ein halbes Dutzend
an Pensionsreformen erlebt. Und jeder – ich möchte jetzt keinen Bundeskanzler
mit seinem Brief zitieren – hat versprochen: Das ist die entscheidende
Reform! – Es ist dann aber immer nur ein Reformchen gewesen. (Bundesrat Mag. Gudenus: Nicht einmal!) Wir haben leider Gottes keine griffige
Regelung gefunden!
Ich glaube, das
ist endlich einmal eine Reform – natürlich nicht ohne Risiko, das ist mir
auch bewusst –, bei der man sagt: Jawohl, die zeugt von einem Weitblick!
Ich meine, darauf läuft es hinaus, und das muss jedem bewusst sein.
Sie ist natürlich
ein schwieriges Unterfangen, weil bei dieser Pensionsdebatte jetzt alle mitpokern,
und es pokern alle sehr hoch – das ist mir auch bewusst. Jeder versucht zu
lizitieren. Irgendjemand wird dann aber auf der Strecke bleiben, und wer das
sein wird, werden dann nicht die Leserbriefe entscheiden, sondern kommende
Neuwahlen. (Rufe bei der SPÖ: Genau! Hoffentlich!)
Ich möchte ganz
kurz die Entwicklung der letzten Tage in Erinnerung rufen. Ich bitte um ein
bisschen Geduld, ich möchte die Debatte nicht unnötig verlängern: Wir werden
durch solch eine Debatte kaum die Standpunkte verändern können, aber einige
Sachen muss man doch in diesem Haus festhalten.
Die Entwicklung
der letzten Tage, die nichts Gutes verheißt, war so: Es hat sich der Bundespräsident
in die Debatte eingeschaltet. Er hat vorgeschlagen: Pensionsreform ja, im
Herbst, verschieben wir sie auf den Herbst. (Zwischenruf bei der SPÖ.) Haider hat sich dem angeschlossen –
wie dem auch sei. Dann sind Haider und Gusenbauer in einem Gasthaus zusammengekommen,
haben einiges besprochen und sich abgeredet. Dann ist Vizekanzler Haupt zum
Bundespräsidenten gegangen, und dann ist es, wie wir wissen, zu dem „Runden
Tisch“ gekommen, der heute stattgefunden hat – das Ergebnis haben wir ja
gehört.
In den letzten
Tagen hat man sich beim Bundespräsidenten die Türklinke in die Hand gegeben. Jeder
wollte dort einmal auftreten und etwas sagen. (Bundesrat Gasteiger: Wollen
haben sie nicht, er hat sie eingeladen!) Das ist es ja auch, dass bei
diesem Thema so viel Lizitation betrieben wird, aber das ist verständlich,
denn es geht um viel. (Bundesrat Gasteiger: Sie sind eingeladen worden
vom Herrn Bundespräsidenten!) Aber ich bitte doch, den Boden unter den
Füßen nicht zu verlieren.
Es war also ein
Verwirrspiel sondergleichen. Bei diesem Treffen zwischen Gusenbauer und Haider
ging es wahrscheinlich darum, die Allianzmöglichkeiten zu sondieren – ich
weiß es nicht. Aber der Flirt hat nichts gebracht! Und ich bin überzeugt davon:
Er bringt auch nichts.
Es hat sich jetzt
auch der Gewerkschaftsbund sehr stark engagiert. Wir wissen ja, wie viele Leute
er auf die Straße gebracht hat. Der Gewerkschaftsbund befindet sich aber auch
in einem Dilemma, wenn er nicht als zahnlos – oder noch schlimmer – bei der
Bevölkerung angesehen werden will, denn die Aufgaben des Gewerkschaftsbundes
müssen tatsächlich überdacht werden. Uns allen ist bewusst: Die Aufgaben des
Gewerkschaftsbundes müssen überdacht werden. Und ich glaube, der Streik ist
nicht der richtige Weg, um zum Nachdenken zu kommen. (Bundesrat Gasteiger: Ihr
werdet uns das wahrscheinlich sagen!)
Meine Damen und
Herren! Ich glaube, Bundeskanzler Schüssel wird in dieser Frage nicht nachgeben,
weil von keiner anderen Seite ein vernünftiger Vorschlag gekommen ist. Ich will
die beiden Vorschläge, die wir kennen, nicht zitieren, aber beide Vorschläge
sind nicht brauchbar. Schüssel wird also kaum nachgeben, weil es keine
Alternative gibt.
Deswegen sage ich
Ihnen: Wir können getrost und mit Zuversicht diesem Jahrhundertwerk (Zwischenrufe bei der SPÖ) – es
ist vergleichbar mit der Einführung des ASVG durch Julius Raab im
Jahr 1957, davon bin ich überzeugt – unsere Zustimmung geben! Am
4. Juni wird es im Nationalrat über die Bühne gehen. (Beifall bei der ÖVP.)
20.19
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