte Beamte gibt (Bundesrat Sulzberger: Das ist so wie bei der Post!), wenn man für alles (Ruf bei der ÖVP: Wie beim Gusenbauer!) erstens zusätzliche externe Be­rater braucht (Ruf bei der ÖVP: Der Gusenbauer hat auch Berater gehabt!) und diese zweitens


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