Bundesrat Stenographisches Protokoll 696. Sitzung / Seite 63

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Die österreichische Regierung zahlt diese Beiträge den Religionsgemeinschaften nicht zur Aus­übung ihrer Tätigkeit, sondern ausdrücklich als Entschädigungszahlung für während des NS-Regimes verlorenes Vermögen. Darin besteht ein grundsätzlicher Unterschied zu Deutschland, denn in Deutschland wird der Kirchenbeitrag vom Staat eingehoben, danach werden diese Geld­mittel verteilt. Das heißt also: Wenn man Deutschland als Beispiel hernimmt – das erklärt mir Herr Dr. Muzicant immer wieder, welche Zahlungen man dort laufend leistet –, dann muss man sagen, ist das eine andere Konstruktion.

Damals, im Jahr 1960, wurde ein bestimmter Betrag für die römisch-katholische Kirche und für die beiden bestehenden evangelischen Kirchen, angepasst an ihre jeweilige Mitgliederzahl, ver­einbart. Beim Betrag für die Israelitische Kultusgemeinde wurden die Mitgliederzahlen von vor 1938 genommen. Schon seit 1958 wurden diese Zahlungen überwiesen. Wir leisten also jährliche Entschädigungszahlungen auf Basis der Mitgliederzahlen der Israelitischen Kultus­gemeinde von vor 1938!

Derzeit ist das ein jährlicher Betrag in der Höhe von 772 177,27 €. Bitte mitschreiben, damit wir alles zusammenzählen können! Dieser Betrag, nämlich 772 177,27 € – das ergibt sich aus den Aufwertungsfaktoren, da kommen dann solche Beträge heraus –, wird der Kultusgemeinde jährlich quasi als Entschädigungszahlung überwiesen, und zwar ad infinitum! Das ist im Gesetz so festgelegt.

Die einmalige Zuwendung, welche die Kultusgemeinde damals, im Jahr 1958, erhalten hat, hat nach damaligen Geldwert 30 Millionen Schilling betragen, heute sind das mit dem Aufwertungs­faktor etwa 143 Millionen Schilling. Dazu kommt noch, dass wir der Israelitischen Kultusge­mein­de selbstverständlich die Kosten für die Lehrer und Lehrerinnen an ihren Schulen ersetzen, das sind etwa 3 Millionen € jährlich. Dazu kommt weiters, dass wir sehr viele Projekte der Israeli­tischen Kultusgemeinde bewilligt und unterstützt haben. Wir legen in diesem gesamten Bereich großes Augenmerk darauf, dass diese kulturelle Vielfalt in unserem Lande bestmöglich unter­stützt wird.

Sie haben es selbst schon erwähnt: Es werden die jüdischen Museen in Hohenems, in Wien und in Eisenstadt unterstützt, es wird die Universität in Jerusalem unterstützt, es werden Zivildiener zu den Gedenkstätten geschickt, es werden die Gedenkstätten unterstützt. Es wer­den an den Schulen, gerade im Rahmen der politischen Bildung, enorm viele Projekte gemacht, Maßnahmen gesetzt, mit Zeitzeugen, mit all den Broschüren, die wir erstellt haben, auch mit dem letzten Projekt „Aktionstage Politische Bildung“, bei dem all diese Fragen mit den Schülern diskutiert werden und eine breite Basis in Richtung Toleranz, in Richtung „Miteinander leben“ grundgelegt wird.

Wir sind in ständigem Kontakt mit der jüdischen Gemeinschaft und haben auch sehr erfreuliche und sehr gute Gespräche mit ihr. Ich weiß nicht, woher Sie das haben, dass es unerfreuliche Gespräche seien.

Die österreichische Bundesregierung hat als zusätzlichen Schritt den so genannten Ent­schädigungsfonds gegründet. Dieser Entschädigungsfonds, der unter der Führung von Frau Präsidentin Schaumayer und in Zusammenarbeit mit allen jüdischen Gemeinden auch in den Ver­einigten Staaten ins Leben gerufen wurde, ist dazu da, um noch offene Fragen der Ent­schädigung abzuklären und eine entsprechende Entschädigungszahlung zu leisten. Das wurde vereinbart und im Jänner 2001 unterschrieben. Der damalige Staatssekretär Stuart Eizenstat hat mitgeteilt, dass auch Herr Dr. Muzicant diese Vereinbarung unterschrieben hat. Noch be­stehende Entschädigungsansprüche, Restitutionsansprüche müssen diesem Entschädi­gungs­fonds bis Ende Mai gemeldet werden.

Ich habe ein sehr konstruktives Gespräch mit Herrn Dr. Muzicant gehabt, und es ist mir auch mitgeteilt worden, dass er diese noch bestehenden Ansprüche, die alle gesammelt worden sind, bei diesem Entschädigungsfonds, der mit 210 Millionen US-Dollar dotiert ist, anmelden wird. Das ist kein Geld, das aus Amerika an uns geliefert wird, das ist Geld, das aus Österreich be­zahlt wird. Die österreichische Bundesregierung hat erreicht, dass in diesen Fonds 210 Mil-


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