Bundesrat Stenographisches Protokoll 695. Sitzung / Seite 67

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Noch einmal: Sagen Sie das den Kollegen auf dieser Seite des Hauses, dass sie das Kolle­gin Gubitzer ausrichten sollen, dass das absurd ist, Herr Professor Böhm! Ich finde nicht, dass das absurd ist. Und sie fügt hinzu ... (Zwischenruf des Bundesrates Bieringer.) Na ja, Kollegin Gubitzer von der FCG gehört jedenfalls mehr der ÖVP als dieser Seite des Hauses an, aber wenn es so ist, Entschuldigung, ich nehme das schon zur Kenntnis, Kollege Bieringer, dass du dich für den öffentlichen Dienst nicht zuständig erklärst. Kollegin Bachner wird so freundlich sein, die Meinung auszurichten, dass das absurd ist. (Bundesrätin Bachner: Ich werde es ihr ausrichten!)

Wir können das beliebig fortsetzen: Kollege Neugebauer hat sich ähnlich geäußert, ebenso die FCG-Frauen in einer Resolution oder Kollege Ratzenböck.

Die Kooperation zwischen Gewerkschaftern ist so intensiv – Kollege Bieringer, das weißt du vielleicht nicht –, dass dafür keine extra Zeit erforderlich ist, sie treffen sich nämlich regelmäßig.

Besonders originell und treffend – Herr Minister, dazu sollten Sie etwas sagen, auch wenn sich darauf natürlich keine Frage bezieht – war die Feststellung des Landeshauptmannes Schaus­ber­ger, der von „Schreibtischtätern“ – bitte unter Anführungszeichen – gesprochen hat, die vom wirklichen Leben keine Ahnung haben. – Ich gebe ihm Recht, gar keine Frage, aber wo ist denn dann die viel zitierte Unterstützung der Koalitionsparteien für diese Reform?

Es gibt so gut wie keine Landesgruppe der ÖVP, die sich nicht gegen diese Reform ausgespro­chen hat. Es gibt so gut wie keine christliche Gewerkschaftsfraktion in irgendeiner Einzelge­werk­schaft, die sich nicht dagegen ausgesprochen hat. In den letzten Tagen haben Herr Präsi­dent Leitl und Herr Generalsekretär Mitterlehner, die doch wohl auch eher der ÖVP als uns be­ziehungsweise der Opposition zuzurechnen sind, klar zum Ausdruck gebracht, dass weder diese Reform noch der künstlich erzeugte Zeitdruck akzeptabel ist.

Jetzt muss ich mich natürlich entschuldigen. Ich habe die FPÖ irgendwie vernachlässigt. Ich will das im Hinblick auf eine angemessene Sitzungsabwicklung nicht allzu sehr nachholen, aber, Herr Vizekanzler, ich will Ihnen nur eines sagen: Ich würde mir den Brief des Herrn Landesrates Achatz gut durchlesen, der Ihnen prophezeit, wenn diese Pensionsreform kommt, hat die FPÖ in Oberösterreich nicht einmal mehr 5 Prozent! (Beifall bei der SPÖ und des Bundesrates Schen­nach.)

Das ist keine Reform, das ist Pfuschwerk! Das ist keine Gesamtreform, und es ist – darauf kom­me ich naturgemäß jetzt noch zu sprechen – zutiefst ungerecht, unsozial und vor allem auch undurchdacht. Das mache ich den Autoren in Wirklichkeit nicht einmal zum Vorwurf. Wer glaubt, in 14 Tagen eine Pensionsreform zusammenschreiben zu können, irrt einfach von der Sache her. Er muss scheitern, das ist gar kein Beweis für persönliche Inkompetenz.

Wir haben ein in Jahrzehnten gewachsenes Pensionssystem, das aus vielen einzelnen Baustei­nen besteht. In vielen Bereichen – das gestehe ich – habe ich den Eindruck, dass die Autoren Bausteine aus diesem Bauwerk herausgepflückt haben, ohne auch nur zu bemerken, welche Säu­len darauf stehen und was danach einstürzen wird. Noch einmal: Das ist nicht mangelnde Qualifikation, das war der künstlich erzeugte Zeitdruck, so kann man ein Pensionssystem nicht refor­mieren. Hier wird in Wirklichkeit ein Gebäude zum Einsturz gebracht, weil man glaubt, mit einzelnen angeblich so guten Maßnahmen kurzfristige Erfolge oder, wenn man will, eine Bud­get­entlastung erreichen zu können.

Ich möchte an dieser Stelle den Vorschlag mit großem Nachdruck unterstreichen, den Dr. Gu­sen­bauer in vollem Ernst und ohne Polemik dieser Regierung macht. Eine Veränderung eines solch zentralen Elements einer Gesellschaft wie des Pensionssystems, auf das die Menschen ver­trauen können müssen, muss zwischen ihren Interessenvertretern und den politisch Ver­antwortlichen diskutiert, entwickelt und vereinbart werden. (Bundesrat Kritzinger: Gusenbauer soll einmal die Karten auf den Tisch legen!)

Die Karten hat er dem Herrn Bundeskanzler während der Sondierungsgespräche auf den Tisch gelegt. Diese Karten haben dem Herrn Bundeskanzler nicht gefallen (Zwischenruf des Bun-


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