Wenn ich Spitzeneinkommen steuerlich begünstige, kann ich viel weniger
sicher sein, dass diese dort zusätzlichen zufließenden Mittel wieder
unmittelbar ausgegeben und in den Konsum gesteckt werden, und daher ist die
konjunkturelle Wirkung geringer. Überlegen Sie einmal – von allem anderen
abgesehen, wenn Sie schon für soziale Argumente nicht zugänglich sind –, welche
gewaltigen Beträge an unmittelbar und sofort wieder ausgegebenen Mitteln bei
Bezieher kleiner und kleinster Pensionen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten
verloren gehen und welche Auswirkungen das auf unsere Wirtschaft und unsere
künftigen Konjunkturverläufe hat!
Für diese Reform werden nicht nur jene zahlen müssen, die weniger Geld
bekommen, sondern es werden auch viele zahlen müssen, die das gar nicht
wirklich betrifft, die aber als Teilnehmer am Wirtschaftsprozess auf das Geld
dieser wenig beziehenden Pensionistinnen und Pensionisten angewiesen sind.
Sie setzen da eine Spirale nach unten in Kraft, deren Ende Sie mit Sicherheit
nicht absehen und nicht absehen können! (Beifall bei der SPÖ und des Bundesrates Schennach.)
Herr Vizekanzler! Frau Bundesministerin! Ich wiederhole: Diese Reform
sollte im Interesse der Betroffenen – das ist praktisch jeder, der noch
nicht in Pension ist, und die auch ein bisschen – nicht Wirklichkeit
werden, aber nicht nur deshalb, weil es hier um – das ist ein ganz
wichtiges Argument – den Lebensabend von Menschen geht, die ihr Leben lang
gearbeitet haben, im Regelfall hart gearbeitet haben, die einen Anspruch,
einen moralischen und auch legistischen Anspruch auf eine entsprechende
Altersversorgung haben, vor allem dann, wenn sie Frauen und damit benachteiligt
waren, sondern diese Reform sollte auch deshalb nicht Wirklichkeit werden, weil
die Auswirkungen auf viele andere Bereiche wie unsere Wirtschaft verhängnisvoll
sein würden. (Beifall bei der SPÖ.)
Sie werden unsere Fragen sicher beantworten, aber ich möchte schon an
dieser Stelle nochmals wiederholen: Es geht uns nicht darum, politisch Recht
zu haben, sondern es geht uns darum, eine zukunftssichere Lösung zu finden.
Sie sind schlecht beraten, wenn Sie das Angebot, das auf der Basis aller im
Parlament vertretenen Parteien und der Sozialpartner neu und vorurteilsfrei zu
diskutieren, kalt lächelnd ablehnen. (Beifall bei der SPÖ und des Bundesra-tes Schennach.)
14.51
Präsident Herwig Hösele: Zur Beantwortung hat sich der Herr Bundesminister für soziale
Sicherheit und Generationen Vizekanzler Mag. Herbert Haupt zu Wort
gemeldet. Ich erteile ihm dieses.
14.51
Bundesminister
für soziale Sicherheit und Generationen Vizekanzler Mag. Herbert Haupt: Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte auf die mir vorgelegte Problematik und die Wortmeldung des
Erstredners der sozialdemokratischen Fraktion zunächst detaillierter eingehen,
weil mich einiges von seiner Beurteilung der Gesamtsituation trennt.
Herr Professor!
Ich hätte mir gewünscht, dass die vorliegenden Schritte des Budgetbegleitgesetzes,
das im Übrigen im Gegensatz zu dem, was in der Öffentlichkeit jetzt in den
letzten Tagen von manchen Seiten diskutiert wird, ein Vorschlag der
Bundesregierung und kein Vorschlag von mir allein ist, weil sehr viele
Facetten zu einem Gesamtvorschlag zusammengesetzt worden sind, damals, also
1995/97, als die Pensionsreform unter dem deutschen Experten Rürup in
Österreich diskutiert wurde, mehr als das Kreisen eines Berges oder die Geburt
einer Maus gewesen wären, denn dann hätten wir, Herr Professor, jetzt keine
fünf- bis siebenjährigen Übergangsfristen, wie Sie es im Zusammenhang mit dem
Pensionsalter für Frauen richtigerweise zitiert haben.
Ich darf auch darauf hinweisen, dass sehr viele der Berechnungen, die nicht nur von der Arbeiterkammer, sondern auch von sehr vielen anderen angestellt werden, fiktive Berechnungen sind. Ich sehe durchaus ein, dass die Sozialdemokratie, die für ein Drei-Säulen-Modell nie sehr viel übrig gehabt hat, in ihren Berechnungen die Komponenten der zweiten und der dritten Säu-le außer Acht gelassen hat. Ich darf aber darauf hinweisen, dass die Bundesregierung mit der
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