Bundesrat Stenographisches Protokoll 695. Sitzung / Seite 105

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hen Bundesrat halten darf. Es sind heute schon eine Menge Abschiedsreden gehalten worden, und vielleicht ist das jetzt ein kleiner Kontrast, wenn es bei so vielen Abgängen wenigstens einen neuen Zugang gibt. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich darf mir daher erlauben, mich ein bisschen vorzustellen. – Ich bin Wiener, wohne im ersten Be­zirk und bin stolz, Bürger des ersten Bezirkes zu sein. Ich war bis November vorigen Jahres im Bereich der Landesverteidigung tätig. Daher ist es für Sie wahrscheinlich nicht über­raschend, dass ich zu dem Thema der heutigen dringlichen Anfrage Stellung nehme.

Im ersten Bezirk, meiner politischen Heimat, bin ich seit 1983 Bezirksrat, 1996 wurde ich Klub­vorsitzender, und seit 1997 bin ich dort Bezirksparteiobmann. Ich habe mich in dieser Funktion vor allem für Bauangelegenheiten und für die Bezirksentwicklung eingesetzt.

Meine Interessen gelten einerseits der Außenpolitik und natürlich auch der Sicherheitspolitik, aber auch an Verfassungsfragen habe ich besonderes Interesse. Ich möchte sowohl Kultur als auch wirtschaftliche Angelegenheiten keineswegs beiseite schieben.

Letztlich ist mir, da ich länger in einem Ministerium tätig war, die Verwaltungsreform mit all ihren Facetten und Verzweigungen ein besonderes Anliegen, und vor allem auch, dass auf diesem Sektor etwas weiter geht.

Dass ich im Hinblick auf meinen Hintergrund die Abfangjägerbeschaffung unterstütze – und zwar ohne Abstriche –, wird für Sie nicht sonderlich überraschend sein. Ich unterstütze diese einer­seits vom Standpunkt meines Berufs, andererseits aber auch als Jurist. Es ist klar – und das hat der Herr Bundesminister in seiner Anfragebeantwortung eindeutig gesagt –, dass die Typen­entscheidung, sozusagen die Modellfrage, Sache der Bundesregierung ist. Diese Frage kann in unserem Gremium sicherlich auch diskutiert werden, vor allem darf aber auch die Frage der Rele­vanz gestellt werden.

Ich weiß nicht, ob ich die Anfrage von Herrn Professor Konecny richtig interpretiert habe: Etwa zehn Minuten lang habe ich gemeint, dass er eigentlich für die Abfangjäger ist und ihn lediglich inter­essiert, ob jetzt das Modell A, B oder C kommt. Diese meine Auffassung wurde jedoch von meinem Vorredner sofort wieder vernichtet, denn er hat sich klar gegen die Abfangjäger ausge­sprochen. (Zwischenruf des Bundesrates Reisenberger.)

Damit bin ich bei einem anderen Punkt, und das betrifft uns Bundesräte alle, egal welcher Cou­leur wir angehören. Wir sind auf die Verfassung und auf die Gesetze angelobt. – Das Neutrali­täts­gesetz steht im Verfassungsrang und ist daher für uns von besonderer Bedeutung. In diesem ist klar festgehalten – dazu haben wir uns am 26. Oktober 1955 bekannt –, dass wir mit allen zu Gebote stehenden Mitteln unsere Neutralität verteidigen wollen.

Wenn wir eines der zehn reichsten Länder sind, dann ist es meiner Meinung nach beschämend, wenn wir uns die Frage stellen, ob wir uns die Abfangjäger leisten können oder nicht. (Zwi­schenruf des Bundesrates Rosenmaier.)

Der Herr Bundesminister hat auch klar gesagt, dass unsere Souveränität – auf die wir immer so viel Wert legen – nicht etwas ist ... (Zwischenruf der Bundesrätin Schicker. – Weitere Zwi­schen­rufe bei der SPÖ.) Sie können mich nicht so leicht aus dem Konzept bringen, weil ich etwas schwerhörig bin und daher Ihre Zwischenrufe nicht so genau höre! (Beifall und Heiterkeit bei der ÖVP.)

Der Herr Bundesminister hat klar gesagt, dass sich unsere Souveränität nicht nur auf die Erde, vielleicht bis zur Höhe dieses Rednerpultes, bezieht, sondern selbstverständlich auch in der Luft zu gelten hat. (Zwischenruf bei der SPÖ.) – Danke für das Kompliment, das habe ich glückli­cher­weise verstanden! (Beifall und Heiterkeit bei der ÖVP.)

Ich darf ein wenig in die Geschichte zurückgehen. Ich erinnere mich dunkel an das Jahr 1985, als sich der damalige sozialdemokratische Bundeskanzler – oder damals noch sozialistische


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