Auch das ist
wichtig! Geben wir auch den Anhängern des israelischen Glaubens, des jüdischen
Glaubens in Österreich, die Möglichkeit, sich in mehreren Kultusgemeinden zu
finden, so wie es für Anhänger der christlichen Glaubensgemeinschaften,
mehrerer christlicher Glaubensgemeinschaften, die Möglichkeit gibt,
gesetzeskonform und ihren Glaubensgrundsätzen entsprechend zu leben. Auch das
ist ein Punkt, den wir beachten müssen, um nicht nur eine Fokussierung auf eine
jüdische Kultusgemeinde zu haben, die nicht einmal die Anerkennung aller
anderen findet, die eine eigene Kultusgemeinde gründen möchten.
Zu den
finanziellen Dingen: Finanzen kann man immer als – sagen wir –
schmutzig oder weniger schmutzig, als schmierig betrachten, insbesondere wenn
es um ein solches Thema geht. Herr Professor! Ich betrachte die Finanzen als
sehr wichtig ... (Bundesrat Konecny: Hab’ ich nicht gesagt!) – Sie haben das nicht gesagt,
das weiß ich schon. Aber anschauen darf ich Sie dabei trotzdem, wenn ich rede. (Bundesrat
Konecny: Aber „schmierig“ dürfen Sie in dem Zusammenhang
nicht sagen!) Nein,
aber man sagt ja oft, Geldsachen sind schmierig. Nein, sie sind wichtig, denn
Geld ermöglicht das Leben. Das ist ganz richtig. (Bundesrat Konecny: Was soll das? Sind Sie noch
bei ...? Das ist ja ungeheuerlich!) Ich habe gar nicht gesagt, dass es so ist. (Bundesrat
Konecny: Sie haben das Wort „schmierig“ verwendet!
Bitte erklären Sie, wen Sie damit gemeint haben!) – Sie nicht! (Bundesrat Konecny: Wen sonst?) – Ich habe überhaupt
niemanden gemeint! (Bundesrat Konecny: Sich selbst – oder was?) Aber haben Sie mich gern! (Heiterkeit
bei den Freiheitlichen.)
Herr Kollege Konecny! Ihre künstliche Aufgeregtheit
ist mir bekannt. (Bundesrat Konecny: Sie sagen „schmierig“, und dann
sagen Sie, Sie haben niemanden gemeint!) Ich rate Ihnen zu keiner künstlichen
Aufgeregtheit. Herr Kollege Konecny! Nehmen wir das so, wie es ist. Nehmen Sie das Thema weniger
wichtig. Was ich gesagt habe im Zusammenhang mit „schmierig“, ist: Geld ist
ein Schmiermittel, und es ist notwendig. Nehmen Sie das zur Kenntnis! Das
wollte ich damit sagen.
Da wir das Geld
haben, welches, wie die Frau Bundesministerin angetönt hat, in den verschiedensten
Verhandlungen, bei denen auch Dr. Eizenstat dabei war, beschlossen wurde,
glaube ich, dass dieses Thema durch die Republik Österreich bestens gelöst
worden ist. Die Republik Österreich hat durch diese zwei Bundesregierungen, in
der ÖVP und Freiheitliche vereint sind, wirklich Wesentliches getan, um an der
jüdischen Gemeinde in Österreich und den Juden in aller Welt, denen Unrecht
geschehen ist, das gutzumachen, was materiell gutzumachen ist. (Beifall bei
den Freiheitlichen und der ÖVP.)
16.55
Präsident
Herwig Hösele: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat
Stefan Schennach. Ich erteile es ihm.
16.55
Bundesrat
Stefan Schennach (Grüne, Wien): Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! In der Zeit zwischen 1938 und
1945 waren Österreich und Deutschland kein Kulturvolk, es war eine Barbarei
und kein Kulturvolk.
Wenn Sie für den
Schmerz den Tag der Kapitulation wählen, dann schwingt damit möglicherweise
der Schmerz über die Kapitulation mit, was bei bestimmten Verbindungen immer
wieder zum Ausdruck kommt.
Wenn man der Toten
gedenkt, so hat sich die Republik in der Verantwortung, in der sie steht, den
richtigen Tag ausgewählt, nämlich jenen Tag, an dem man der Barbarei eines
Regimes in besonderer Weise gedenkt. Da geht es nicht um die Differenzierung
der Opfer, nur: Sie beharren auf dem Tag der Kapitulation, und diese
Konnotation ist falsch.
Die Zweite
Republik steht in einer Verantwortung, und lange hat es gedauert, bis das
offizielle Österreich gesagt hat, Österreicher und Österreicherinnen –
beim ersten wahrscheinlich weniger – waren Täter und Opfer zugleich.
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