Daher: Verteilungspolitische Maßnahmen – ja. Das Sichern von
Pensionen ist kein populäres Thema. Der erfreuliche Umstand, dass wir alle
länger leben, alle älter werden, länger unsere Zeit verbringen und die Dinge
Geld kosten, führt dazu, dass eine Pensionsreform notwendig ist, dass eine
Pensionssicherung notwendig ist. Egal welche Ausdrücke man dafür auch immer verwendet:
Pensionsreform bedeutet immer, wenn man die Mittel auf mehr Menschen aufteilen
muss, die länger leben, dass die Leistung für den Einzelnen dabei geringer
wird.
Natürlich ist es legitimer Bestandteil der Politik, wenn man jene
Leute, die einen Beitrag dafür leisten müssen, indem sie entweder mehr zahlen
oder weniger bekommen, politisch entsprechend aufmischt. Das ist durchaus
legitim! Aber es darf trotzdem darüber auch eine andere Meinung geben, und das
ist das Thema, worum es im Prinzip eigentlich geht.
Ich möchte auf einige wenige Punkte, die in der Diskussion angesprochen
wurden, Bezug nehmen. Es wird zum Beispiel immer wieder gebracht, dass diese
Reform überfallsartig sei. – Dazu halte ich fest: Wir haben zehn Jahre
Übergang für das Heranführen an das gesetzliche Pensionsalter. Wir haben
25 Jahre Übergang für die Anhebung des Durchrechnungszeitraumes von 15 auf
40 Jahre. Wir haben drei Jahre Übergang für die Senkung des
Steigerungsbetrags von 2 Prozent auf 1,78 Prozent. Ich glaube nicht, dass man da von „überfallsartig“ sprechen kann.
Seit 1990 führen wir diese Debatte. Wie gesagt, man kann die Meinung
haben, dass man bis zum Herbst diskutieren kann, aber wenn man der Meinung
ist – wie die Regierungsmitglieder von der Volkspartei und den
Freiheitlichen –, zwölf Jahre Diskussion sind genug, so halte ich das auch
für legitim. Seit den neunziger Jahren diskutieren wir diese Reformen. Wir sind
zwei Mal Reformen angegangen, die Reförmchen wurden. Der Effekt des Ganzen ist, dass diese Probleme,
die wir damals verwässert und verschoben, nicht gelöst haben, heute immer noch
zur Bewältigung anstehen.
Seit drei
Jahren – so viel zum Thema Hektik und „Reden wir noch einmal!“ –
arbeitet eine parteiunabhängige Expertenkommission zur Sicherung des
österreichischen Pensionssystems – selbstverständlich unter voller
Einbindung der Sozialpartner, was durch entsprechende Sitzungsprotokolle
dokumentiert ist –, und ich gehe einmal davon aus, dass die Leute nicht
nur zum Kaffeetrinken dort gewesen sind.
Da wir so viel
über Dialog gesprochen haben, muss ich ganz ehrlich sagen – es freut mich,
dass es jetzt zwei Grüne Bundesräte gibt, das sei an dieser Stelle
erwähnt –: Wenn Kollege Öllinger von Dialog redet und dann einen
sechseinhalbstündigen Monolog im Ausschuss hält, dann würde man in der Sprache
von Ö 3 schon sagen „Was is’ mit du?“ Das muss schon einmal erwähnt
werden dürfen gegenüber jenen, die so besonders sensibel sind, was Dialognotwendigkeiten
betrifft – offensichtlich aber nicht dann, wenn sie am Wort sind.
Die Fakten liegen
auf dem Tisch, die Fakten liegen heute auf dem Tisch. Unterschiedliche Positionen
wird es immer geben, aber es ist auch einmal der Zeitpunkt gegeben, wo man viel
diskutiert hat, wo man Jahre diskutiert hat, wo man zig Stunden im Parlament
diskutiert hat, wo unterschiedliche Standpunkte angeglichen worden sind und
in einigen Standpunkten auch unterschiedliche Bewertungen übrig bleiben. Diese
unterschiedlichen Bewertungen bleiben auch dann, wenn man bis zum
Sankt-Nimmerleins-Tag diskutiert, aber für den Sankt-Nimmerleins-Tag kann man
nicht Politik machen.
Wir haben eine
Reformregierung, die handeln möchte. Ich glaube, dass wir auf einem guten Weg
sind und dass der „Runde Tisch“ sicherlich auch ein wichtiger Beitrag dazu war.
Ich wundere mich beinahe darüber, dass es hier die Intention gegeben hat, den
Herrn Bundeskanzler zu befragen, obwohl es doch gerade auch einigen Vertretern
von der Sozialdemokratie wichtig war, dass der Herr Bundespräsident diesen
„Runden Tisch“ führt.
Ich denke, wir
sollten einmal dem Herrn Bundespräsidenten die Möglichkeit geben, in der Öffentlichkeit
die Ergebnisse des „Runden Tisches“ zu präsentieren (Zwischenruf bei der SPÖ), sagen zu können, was in der Hofburg
heute Nachmittag am ovalen Tisch los gewesen ist. (Beifall bei der ÖVP und
den Freiheitlichen.)
19.23
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