Bundesrat Stenographisches Protokoll 696. Sitzung / Seite 110

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Was ist die Folge, wenn die Belastungen für Land und Gemeinden zunehmen? – Die Dienste, die in diesem Bereich zur Verfügung gestellt werden, werden wegen Unfinanzierbarkeit zurück­ge­nommen werden müssen und somit den Menschen, die sie bräuchten, nicht mehr zur Verfü­gung stehen.

Ich habe versucht, nur einen Teil jener Aspekte anzusprechen, die vielleicht in der Öffentlichkeit nicht so beachtet werden. Eines ist sicher: Wir können nicht nur – schon fast zynisch zu nen­nen – von einer Pensionssicherungsreform sprechen, nur sehen, welche Auswirkungen sie in Form der Pensionen hat, sondern wir müssen das gesamte Bild sehen. Und vereinfacht gesagt: Ge­rin­gere finanzielle Mittel, die zur Verfügung stehen, bedeuten nichts anderes als einen gerin­ge­ren Lebensstandard, ein geringeres Wirtschaftswachstum, allgemein eine Verschlechterung der Situation, eine Verschlechterung der sozialen Lage Österreichs. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

20.10


Vizepräsident Jürgen Weiss: Nächster Redner ist Herr Bundesrat Helmut Kritzinger. Ich ertei­le ihm das Wort.

20.10


Bundesrat Helmut Kritzinger (ÖVP, Tirol): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Wir haben eine ganze – ich möchte es so sagen – Reihe von Argumenten gehört, aber im Grun­de genommen hat mir von der sozialistischen Partei (Bundesrat Gasteiger: Schon lange „So­zial­demokratische“!) schon seit jeher der Vorschlag gefehlt, auf den wir alle gewartet haben; nicht ein Vorschlag in diesem Haus, sondern in der Öffentlichkeit.

Ich möchte zu Beginn kurz auf die Rede des Kollegen Konecny eingehen, der Bruno Kreisky – ein Bundeskanzler, den ich schätze, ich will das eigens betonen – angesprochen hat. Kreisky hat­te auf vielen Gebieten seine Qualitäten, aber gerade was das Älterwerden des Menschen an­langt, hat Kreisky einen ganz entscheidenden Fehler gemacht. Er hat nämlich eingeführt, dass kein Politiker über 60 Jahren mehr tätig sein kann. Sie erinnern sich sicher an die be­rühmte Pittermann-Klausel, die er eingeführt hat. Das war ein solch entscheidender Schritt für die Zukunft, dass wir heute noch darunter leiden. Denn es gab ja die Tendenz, alle Älteren vom Ar­beitsplatz wegzubringen, nur mehr Jüngere zu beschäftigen, und das bedeutet einen un­glaublichen Verlust für einen Staat. Das muss uns klar sein.

Ich glaube, die Wirtschaftskrise in Deutschland ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die älteren Arbeitnehmer einfach keinen Wert mehr hatten. Manche Leute mit 55 Jahren und sogar Jüngere waren nicht mehr gefragt, gehörten zum „alten Eisen“, dabei ist kaum jemand von den Jüngeren so engagiert für den Arbeitgeber: durch Einfälle, durch die vorhandene Praxis und – auch das möchte ich sagen – durch Verlässlichkeit.

Das, glaube ich, hat eine große Lücke gerissen. (Bundesrat Mag. Gudenus: Sehr richtig!) Ich bin froh darüber, dass durch diese Pensionsreform da eine Korrektur erfolgt, dass der Ältere lang­sam wieder an Wert gewinnt. Ich würde das sehr begrüßen. (Beifall bei der ÖVP und den Frei­heitlichen.)

Kreisky hat also nicht das Leben verlängert – leider ist Kollege Konecny nicht im Saal (Bundes­rat Gasteiger: Wir sagen es ihm!) –, sondern, ich möchte sagen, vielen Menschen das Leben verkürzt, denn ausgeschaltet zu sein, kein Ziel und keine Arbeit mehr vor sich zu haben, das ist für viele Menschen deprimierend, unglaublich deprimierend. (Zwischenruf des Bundesrates Gas­tei­ger.) – Kollege Gasteiger! Das wirst du vielleicht auch noch erleben. Wir werden uns später noch darüber unterhalten. Wir finden ja in Tirol einmal Gelegenheit, darüber zu reden.

Das ist für viele Leute deprimierend. Ich glaube, auch diesbezüglich hat die Pensionsreform einen ganz entscheidenden Schritt gemacht und wird ihn machen. (Bundesrätin Schlaffer: ... noch deprimierter sein!)

Ich will jetzt keine Leserbriefe zitieren, wie einige hier zitiert wurden, in den man von einer Kür­zung in der Höhe von 30 und 40 Prozent spricht. Meine Damen und Herren! Ich habe mehr als


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