Bundesrat Stenographisches Protokoll 695. Sitzung / Seite 74

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diesem Entwurf und mit den nachfolgenden Schritten in Richtung Harmonisierung aller Pen­sions­systeme entgegenkommen werden. Ich bin sehr dankbar, wenn sich die Sozialdemo­kra­tie und auch die grüne Fraktion im österreichischen Nationalrat und ihre Interessengruppen in der Öffentlichkeit in das Begutachtungsverfahren der Pensionsreform einklinken, wodurch die Be­schluss­fassung positiv motiviert sein kann. Denn eine entsprechende Absicherung dieses Wer­kes und der gänzlichen Harmonisierung aller Pensionssysteme, so wie es alle vier Parteien im Wahlkampf den Österreicherinnen und Österreichern versprochen haben, ist sicherlich auch im Inter­esse der Österreicherinnen und Österreicher, nämlich dass es für gleiche Beitrags­leis­tungen und gleiche Arbeitsleitungen am Ende der aktiven Arbeitswelt auch gleich hohe Zahlun­gen gibt.

Ich glaube, dass dieser Regierungsentwurf für jene, die über das Pensionsalter hinaus arbeiten, mit 4,2 Prozent einen Bonus erhalten und nicht nur Pensionsversicherung einzahlen, ohne Erhöhungen zu erreichen, auch eine Motivation ist, genauso wie auch für sehr viele Frauen, die mit 48 oder 50 Jahren geschieden sind und die sich nach dem alten geltenden Recht ihre So­zial­leistungen abkaufen ließen, um sie für den Hausbau oder für Investitionen in die Familie aus­zugeben. Heute gibt es die Möglichkeit, nicht nur über 60 Jahre hinaus arbeiten zu müssen, son­dern für diese Zeiten auch eine Pension zu bekommen, die sich um diese erhöhte Arbeits­­leistung über dieses Alter hinaus auch in jenen Jahren rentiert, in denen sie nicht mehr arbeiten können oder nicht mehr arbeiten wollen.

Sehr geehrte Damen und Herren! Vergleichen wir Ausbildungsjahre, Erwerbsjahre und Pen­sionsbezugsjahre – diesbezügliche Tabellen sind auch schon aus dem Fernsehen bekannt –: Im Jahre 1970 haben wir 18,5 Jahre Ausbildungszeit gehabt, 42,7 Jahre aktives Arbeitsleben und 8,8 Jahre Pensionsgenuss. Im Jahre 1990 haben wir 19,8 Jahre Ausbildungszeit gehabt – ich möchte ausdrücklich hinzufügen, dass es eine gute Erscheinung ist, dass im Jahre 2002 be­reits 51 Prozent der Mädchen in Österreich eine Mittelschulausbildung gehabt haben und der Aka­demisierungsgrad in unserer Gesellschaft gestiegen ist, um unseren Arbeitnehmern für die Zukunft eine bessere Chance im internationalen Wettbewerb zu geben, in dem Österreich steht, und um Arbeit und Beschäftigung zu erhalten. Das ist auch die Grundphilosophie dieser Anrei­ze, die hinter dieser Pensionsreform und diesen Bemühungen stehen. Beide Parteien in der Bundesregierung sind der Meinung, das Sozialste in einem Staat ist, Arbeit zu haben und auf Grund dieser Arbeit sein Leben, seine Lebensqualität und seine Zukunft gewährleisten zu kön­nen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Daher betrachten wir auch jene Maßnahmen, durch die jemand durch längeres Arbeiten in einem sicheren Arbeitsplatz nichts verliert, als nicht so gravierende Eingriffe im Gegensatz zu Ein­griffen, durch die jemand arbeitslos ist und durch Arbeitslosigkeit unter Umständen in den Not­stand fällt und daher erhebliche Einkommensverluste hat. Ich glaube daher auch, dass die flan­kierenden Maßnahmen im Bereiche der Altersteilzeit und des Überleitungsgeldes – in die­sem Falle 20 Prozent mehr Arbeitslose zu bekommen – gerade für die Frauen ein Vorteil sind.

Sie wissen, dass sehr viele Frauen, die etwa zu 75 Prozent in die vorzeitige Alterspension ge­hen, in der Arbeitslosigkeit mehr Geld bekommen – überhaupt dann, wenn sie in einer auf­rechten Partnerschaft sind und keine Ausgleichszulage bekommen –, als sie Pension bekom­men. Dabei handelt es sich um Frauen, die im Interesse ihrer Kinder lange nicht an der Arbeits­welt teilgenommen haben. (Bundesrätin Schicker: Was ist mit Notstand?)

Es freut mich, Herr Professor, dass Sie im Gegensatz zur Sozialdemokratie, die sich bis zum Jahre 1995 um die Frauen- und die Kindererziehungszeiten wenig Gedanken gemacht hat, nun­mehr Frauen und deren Leistungen für Familien in Ihren Überlegungen besonders berück­sich­tigen. Dieser Paradigmenwechsel der sozialdemokratischen Fraktion ist für mich eine er­freu­liche Erscheinung. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Bundesräten der ÖVP.)

Es ist das für mich auch im Besonderen eine erfreuliche Erscheinung, weil wir wissen, dass in der Vergangenheit jene Frauen, die große Leistungen für die Familien erbracht haben, die Kin­der geboren haben, die aus Rücksicht auf die Kinder zu Hause geblieben sind, weil sie im länd­li­chen Raum wohnten und dort die Arbeitsverhältnisse für Teilzeitarbeit nicht entwickelt wa­ren,


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