Bundesrat Stenographisches Protokoll 696. Sitzung / Seite 90

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§ 491: Absatz 3 und Absatz 4 sind wortgleich, einfach wortgleich! Da steht zweimal unter verschiedenen Bezeichnungen dasselbe. Meine Damen und Herren! Wenn Sie das ASVG so reformieren, dann bekommt wahrscheinlich am Schluss überhaupt niemand mehr irgendetwas, weil Sie die entscheidenden Absätze nicht verdoppeln, sondern einfach vergessen.

Das regt die Menschen begreiflicherweise auf, und daher gibt es viele – ich wiederhole das –, die sagen, wir brauchen zuerst eine Vereinheitlichung der Systeme – das ist ohnehin eine herkulische Aufgabe –, und dann brauchen wir das Nachfolgesystem oder die Nachfolge­systeme. Ich will jetzt nicht für unser Pensionsmodell plädieren. Keines, das auf dem Tisch liegt, ist eins zu eins die Weisheit. Aber unser Vorschlag besagt einfach: Die erworbenen Ansprüche werden zum Stichtag bescheidmäßig festgelegt, dem Einzelnen auch mitgeteilt, von diesen verliert niemand etwas. Und dann gibt es ein anderes System, in das alle – jene, die morgen in das Berufsleben eintreten, und jene, die schon 30 Jahre lang arbeiten – einzahlen und ent­weder überhaupt nur von dort oder zusätzliche Ansprüche erwerben. Es geht wahrscheinlich auch anders, aber das ist nicht die schlechteste Idee.

Wenn wir dort anfangen und dann über ein gemeinsames System nachdenken, muss dieses gemeinsame System auch den besonderen Bedürfnissen anderer Berufsgruppen Rechnung tragen. Wir puzzeln jetzt nur am ASVG herum. Dass die Eisenbahner nicht ganz dieselbe Berufswirklichkeit haben, brauche ich niemandem zu erklären. Sie haben nicht nur ein unterschiedliches Pensionsrecht, sondern auch eine unterschiedliche Berufswirklichkeit. Jetzt wird all das novelliert, und dann wird gesagt: Hoppla, dieses neue ASVG passt für die nicht, für die nicht und für die nicht, und dann muss es wieder novelliert werden. Das ist einfach die falsche und eine extrem ungeschickte Vorgangsweise.

Dies gesagt habend, verweise ich darauf, dass es kein Privileg von Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten und auch kein Privileg von Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern ist, das zu bemerken und politisch zu artikulieren. Auch wenn ich zugebe, dass zwischen der Aufmüpfigkeit von ÖVP-Landeshauptleuten und dem Stattgefundenhaben oder Bevorstehen von Landtagswahlen eine eigenartige und mit mathematischen Gesetzmäßigkeiten nicht zu erklärende Korrelation besteht, verneige ich mich respektvoll vor Landeshauptmann Pühringer. Gar nicht respektvoll tue ich dies vor dem niederösterreichischen Landeshauptmann, denn dieser hatte seine Landtagswahl schon, und daher interessieren ihn heikle Themen offensicht­lich in der Öffentlichkeit nicht mehr. Ich verneige mich aber vor Landeshauptmann Pühringer, der sehr klar zum Ausdruck gebracht hat, dass dieser Entwurf den Menschen nicht zugemutet werden könne.

Ich respektiere mit großer Zustimmung auch die Meinung des Herrn Landeshauptmannes Sausgruber – sicher auch die Meinung eines Mannes, die nichts damit zu tun hat, dass auch er noch eine Landtagswahl vor sich hat –, der genauso gesagt hat, dass dieser Entwurf so nicht kommen kann und kommen darf.

Dass sich das Land Wien in gleicher Weise geäußert hat, ist klar, und dass sich das Land Kärnten – da ist es nicht so selbstverständlich – auch so geäußert hat, ist bemerkenswert. Aber es haben sich auch jene, die in der Öffentlichkeit dort, wo diese 30 Sekunden langen Fernsehclips gedreht werden, lückenlose Solidarität mit dem Herrn Bundeskanzler und seinen Pensionsplänen dokumentiert haben, im Kern ganz anders geäußert. Schauen Sie sich die Stellungnahme des Landes Tirol an, in der einfach über die finanziellen Auswirkungen auf das Bundesland die Rede ist, dort hört sich – nahe liegender Weise – die Freundlichkeit auf!

Sehen Sie, meine Damen und Herren, das ist eines unserer Anliegen. Es kann nicht so sein, dass nach dem Motto, am 4. Juni muss all das beschlossen werden, nicht nur über gute Argumente der parlamentarischen Opposition, nicht nur über 200 000 Menschen, die die Mariahilfer Straße und die Prinz-Eugen-Straße „herunterschwimmen“, sondern auch über die Bundesländer einfach drübergefahren wird. Es besteht Dialogbedarf in dieser Frage. Es besteht auch Bedarf aufeinander; das gilt für uns genauso wie für die Regierung, aber die Regierung ist relativ laut mit ihren Argumenten. Auch wenn wir nicht zuhören wollten, wir müssen fortwährend


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