der nächsten
Gesetzgebungsperiode keine Anhebung des Frühpensionsalters geben wird, oder ist
es wirklich wahr? – Ich glaube ganz ehrlich, dass es nicht wahr ist. Aber
wer wird schon so tölpelhaft sein, sich gleichzeitig mit allen Berufstätigen
und mit den Pensionisten auch noch anzulegen?
Zweitens: Der Herr
Bundeskanzler hat gemeint, er könne die Opposition kleinhalten – nicht die
politische Opposition, sondern die Opposition gegen diese Vorschläge. Damit hat
er natürlich das Pferd vom Schwanz her aufgezäumt. Reiterisch ist das
vermutlich Schwachsinn – ich bin kein Reiter –, aber politisch mag es
manchmal Sinn machen. Wir reden also nicht über ein harmonisiertes System,
sondern wir reden über die ASVG-Versicherten, die ohnehin die „mistigsten“
Pensionen haben. Ich nehme an, dass der Herr Bundeskanzler mit heftigem und vor
allem in eine bestimmte Richtung gezieltem Augenzwinkern versucht hat, dem
öffentlichen Dienst klarzumachen: So wild wird es bei euch schon nicht werden.
Da bekunde ich
Kollegen Neugebauer meinen tiefen Respekt: Die Gewerkschafter sind in diesem
Bereich auf diesen Trick nicht hereingefallen, weil sie genau wissen: Wenn
jetzt die einen – sagen wir einmal die roten Schafe – geschoren
werden, dann kommen im Herbst mit mindestens derselben Schere auch die
schwarzen Schafe an die Reihe – was ich jetzt nicht politisch meine,
sondern nur zur Unterscheidbarkeit zwischen dem ASVG-Bereich und dem
öffentlichen Dienst sage. Setzen Sie beliebige andere Farben ein! Sie haben
genau begriffen, wie es ist: Tua res agitur! Es geht genauso um ihre Pensionen,
und wenn jetzt die ASVG-Versicherten verlieren – und das ist es, worum es
geht –, dann ist auch ihre Verteidigungsposition umso schwächer.
Dann gibt es die
dritte Gruppe – und das war der einzige Kompromiss, sowieso „mistig“
genug, den diese Regierung zwischen erster und zweiter Variante gemacht
hat –: Das sind jene, die geistig schon ein bisschen in Pension sind, weil
sie in den nächsten ein, zwei Jahre vorhaben, in Pension zu gehen. Die wenigen
Maßnahmen, die es gegeben hat, haben ihnen ein bisschen Zuckerguss auf dieses
ansonsten durchaus ungenießbare Gericht gegossen.
Auch diese haben
sich – erfreulicherweise, wie die Teilnahme an den Aktionen zeigt –
überhaupt nicht beirren lassen, weil sie klar erkennen, was ihnen wirklich
blüht. Was ist der Kern der Sache? – Der Kern der Sache ist, dass die
Bundesregierung, selbst wenn eine Harmonisierung kommt, im Begriff ist, ein
System zu erfinden, wonach die große Mehrheit der durchschnittlichen
Einkommensbezieher aus der so genannten ersten Säule keine ausreichende
Altersversorgung haben wird. Dabei handelt es sich um Menschen, deren Berufseinkommen
so gestaltet sind, dass sie nichts Nennenswertes an Privatvorsorge ansparen können.
Ich brauche gar nicht bis zu den Extrembeispielen der geringfügig beschäftigten
Frauen zu gehen, ich gehe von ganz normalen Berufstätigen aus. Sagen Sie mir,
wo die Familien, aus denen die Stimmen stammen, mit denen Sie indirekt, aber
doch hierher gewählt wurden, das Geld hernehmen sollen, um eine ernsthaft
beitragende Altersversorgung der dritten Säule aufzubauen!
Wir haben damals,
als das beschlossen wurde, warnend gesagt – und es gibt Fälle, bei denen
man gar nicht so begeistert ist, wenn man Recht behält –: Wir halten die
neue Abfertigungsregelung und die Umwandlung der Abfertigungen in eine
Zusatzpension für einen richtigen und fälligen Schritt, aber wir warnen davor,
dies gewissermaßen als jene Karotte anzusehen, auf die die Menschen fasziniert
schauen, während ihnen die Grundpension drastisch gekürzt wird. – Und
genau das ist passiert.
Die Menschen
werden wahrscheinlich in Summe – die meisten von ihnen – weniger aus
der zweiten Säule bekommen, als sie jetzt in der ersten Säule einbüßen, und das
macht diesen schönen Erfolg, den wir damals gemeinsam und mit den
Gewerkschaften erreicht haben, sehr hohl und hinterlässt einen bitteren
Nachgeschmack.
Es ist gar keine Frage: Wir brauchen – das ist unsere feste Überzeugung, das ist auch Ihre, so höre ich, und das ist eine Überzeugung, die auch die Gewerkschaften teilen – ein harmonisiertes System. Jedes dieser Systeme ist natürlich historisch gewachsen. Bei vielem, was
Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite