Bundesrat Stenographisches Protokoll 695. Sitzung / Seite 31

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

„Lasst uns die Ungläubigen mit Glaubensraketen beschießen. Lasst uns beten, dass die Führer unserer Feinde von ihnen betäubt werden und dass ihnen die Augen aufgehen für den Krieg, den Jesus zu ihrer Bekehrung führt!“

Wir kennen die Berichterstattung aus dem Fernsehen. Man sieht dort, wie wirksam die „Glaubensraketen“ gewesen sind. (Präsident Hösele: Das ist eine interessante Stellungnahme zum Stellungnahmerecht!) – Ja.

Sanktionen gegen diesen Krieg, der nie erklärt worden ist, auch von der UNO nie gebilligt worden ist, werden genauso wenig zu finden sein wie die Massenvernichtungswaffen des Saddam Hussein. Man wird aber sicher eine irakische Wehrmachtsausstellung zusammen­basteln, die die amerikanischen Kriegsziele rechtfertigen wird. (Bundesrat Gasteiger: Zur Sache!)

„Blut für Öl“ heißt ein Buch, das unser EU-Abgeordneter Hans Kronberger geschrieben hat. Dieses Buch hat an Aktualität nichts verloren, es hat – im Gegenteil! – an Aktualität gewonnen. In diesem Buch kann man von den Kriegszielen im Ersten Weltkrieg lesen. Einer der Gründe war der geplante Bau der Bagdad-Bahn. Die damals gesuchten Massenvernichtungswaffen waren eine moderne Technologie, um eine Eisenbahn nach Bagdad zu bauen. Der Grund heute sind nicht gefundene Massenvernichtungswaffen.

Hans Kronberger hat mir sein Buch geschenkt und hineingeschrieben: „Auf eine fried­liche Zukunft!“ – Das ist lange verspielt.

Meine Damen und Herren! Unsere Vorstellungswelt von Demokratie ist eine andere. Diese Vor­stellungen sind eng mit den Idealen der Revolution von 1848 verbunden. Dabei wird Demo­kratie als bestmögliche Ausformung der Volkssouveränität verstanden und nicht als Kratzfuß vor dem Thron der Heuchelei. Ich fürchte, dieses Szenario wird bleiben. Gestern war es Afghanistan, heute ist es der Irak, und morgen wird es ein anderer Ölstaat sein.

Die EU ist in dieser Frage gespalten. Wir werden aber dieser Frage genauso wenig aus dem Weg gehen können wie den regionalen europäischen Problemen. Mit der zukünftigen Funktion des Bundesrates wird auch sein Stellenwert in der EU verbunden sein. Das heißt, das Gewicht der Regionen in der EU wird darauf gelegt werden müssen, für Minderheitenrechte einzutreten, die nicht mehr nur ethnisch definiert werden können. In einem vereinten Europa sind „Mensch­heitsrechte“ durchaus auch regional und funktional zu definieren: die Minderheit der Transit­zonen – ich denke hier an Tirol –, die Minderheit der Notstandsgebiete – ich denke hier an das Waldviertel und andere Gebiete –, damit verbunden die Minderheit der Arbeitslosen, und ich denke auch an die Minderheit der alten Menschen und so weiter.

Die Minderheiten dürfen sich nicht allein aus der vermeintlichen oder wirklichen Diskriminierung heraus definieren und schon gar nicht anhand des Strafgesetzbuches. Minderheiteninteressen zu vertreten ist ganz allgemein der föderative Auftrag dieses Verfassungskörpers, unseres Bundesrates. Überlassen wir die Zukunft unseres österreichischen Föderalismus nicht partei­politischen Zweckmäßigkeiten! Nur gemeinsam können wir das politische Instrument des Bun­desrates stärken, nicht aber im Auftrag von Parteien. Diese Botschaft vernehme ich aus dem anschwellenden Bocksgesang um die anstehende Bundesratsreform.

Meine Damen und Herren! Mit diesen Worten möchte ich mich auch von Ihnen aus diesem Hohen Haus verabschieden. Mein Mandat ist nach der Wahl zum Niederösterreichischen Land­tag ausgelaufen. Es war eine Zeit, die ich in meiner Biographie nicht missen möchte. Viele Reden hier hätte ich lieber nicht gehört, aber unsere Waffe im Plenum ist das ... (Rufe bei der SPÖ: Wir auch!) – Ich gebe Ihnen recht, Herr Thumpser! Sie haben das Rechenbeispiel mit den hinterlassenen Schulden nie verstanden, aber ich möchte das hier nicht noch einmal wieder­holen.

Viele Reden hätte ich lieber nicht gehört, aber unsere Waffe im Plenum ist das Wort, und damit habe ich viele Damen und Herren, auch von der Opposition, trefflich fechten gehört. Wenn ich


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite