Aspöck, der
inzwischen wieder im Saal ist, dass die Menschenrechtssituation dabei im Vordergrund
steht. (Vizepräsident Weiss übernimmt den Vorsitz.)
Ich möchte
bezüglich Menschenrechtssituation ein Thema aufgreifen, nämlich die Debatte
über die Isolierzellen. Da sind junge Menschen tagelang in kleinen Kammerln
unter grässlichen Verhältnissen isoliert gewesen. – Wenn es um
Menschenrechte geht, dann frage ich mich: Ist das nicht wirklich ein ganz
gravierender Verstoß? – Ich sehe, Sie machen sich Notizen, Herr
Bundesminister! Ich möchte von Ihnen hören, wie Sie dazu stehen.
Nochmals: Der
Jugendgerichtshof ist ein ausgezeichneter Gerichtshof gewesen, ein Gerichtshof
für die Großstadt. Es hat keinen Sinn, jetzt überall, flächendeckend
Jugendgerichtshöfe einzurichten, obwohl ich zugebe, dass es vielleicht
erwägenswert wäre, für Linz so etwas zu machen. Wien, die Großstadt, hat
natürlich eine eigene Situation. Es ist so, dass ungefähr die Hälfte der Fälle
der Jugendgerichtsbarkeit in der Großstadt anfällt und daher eine besondere
Konzentration wichtig und vernünftig ist.
Das Großartige am
Jugendgerichtshof war, dass man sich auf die besondere Situation eingestellt
hat, dass man darauf eingegangen ist und so schnell auch darauf reagiert hat.
Deshalb ist der Jugendgerichtshof Wien ein Vorbild für so viele andere
Gerichtshöfe in anderen Ländern. Es sind auch immer wieder Expertendelegationen
gekommen – Richterdelegationen, Politikerdelegationen –, die sich
angesehen haben, was dort geleistet wird, weil eben die Betreuung und die
Auseinandersetzung mit den Jugendlichen so umfassend war. Man hat sich nicht
nur mit dem strafrechtlichen Aspekt auseinander gesetzt, sondern auch mit dem
sozialen, mit der Ausbildung und mit der Bekämpfung von Jugendbanden. Es gab
Anti-Aggressions-Modelle, es gab soziale Trainingskurse – es ist sehr viel
gemacht worden, und es wäre schade, wenn all das jetzt wieder wegfällt.
Ich möchte noch
einen Experten nennen: Herr Professor Friedrich, der bekannte Kinder- und
Jugendpsychiater, hat kritisiert, dass in Wirklichkeit die Haftbedingungen in
der Josefstadt keineswegs so gut sind. Er hat gesagt – ich zitiere –,
der Herr Bundesminister habe die Haftbedingungen der Josefstadt, gelinde
gesagt, schöngeredet, in Erdberg seien die Umstände wesentlich besser gewesen.
Als völlig untragbar bezeichnete er die Haftbedingungen in Isolierzellen in
der Justizanstalt Josefstadt. – Da geht es wiederum um die Frage nach der
Menschenrechtssituation, die ich bereits angesprochen habe.
Der
Jugendgerichtshof hat so viel geleistet, dieser Gerichtshof ist so wichtig für
die jungen Menschen, dass es eine Katastrophe ist, dass er aufgelöst wird. Ich
bedauere das ganz außerordentlich.
Ich möchte daher
abschließend noch ein Zitat von Professor Burgstaller bringen, der gesagt hat:
„Richtig ist wohl, dass mit der geplanten Auflösung des Jugendgerichtshofes
Einsparungen erzielt werden können. Das ist heute bei der bekannten
Ressourcenknappheit gewiss kein gering zu schätzendes Argument. Dem steht aber
die von mir als real eingeschätzte Gefahr gegenüber, Qualitätseinbußen im
Umgang mit jungen Straftätern zu erleiden, deren gesellschaftliche Kosten
mittel- und langfristig sehr hoch sein könnten.“ – Zitatende.
Dem ist leider
nichts hinzuzufügen. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
15.05
Vizepräsident
Jürgen Weiss: Ich erteile nun Herrn
Bundesminister Dr. Dieter Böhmdorfer das Wort. – Bitte.
15.06
Bundesminister
für Justiz Dr. Dieter Böhmdorfer: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr
geehrte Damen und Herren! Ich gehe natürlich gerne auf diese Fragen ein. Ich
mache es kurz, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es vollständig machen
werde.
Was die Haftbedingungen anlangt, ist zu sagen, dass es sich dabei um eine objektiv überprüfbare Tatsache handelt. Der Herr Bundespräsident hat sich beide Justizanstalten angesehen –
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