Bundesrat Stenographisches Protokoll 694. Sitzung / Seite 87

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Punkt für Punkt das Regierungsabkommen abarbeiten wollen wir aber in allen Bereichen. Liebe Frau Kollegin Schicker (diese ist gerade im Begriff, den Saal zu verlassen), bevor Sie gehen, bedanke ich mich, dass Sie uns ein „vorhandenes ehrliches Wollen“ attestieren. Wir werden dann Bilanz ziehen, und ich hoffe, Sie attestieren uns dann auch die Umsetzung. (Bundesrätin Schicker: Das werden wir sehen!)

Zur Frauenpolitik wurde heute bereits einiges gesagt. Ich möchte aber doch unsere Position, nämlich die Position der ÖVP-Frauen, hier kurz noch einmal dokumentieren und zusam­menfassen.

Für uns ist Frauenpolitik ein breiter politischer Gestaltungsauftrag, eine Querschnittmaterie, die in allen Ressorts Platz finden muss. In einer Zeit aber, in der sich die Lebenswelten grund­sätzlich verändern, brauchen wir neue Positionierungen, und daher ist die Schaffung eines eigenen Ressorts ein deutliches Signal dieser Bundesregierung, ein deutliches Signal der Neuorientierung einer Frauenpolitik. Und ich freue mich ehrlich, dass an der Spitze des Ressorts Maria Rauch-Kallat als Ministerin steht. (Beifall bei der ÖVP.)

Geschätzte Damen und Herren! Die Stärke von uns bürgerlichen Frauen – und die Wahlen am 24. November haben die politische Mitte gestärkt – liegt in der Vielseitigkeit und der Entscheidungsfreiheit, in der Entscheidungsfreiheit, eine berufliche Ausbildung und Karriere in Angriff zu nehmen, einen Haushalt und eine Familie zu gründen, die Betreuungskette für Kinder und Eltern aufrechtzuerhalten und die eigene Lebenskarriere aufzubauen.

Aufgabe unserer Frauenpolitik ist es, die Rahmenbedingungen für alle Frauen zu schaffen, diese Wahlfreiheit wirklich in Anspruch nehmen zu können. Wir wollen und müssen daher eine Frauenpolitik für alle Frauen machen, eine Politik, die alle Frauen in allen Bereichen anspricht, vor allem auch Frauen in allen Lebensphasen, im Alter, in der Jugend, am Arbeitsmarkt, im Haushalt, Frauen mit Kindern und Frauen ohne Kinder.

Wir werden daher – und das ist ein Zukunftsprogramm – eine Frauenpolitik machen, die die unterschiedlichen Lebenswelten von Frauen und Männern voll akzeptiert, die Unterscheid­barkeit nicht leugnet, sondern anerkennt, das Recht auf Anderssein schätzt, und wir werden dafür sorgen, dass diese Unterscheidbarkeit in vielen Lebens- und Arbeitswelten endlich An­erkennung findet.

Es wurde das Gender Mainstreaming als politisches Verfahren erwähnt, das als Ausgangspunkt für seinen Ansatz die Unterscheidbarkeit der Geschlechter nimmt, die als Grundlage für Ent­scheidungen herangezogen werden. Gender Mainstreaming wird in Zukunft vermehrt Eingang in alle Bereiche finden. Ich glaube, es war Frau Dr. Hlavac, die meinte, man müsste Gender Mainstreaming neu erfinden. Wir haben begonnen, in allen Lebensbelangen, in allen öffent­lichen Bereichen den Einzug dessen zu ermöglichen, und es ist keine Frage, dass genau dieser Prozess vermehrt ausgebaut werden muss.

Ein Schwerpunkt unserer Frauenpolitik wird die Chancengleichheit in der Arbeitswelt sein, wenn wir die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen erreichen wollen. Positiv und von allen anerkannt ist die Anhebung der österreichischen Frauenbeschäftigungsquote auf 65 Prozent, weil es ein deutlicher Schritt in diese Richtung ist.

Natürlich brauchen wir die optimalen Rahmenbedingungen der Länder, nämlich die indivi­duellen familiengerechten Kinderbetreuungseinrichtungen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedingen. Und da meine ich Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer.

Heute ist schon einige Male das Thema „Kinderbetreuung“ angesprochen worden. Es sind sich zwar alle darin einig, dass das Ländersache ist, ich frage mich nur: Warum kann Wien nicht das, was wir in Niederösterreich schaffen? – In Niederösterreich ist die Bildungszeit im Kinder­garten gratis, und wir liefern damit einen sehr guten Ansatzpunkt. Wenn ich mir anschaue, wie teuer im Vergleich dazu die Kinderbetreuung in Wien ist, dann muss ich sagen: Da kann ich Ihnen nur den Rat mit auf den Weg geben, unserem Beispiel zu folgen und sich einmal an-


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