Präsident
Herwig Hösele: Zu Wort gemeldet ist der Herr
Vizekanzler. Ich erteile es ihm.
13.06
Bundesminister
für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz Vizekanzler
Mag. Herbert Haupt: Sehr geehrte Damen und Herren! Ich
möchte auf meinen Vorredner ganz kurz replizieren, damit das auch
nachvollziehbar ist: Ich gebe keine Kompetenzen an den Herrn Bundespräsidenten
ab, sondern ich habe den Herrn Bundespräsidenten gebeten, beim heutigen „Runden
Tisch“ eine Mediation zu machen (Bundesrat
Gasteiger: Braucht die Regierung eine Mediation? Was ist das für eine
Regierung, die eine Mediation braucht?), um die festgefahrenen
Diskussionsfronten zwischen der Sozialpartnerschaft einerseits und Teilen des
Parlaments auf der anderen Seite wieder aufzuweichen.
Es hat mich gefreut, dass die Sozialpartnerschaft der Einladung vom
Herrn Bundeskanzler und mir für nächsten Montag bereits heute die Zusicherung
gegeben hat, damit der Dialog zwischen den Sozialpartnern und der
Bundesregierung weitergeht.
Ich darf Sie auch darauf hinweisen, Herr Kollege Schennach, dass nunmehr
die Pensionsreform im Parlament liegt und nicht mehr bei der Bundesregierung.
Die verfassungsmäßige Frage, die Sie damit releviert haben, können Sie sich
selbst beantworten, weil Sie als parlamentarischer Mitarbeiter lang genug dem
Hohen Hause angehören und die Kompetenz haben, sich das selbst und nicht
dialektisch zu beantworten.
Ich sehe in der jetzigen Rechtsmaterie, in der vorangegangenen
Rechtssituation und im internationalen Vergleich zwei Spannungsfelder. Mann
will geringfügige Beschäftigungen für jene schaffen, die diese geringfügigen
Beschäftigungen wollen. In der Bundesrepublik Deutschland geht man im Übrigen
einen anderen Weg. Dort ist die gesamte Befreiung für diese Billigjobs, die es
dort in einem höheren Ausmaß gibt als in Österreich, nicht nur
Diskussionsthema, sondern auch Tatsache, weil man dort der Arbeitslosigkeit mit
anderen Überlegungen und anderen Mitteln gegenübertritt.
Die Alternative zur heutigen Gesetzesmaterie – das hat Kollege
Schennach klar erkannt – wäre ein unbefriedigender Zustand, weil nämlich
jene, die mit geringfügiger Beschäftigung auch keine geringfügigen
Beschäftigungszeiten für die Pensionsversicherung nachweisen können, dann, wenn
etwas in ihrer Lebensplanung schief geht, nicht einmal den Ausgleichszulagenrichtsatz
zur Lebensexistenzsicherung bekommen würden. Da ist überhaupt nichts vorhanden,
weil es ohne Beitragsleistungen auch keine Pensionsversicherung gibt und im
österreichischen System ausschließlich die Sozialhilfe und sonst nichts
vorhanden wäre.
Ich sehe es auch nicht so negativ wie die Vorrednerin, dass sich die
Bundesregierung bemüht, zur Absicherung einer Grundversorgung in Österreich die
gemeinsamen Bemühungen der Länder, des Bundes und der Gemeinden so zu
koordinieren, dass mit dem vorhandenen Geld neben der Grundsicherung, die der
Ausgleichszulagenrichtsatz festschreibt, auch für jene, die davon nicht
berücksichtigt sind, endlich die Lücke geschlossen wird, die es in Österreich
noch aus der Vergangenheit gibt, als man sich Sozialleistungen abkaufen konnte.
Wenn die Lebensplanung schief gegangen ist – etwa bei Scheidung,
vorzeitigem Tod des Lebenspartners oder anderen Dingen mehr, die in der
Arbeits- und in der Beschäftigungswelt geschehen –, hatte das zur Folge,
dass jemand auf einmal in mittleren und höheren Lebensjahren gänzlich ohne
soziale Absicherung dagestanden ist.
Daher glaube ich, dass es kein Kompetenzverlust ist, diese Bemühungen
gemeinsam fortzusetzen, sondern im Gegenteil, die Diskussionsbasis wird damit
wieder geschaffen. Es wird, sehr geehrter Kollege aus Salzburg, kein Abtreten
der Kompetenzen geben. Jeder hat seine staatspolitische Verantwortung zu
übernehmen: die Regierung ihre, das Parlament seine. Eine Vermischung der staatspolitisch
und verfassungsmäßig sinnvoll geteilten Kompetenzen wird es weder am „Runden
Tisch“ noch sonst wo geben, denn eine Nebenregierung, die nicht gewählt ist,
ist das Schlechteste in einer Demokratie. (Beifall bei den Freiheitlichen
und der ÖVP. – Bundesrat Manfred Gruber:
Die haben ja Sie ins Leben gerufen, diese Nebenregierung! Sie wollen ja den
„Runden Tisch“! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)
13.10
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