Ich möchte ganz
allgemein sagen: Bei unserem so reformfreudigen – Gott sei Dank so reformfreudigen –
Justizminister gab es kaum ein Thema, das von der Opposition mehr
emotionalisiert wurde als genau dieser Punkt. Jetzt sage ich auch in aller
Offenheit, was meines Erachtens dahinter steckt: Da man keine Argumente zu
hören bekommt, kommt es mir so vor, als ob die SPÖ-Opposition den eigentlichen
Grund ihrer ablehnenden Haltung, nämlich die Erhaltung geschützter roter
Werkstätten mit bestimmten Bedingungen, die aber gar nicht so erfolgreich
waren, wie immer wieder behauptet wird
(anhaltende heftige Zwischenrufe bei der SPÖ), krampfhaft mit
anderen Argumenten zu verteidigen versucht. (Beifall
bei den Freiheitlichen.)
Man kann doch
nicht über Argumente drüberfahren (Bundesrat Konecny: Das tun Sie gerade!), wenn man weiß, dass
menschenrechtswidrige Zustände in Zellen herrschen! (Bundesrätin Schlaffer:
Das hätte der Bundesminister abschaffen können! Dazu hätte er die finanziellen
Mittel gehabt! Statt einfach hinzugehen und zu sagen: Kein Platz! Das ist
etwas, was der Herr Bundesminister selbst verursacht hat!)
Meine Damen und
Herren! Was hier vom Kollegen Reisenberger und von Ihnen, Frau Schlaffer,
eröffnet wurde, das war eine allgemeine Debatte darüber, dass man insgesamt für
die Justiz mehr Geld ausgeben müsste, um bessere Haftbedingungen und
Nachbetreuungsbedingungen et cetera zu schaffen. Das steht aber beim
Jugendgerichtshof Wien nicht zur Debatte, sondern das ist eine Frage, die Sie
an Karl-Heinz Grasser richten müssen, der dem Justizminister nicht so viel Geld
gibt. (Bundesrat Konecny: Haben Sie mit dem irgendetwas zu
tun? Sie sind in einer Regierung, der auch Herr Grasser angehört!)
Meine Damen und
Herren! Bringen wir es doch logisch auf den Punkt (Bundesrat Konecny: Sie mögen den Grasser nicht!) und fragen wir uns: Was ist das
Ziel einer erfolgreichen Jugendgerichtsbarkeit? (Bundesrat Konecny: Der Herr Minister mag ihn auch
nicht!) Herr
Klubvorsitzender! Ich frage Sie: Was ist das Ziel einer erfolgreichen
Jugendgerichtsbarkeit? Was will ich damit erreichen? – Es gibt nur eine
Antwort, Herr Klubvorsitzender, Herr Professor Konecny! (Bundesrat Konecny: Machen wir einen Beschluss: Wir
mögen ihn alle nicht!) Die Antwort heißt: die möglichst rasche und vor allem nachhaltige
Resozialisierung.
Wenn der Wiener
Jugendgerichtshof wirklich so erfolgreich war, dann frage ich mich, warum
frühere Koalitionen – an denen natürlich auch die ÖVP mit beteiligt war,
in welchen aber die Justizminister stets rot dominiert waren –
beziehungsweise warum denn die Vorgänger meines Freundes Dieter Böhmdorfer
nicht längst solche Jugendgerichtshöfe in ganz Österreich eingeführt haben? (Beifall
bei den Freiheitlichen und bei Bundesräten der ÖVP.)
Meine Damen und
Herren! So geht es doch nicht, nämlich einfach zu behaupten: Wien ist eine
Großstadt, und deswegen brauchen wir das, und die Vorarlberger, die Salzburger,
die Tiroler und die Kärntner kriminellen Jugendlichen sind uns völlig egal.
Wäre dieser Jugendgerichtshof erfolgreich gewesen, dann hätte doch schon Broda
dahin gehend agiert und flächendeckend – denn alle Österreicher sind
gleich! – in Österreich solche eingeführt.
Jetzt komme ich
zum nächsten logischen Punkt, meine Damen und Herren: Offenbar ist es genau
umgekehrt gewesen! Die Wahrheit ist: Im Jugendgerichtshof hat es mit der
Resozialisierung und mit dem außergerichtlichen Tatausgleich et cetera nicht
so gut funktioniert.
Frau Kollegin
Schlaffer! Nun zur Ihrem Argument mit den Staatsanwälten und dazu, dass Sie
plötzlich wieder Weisungen vom Herrn Justizminister verlangen – von einem
Justizminister, den Sie immer wieder angreifen und von dem Sie fordern, dass er
endlich auf sein Weisungsrecht verzichten soll, der jedoch von diesem
Weisungsrecht noch nie Gebrauch gemacht hat. Früher gab es Justizminister, die
geradezu in skandalöser Weise vom Weisungsrecht Gebrauch gemacht haben. Damals
hätte dieser Ruf gegolten, heute gilt er nicht. Bei einem solchen Justizminister
ist alles in Ordnung! (Bundesrat
Konecny: Hat er nicht Ofner geheißen!) – Nein! Er ist diesbezüglich
mit Broda nicht zu vergleichen, der ist uneinholbar. Das ist so, als würde
Franz Berger heute noch die Rennsiege von Schuhmacher erreichen wollen. Das ist
nicht möglich. So ungefähr ist das Verhältnis. (Bundesrätin Schlaffer:
Gerhard Berger ist das! Nicht einmal das wissen Sie! Setzen Sie sich nieder!)
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