Lassen Sie mich
zum Schluss kommen. (Rufe bei der SPÖ:
Gerne! Gerne! – Bundesrat Bieringer:
Ich glaube, wir waren bisher ruhig und haben allen zugehört, ich glaube, ich
kann dasselbe auch von euch verlangen!) Lassen Sie mich einfach zum Schluss
kommen und nur sagen: Ich glaube, dass wir hier schon einen Auftrag
hätten – ich bitte um Entschuldigung, ich möchte hier niemandem etwas
zuweisen, aber ich persönlich, und ich rede hier wirklich als Person, halte das
für wesentlich –, nämlich den Auftrag, Argumente auszutauschen, aber nicht
in der Form, dass wir uns einfach nur irgendetwas „zufetzen“, sondern dass wir
ganz bewusst Argumente austauschen.
Ich möchte
abschließend noch einmal sagen: Danke für diese Anfrage!, aber ich möchte auch
noch einmal betonen, dass wir dieses Thema viel intensiver angehen müssen. Wir
müssen uns auf allen Ebenen viel mehr überlegen: Wie gehen wir mit Menschen
um? – Auch hier im Saal. Entschuldigen Sie, wenn ich das so sage, aber
deshalb kontere ich nicht immer gleich. Es ist mir nicht so wichtig, ob mir
jetzt jemand zuruft: Okay, hör oder hören Sie schnell auf!, aber etwas möchte
ich schon sagen: Wenn wir Menschen in diesem Land nicht mehr aussprechen
lassen, und wenn wir Menschen erst recht in diesen Häusern hier keine bestimmte
Sprach- und Wortkultur zutrauen und diese von einander einfordern –
wirklich einfordern! –, dann wird es schwierig sein, dass
wir von anderen etwas verlangen, was wir selbst nicht einzuhalten imstande
sind. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der
Freiheitlichen.)
16.43
Präsident
Herwig Hösele: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat
Mag. John Gudenus. Ich erteile es ihm.
16.44
Bundesrat
Mag. John Gudenus (Freiheitliche, Wien): Herr
Präsident! Frau Bundesministerin! Kolleginnen und Kollegen! Auch ich bin der
Ansicht, dass Professor Konecny ein durchaus interessantes Thema
angerissen hat und uns zum Nachdenken und Argumentieren veranlasst – was
auch schon sehr gut gelingt; und ich danke den Vorrednern für ihre Beiträge.
Ich möchte doch
auf ein paar Punkte bezüglich der Präambel der Anfrage, also des Textes, der
von den Sozialdemokraten, insbesondere von Professor Konecny, vorgelegt
worden ist, eingehen. Es wird hier von leichtfertigen Wortspielen, die
Antisemitismus beinhalten, und von Verharmlosen gesprochen. – Ich als
Christ sage: Wir nehmen im Fernsehen und in der Kulturwelt ungeheuerlich viel
an antichristlichen oder nur zur Not christlich verbrämten Aussagen fast schon
zu gelassen hin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Eigentlich sollte man auch
eine Anfrage stellen: Wie halten wir es mit unserem Glauben?
Ich bin sehr wohl
der Ansicht, dass die religiösen Gefühle aller geschützt
gehören – persönlich versuche ich es auch immer so zu halten –, aber
ich nehme auch für mich in Anspruch zu sagen: Ich möchte auch, dass die
christlichen Werte, Herr Professor, geschützt gehören und nicht immer mit der
Kulturfreiheit in Frage gestellt werden können. Sonst müsste ich Ihnen sagen,
Herr Professor: Auch diese leichtfertigen Wortspiele und Antisemitismen, die
diese enthalten mögen, fallen vielleicht unter Kultur- und
Kunstfreiheit. – Das sollte nicht übertrieben werden, aber ich habe den
Eindruck, in Österreich werden die christlichen Werte schon so mit Füßen
getreten und mit Worten geschmäht, dass ich mich oft wundere, wie die
Vertreter, die beruflichen Vertreter der christlichen Glaubensgemeinschaften
das über sich ergehen lassen können. (Beifall bei Bundesräten der
Freiheitlichen und der ÖVP.)
Ich glaube, auch in Ihrer Anfrage, wenn ich so zwischen den Zeilen lese, ein bisschen Selbst-Rechtfertigung zu erkennen, Herr Professor! Ich konnte das unlängst schon darlegen und wiederhole es heute gerne: Vor wenigen Wochen wurde in der „Presse“ Professor Rathkolb zitiert, der meint: Es gibt ein Schlüsseldokument: Karl Renner hat nach den ersten Gesprächen mit sowjetischen Offizieren, bevor er Staatskanzler wurde, eine Denkschrift verfasst, in der er sich auch mit der Frage der Entschädigung auseinander gesetzt hat. Seine Zielrichtung ist die der Zweiten Republik, die er vorgegeben hat, noch ehe es eine provisorische Regierung gab: Die Rückkehr der Juden muss verhindert werden, keine Restitution 1 : 1, sondern einen anonymen Fonds, damit nur ja niemand zurückkommt. – Das sagte der große Staatskanzler
Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite