Bundesrat Stenographisches Protokoll 696. Sitzung / Seite 49

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Dieses Netzwerk bleibt erhalten, es wurde nicht zerschlagen. Es ist angesichts dieser verteilten Inanspruchnahme nicht mehr primär wichtig, wo diese Jugendgerichtshilfe ihren Sitz hat.

Stichwort: Armenhaus. – Jetzt appelliere ich an die Hausfrauenvernunft. Wenn ich ein Gebäude, das 100 Millionen Schilling wert ist, um 90 Millionen Schilling repariere und es noch immer nicht besser, noch immer nicht funktioneller wird, kann ich dann sagen: Jetzt bleibe ich erst recht und repariere es weiter!? – Entschuldigen Sie, aber das sind die Sünden der Vergangenheit.

Wir haben ein Objekt in St. Georgen am Längsee in Kärnten, das die Justiz um 17 Millionen Schilling gekauft und um 147 Millionen Schilling repariert hat, und heute können wir es um 40 Millionen Schilling nicht verkaufen. Das sind Geldverschwendungsmechanismen gewesen, die ich weiterzuführen ablehne.

Wir haben eine ähnliche Situation in der Riemergasse: zirka 200 Millionen Schilling Wert, zirka 200 Millionen Schilling Reparaturkosten und noch immer nicht besser – derselbe Grundriss, noch immer keine Klimaanlage, noch immer keine U-Bahn in der Nähe und so weiter. Daher mussten wir auch von dort übersiedeln.

Das Argument: 90 Millionen Schilling haben wir investiert, also bleiben wir, ist ein Wahnsinn! Wenn Sie ein Einfamilienhaus haben, Kostenpunkt 1 Million Schilling, und um 1 Million Schilling sanieren müssen, denken Sie sich: Nein, wozu? Wenn ich das alte Einfamilienhaus um 500 000 S verkaufe, die Million nehme und mir um 1,5 Millionen ein neues Haus kaufe, bin ich g’scheiter dran. – Ich kann und will daher diesem Argument nicht folgen, weil es einfach kein wirtschaftlich richtiges Argument ist.

Die Lehr- und Unterrichtsräume sind besser, moderner und dichter in der Josefstadt. Sie wissen das, Herr Bundesrat, bitte, verschweigen wir es nicht. Sie haben gesagt – vielleicht habe ich mich verhört, aber ich habe geglaubt, ich bin in einem fremden Saal –: Die Häftlinge können dort nicht Fußball spielen. – Dort gibt es eine modernst eingerichtete Halle. (Bundesrat Schennach: Nicht im Freien!)

Ich habe dort gemeinsam mit der Justizwache – für die Zusammenarbeit bedanke ich mich – unter den Jugendlichen ein Fußballturnier inszeniert, habe einen Nationalspieler aus einem ande­ren Land eingeladen, der ebenso wie ich einen Pokal überreicht hat. Daneben befindet sich ein riesiger Fitnessraum. Die Justizwache hat gemeint: Wir plagen uns, und die bekommen einen Pokal! Ich habe gesagt: Natürlich werdet ihr auch geehrt.

Wir bemühen uns wirklich um die Jugendlichen. Den Minister möchte ich sehen, der sich mit mir diesbezüglich vergleichen kann. Ich mache so etwas sonst nicht, aber wer hat hier mehr Engagement und mehr Überlegungen hineingesteckt!? (Beifall bei den Freiheitlichen und der övp.) Das betrifft jetzt aber nicht das Fußballspiel, sondern das ist eine prinzipielle Einstellung des gesamten Ministeriums.

Zum außergerichtlichen Tatausgleich, den Sie zu Recht – aber nur zum Teil! – Herrn Präsi­denten Jesionek zuordnen: Die wirklichen Schöpfer waren Broda-Sekretär Sektionschef Dr. Neider, der heute noch im Ministerium ist, und Broda selbst. Sicher hat Jesionek ihn weiter­entwickelt, aber Urheber, Vater und Nestor dieser Institution ist er nicht! Das wäre auch traurig, besonders traurig, denn im Jugendgerichtshof Wien – ich muss diese Zahl jetzt einmal ganz deutlich nennen – haben wir im Jahr 2001 40 außergerichtliche Tatausgleiche gehabt. Das ist jene Form der Diversion, bei der das größte Engagement dahintersteckt, bei der man den Geschädigten und den Täter zusammenbringt und dann eine Lösung findet.

Der Jugendgerichtshof Wien hatte im Jahr 2001 40 außergerichtliche Tatausgleiche! Nennen Sie doch zum Beispiel die Zahl von Oberösterreich, Herr Bundesrat: 590 Mal. In Wien gibt es 2 Mil­lionen Einwohner, in Oberösterreich 1,5 Millionen Einwohner. Wo ist da das tolle Engage­ment im Jugendgerichtshof Wien?

Entschuldigen Sie vielmals! Ich habe mir all das überlegt, wollte es gar nicht so in den Vorder­grund stellen, aber wenn man hier mit solchen Argumenten kommt, als ob das ein Rohheitsakt


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