Bundesrat Stenographisches Protokoll 694. Sitzung / Seite 80

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Dem neuen Agrarminister darf ich recht herzlich gratulieren. Dipl.-Ing. Sepp Pröll ist ein Kenner der bäuerlichen Szene, ein Mann, der von der Basis kommt, der weiß, wo die Sorgen und Pro­bleme der Bäuerinnen und Bauern liegen. Wir werden dir, lieber Herr Minister, sicherlich so gut wie möglich auf diesem Weg helfen. Viel Glück für die Zukunft! (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Heute hat es sich wie ein roter Faden in der Diskussion durchge­zogen, dass die Opposition und in besonderer Weise die Sozialdemokraten darüber jammern, dass sie nicht in der Regierung sind. Ich habe einen guten Spruch gefunden und möchte es eigentlich dabei belassen. Dieser lautet: Der Erfolg bietet sich meist denen, die kühn handeln, nicht denen, die alles wägen und nichts wagen wollen. – Ich glaube, dass damit gesagt ist, dass der Herrgott vor dem Preis den Schweiß gesetzt hat und dass man ohne Fleiß sicherlich keinen Preis ergattern kann. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der Freiheitlichen.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Im Regierungsprogramm bekennt sich die Bundes­re­gie­rung zu einer starken österreichischen Land- und Forstwirtschaft, deren Leistungen gerechte Einkommen gegenüberstehen. Diese gewährleistet die Versorgung der Bevölkerung mit siche­ren Nahrungsmitteln von höchster heimischer Qualität. Darüber hinaus erbringt sie unver­zicht­bare Dienste im Rahmen der nachhaltigen Bewirtschaftung unserer natürlichen Ressour­cen und für die Entwicklung des ländlichen Raumes.

Das Regierungsprogramm der neuen Bundesregierung bietet eine gute Basis für die Um­setzung der agrarpolitischen Schwerpunkte. Erlauben Sie mir daher, dass ich auf einige wichti­ge Eckpfeiler dieses sehr ehrgeizigen Programmes näher eingehe.

Unsere Bäuerinnen und Bauern sind mit ihren Familien das Rückgrat des ländlichen Raumes. Ihre Produktion ist die Grundlage für die regionale Wertschöpfung. Die Sicherung der Einkom­men der ländlichen Familien ist und bleibt uns ein wichtiges Anliegen. Der Schwerpunkt ist da­her das 3-Milliarden-€-Paket, welches die Finanzierung der Leistungsabgeltung und Direkt­zah­lun­gen an unsere landwirtschaftlichen Betriebe in den nächsten vier Jahren sicherstellt. Damit wird eine der Hauptforderungen der Landwirtschaft in dieser Legislaturperiode umgesetzt.

Ein weiterer wichtiger Eckpunkt im Koalitionsabkommen der neuen Bundesregierung ist aus Sicht eines Bauernvertreters natürlich die Fixierung der Preissenkung für Agrardiesel auf ein kon­kurrenzfähiges Niveau im Rahmen der Steuerreform. Dadurch werden eine langjährige For­derung und ein zentrales Anliegen der bäuerlichen Interessenvertretung erfüllt. Damit unsere Bauernfamilien angesichts der großen Herausforderungen im Hinblick auf die EU-Erweiterung davon profitieren können, wird auf eine rasche Umsetzung besonders geachtet.

Österreichs Position als europäisches Bioland soll weiter ausgebaut werden. Das österreichi­sche Bio-Aktionsprogramm soll fortgesetzt werden. Weiters soll die Schaffung eines EU-Bio-Aktions­planes forciert werden. Die vorrangigen Ziele sind die langfristige Erhaltung einer le­bens­werten Umwelt mit gesunden Böden, klarem Wasser und gesunder Luft sowie die Pro­duk­tion von gesunden und geschmackvollen Lebensmitteln.

Ein weiterer zentraler Punkt des Koalitionsabkommens ist der Ausbau der Biomassenutzung. Bis 2010 soll der Biomasseeinsatz um 75 Prozent erhöht werden, und der Öko-Stromanteil soll bis 2008 auf 78 Prozent gesteigert werden. Zur Förderung biogener Treibstoffe sind der Mine­ralöl­wirtschaft Quoten analog dem Quotensystem der Elektrizitätswirtschaft vorzuschrei­ben.

Diese im Regierungsprogramm festgeschriebenen Maßnahmen sind als überaus positiv zu wer­ten, weil damit, meine Damen und Herren, bäuerlichen Betrieben neue Einkommens­pers­pekti­ven eröffnet werden beziehungsweise neue Einkommenschancen für die heimische Land- und Forstwirtschaft entstehen werden und gleichzeitig ein wesentlicher Schritt zur Erreichung des Kyoto-Zieles gesetzt wird. Durch diesen Ausbau der Bioenergie sind weitere 15 000 Ar­beits­plätze möglich.

Das Regierungsprogramm enthält auch eine klare Position zur Reform der gemeinsamen EU-Agrar­politik. So tritt die Bundesregierung für eine Verankerung des europäischen Landwirt­schafts­­mo­dells in der Verfassung der EU ein. Weiters wurde festgehalten, dass für allfällige


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite