Bundesrat Stenographisches Protokoll 694. Sitzung / Seite 98

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Dass die Abrüstung, die Entwaffnung des Irak auch für uns wichtig sind, ist eine zweite Sache, aber der Vorrang der Vereinten Nationen und des Sicherheitsrates muss vor Alleingängen ein­zel­ner Kriegstreiber, auch wenn sie noch so mächtige Positionen in der Welt verkörpern, gege­ben sein.

Daher ist es erfreulich, dass in diesen Fragen Einhelligkeit herrscht, wie es der Nationale Si­cher­heitsrat auch im Sinne des Europäischen Rates vom 17. Februar bestätigt hat, im Rahmen dessen vor allem der Wunsch nach Friede betont und klar und deutlich ausgedrückt wurde, dass Gewalt nur das allerletzte Mittel sein kann, aber auch nur dann, wenn eine Legitimierung durch den Sicherheitsrat gegeben ist.

Es ist wichtig, dass wir gerade in diesen grundlegenden Fragen der Außenpolitik, in den grund­legenden Fragen einer Sicherheits- und Verteidigungspolitik möglichst Konsens in diesem Haus haben.

Innerhalb der Europäischen Union haben diese letzten Wochen gezeigt, dass wir von der wichti­gen Forderung sehr weit weg sind, dass diese Union mit einer Stimme spricht, wenn es um außen­politische Fragen geht. Es ist das sicher kein leichter Weg. Wenn ich hier in aller Kürze die Erfahrung aus dem Zukunftskonvent einfließen lassen darf, dann kann man sehr klar und deutlich sagen, dass sich der Konvent bemüht, eine Lösung für eine einheitliche, effiziente euro­päische Außenpolitik zu finden, und dass sich alle Konventmitglieder in der Frage einig sind, dass es eine Außenpolitik und vor allem eine Stimme in der Außenpolitik geben muss.

Allerdings sind die Details – das darf ich hier sagen – völlig ungeklärt. Es sind viele wichtige und entscheidende Fragen in diesem Zusammenhang offen, so zum Beispiel auch die Frage: Soll der künftige europäische Außenminister – von dem der Herr Bundeskanzler heute auch gesprochen hat – der Kommission angehören oder soll er im Rat verankert sein? Soll – und das ist sicherlich gerade in der jetzigen Zeit eine wichtige und entscheidende Frage – Europa als eigene Rechtspersönlichkeit einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat haben? Was wird auf der einen Seite das ständige Sicherheitsratsmitglied Frankreich, was wird auf der anderen Seite das ständige Sicherheitsratsmitglied Großbritannien dazu sagen? Oder soll es in Jahrzehnten eine einheitliche Außenvertretung in Drittstaaten geben, also keine Botschaften der einzelnen Mitgliedstaaten der Union, sondern EU-Botschaften?

All diese Fragen werden sicherlich zu lösen sein, und es ist dies eine Herausforderung nicht nur für den Konvent, sondern diese Fragen sind auch Herausforderungen für die neue Bundes­regierung, denn letztlich wird die Regierung, wird das Parlament und höchstwahrscheinlich wird auch das Volk zu diesen Fragen und zu den Ergebnissen des Konvents Stellung beziehen müs­sen. Es werden die Ergebnisse – ich bin sicher, dass im Juni Ergebnisse dieses Konvents vor­lie­­gen werden – und all diese Fragen dann sicherlich innerstaatlich zu diskutieren und dann zu entscheiden sein.

Das Gleiche, was für die Außenpolitik gilt, gilt für die Sicherheits- und für die Verteidigungs­politik. Diesbezüglich kann ich sehr positiv anmerken, dass es in den letzten Jahren, so scheint es, zu einem Zusammenrücken aller vier in diesem Hause vertretenen Parteien gekommen ist, dass es Übereinstimmung darüber gibt, dass eine gemeinsame europäische Sicherheitspolitik anzustreben ist. Das ist sicherlich ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Auch im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit wird es notwendig sein, neue Wege zu su­chen und neue Wege zu finden. In diesem Zusammenhang erscheint mir besonders wichtig, dass wir richtige Entwicklungszusammenarbeit betreiben, dass wir nicht weitere Abhängigkeiten schaffen, sondern in erster Linie Hilfe zur Selbsthilfe für die Völker der Dritten Welt geben, damit sie – als Ziel, das sicherlich nicht heute oder morgen zu erreichen sein wird – selbst in der Lage sind, ihre Aufgaben eigenverantwortlich zu erfüllen, und Existenzgrundlagen in ihren Ländern finden können.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe ganz bewusst versucht, wichtige Punkte der Außen-, der Sicherheits- und der Verteidigungspolitik im europäischen Kontext zu sehen, weil


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite