Bundesrat Stenographisches Protokoll 696. Sitzung / Seite 64

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lionen US-Dollar geflossen sind, mit denen Entschädigungen für Ansprüche, die noch da sind, vorgenommen werden können.

Herr Dr. Muzicant hat diese Ansprüche in einem sehr großen Kompendium gesammelt. Es ist, glaube ich, seine Pflicht, diese Ansprüche beim Entschädigungsfonds geltend zu machen, damit dann auch die entsprechenden Entschädigungszahlungen geleistet werden.

Ich werde nun Ihre Fragen im Einzelnen beantworten:

Frage 1: „Welche Maßnahmen werden Sie als zuständiges Mitglied der Bundesregierung unter­nehmen, um die Existenz der Israelitischen Kultusgemeinde in finanzieller Hinsicht zu gewähr­leisten?“

Wir werden weiterhin die vereinbarten Zahlungen leisten, wir werden weiterhin Projekten der Israelitischen Kultusgemeinde Unterstützung zukommen lassen, und wenn die Israelitische Kultusgemeinde die Entschädigungszahlung aus diesem Entschädigungsfonds erhält, dann wird ein großer Teil ihres finanziellen Problems gelöst sein.

Ich weiß aber auch, dass eine kleiner werdende Israelitische Kultusgemeinde wahrscheinlich einige Projekte hat, die man dementsprechend unterstützen muss, und habe deshalb mit Herrn Dr. Muzicant – und das beantwortet auch Ihre weiteren Fragen – vereinbart, dass wir, wenn es Projekte im sozialen Bereich gibt, wenn es Projekte im Bildungsbereich gibt, wenn es Projekte im Sicherheitsbereich gibt, sehr gerne mit ihm über eine finanzielle Unterstützung solcher Pro­jekte – nicht als Dauerfinanzierung, sondern für die Laufzeit eines Projektes – reden werden.

Bezüglich der jüdischen Friedhöfe kann ich mir durchaus vorstellen, dass ein Sanierungsprojekt notwendig ist. Normalerweise ist die Erhaltung von Friedhöfen Sache der Gemeinden, der Städte, also der Kommunen. Wenn aber eine einmalige Hilfestellung notwendig ist und ein Projekt dargestellt wird, dann werden wir sehr gerne darüber reden.

Zur Frage betreffend den Sicherheitsaufwand möchte ich Folgendes feststellen – das ist auch meine Bitte an den Antragsteller –: Sie haben gesagt, Sie wollen sehr moderat und sehr sachlich darüber reden. Das ist mir sehr recht. Allerdings schreiben Sie in Ihrer Anfrage – ich zitiere –: „Die finanzielle Notsituation der Kultusgemeinde begründet sich nicht nur auf den hohen Kosten für – und dies ist wohl ein beschämendes Zeugnis menschlichen Unvermögens ein Miteinander zu leben – ...“ – Ich weiß nicht, wen Sie damit meinen, ich hoffe, Sie meinen damit nicht die Österreicher und Österreicherinnen! (Bundesrat Konecny: Nein!)

Sie bezeichnen diese Mehraufwendungen für Sicherheitsmaßnahmen als „ein beschämendes Zeugnis menschlichen Unvermögens ein Miteinander zu leben“!

Sehr geehrter Herr Bundesrat! Ich habe Herrn Dr. Muzicant gefragt, woher die Bedrohung kommt. Er sagte mir, dass sie infolge des 11. September Drohbriefe erhalten hätten, nicht von uns, nicht von Österreicherinnen und Österreichern! Infolge des Irak-Krieges gibt es zusätzliche Bedrohungen, aber ganz sicher nicht von Österreicherinnen und Österreichern. – Ich bitte also wirklich darum, nicht etwas in diese Anfrage zu schreiben, das den Geruch aufkommen lässt, dass wir in Österreich nicht dieses menschliche Miteinander leben.

Wir leben dieses menschliche Miteinander. Wir unterstützen die Israelitische Kultusgemeinde, wir wollen, dass es ihr gut geht, wir wollen, dass sie in Österreich ihren Platz hat, und wir tun alles, was möglich ist! Auch dieser Fonds, der in Amerika beschlossen und gegründet wurde und mit österreichischen Geldern gefüllt wurde, dient dieser Wiedergutmachung. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Zur Frage 5 bezüglich Sicherheit ist noch zu sagen, dass sämtliche Sicherheitsdirektionen, Bun­despolizeidirektionen, Landesgendarmeriekommanden bereits in der Vergangenheit ange­wiesen wurden, jüdische Einrichtungen in deren örtlichen Zuständigkeitsbereich zu erfassen, mit den für Sicherheitsfragen zuständigen Verantwortlichen dieser Objekte Kontakt aufzu-


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