Bundesrat Stenographisches Protokoll 696. Sitzung / Seite 112

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Vizepräsident Jürgen Weiss: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Kollege Gasteiger hat seine ... (Bundesrat Kritzinger spricht mit Bundesrat Dr. Böhm. – Vizepräsident Weiss gibt das Glockenzeichen.) – Bitte allfällige Dialoge draußen zu führen!

Kollege Gasteiger hat nach dem vorliegenden Protokoll seine Wortmeldung mit den Worten ge­schlossen – ich zitiere –: „Stoppen Sie den Wahnsinn des Herrn Bundeskanzlers!“

Da es sich nicht um eine abstrakte politische Wertung handelt, sondern diese einer konkreten Person zugeordnet wurde, erteile ich dafür einen Ordnungsruf.

Nächste Wortmeldung: Frau Bundesrätin Roswitha Bachner. Ich erteile ihr das Wort.

20.20


Bundesrätin Roswitha Bachner (SPÖ, Wien): Sehr geschätzter Herr Präsident! Herr Staats­se­kretär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Kollege Kritzinger! Bei aller Wertschätzung Ihrer Person, manche Ihrer Aussagen tun körperlich weh! (Heiterkeit.) Ich darf ein paar Dinge zu­rechtrücken.

Ich glaube, dass es sehr weit hergeholt ist, wenn man Kreisky für ein verkürztes Leben der Men­­schen verantwortlich macht. (Neuerliche Heiterkeit.) Ich glaube, dass man Kreisky viele Din­ge zuschreiben kann, die sehr positiv für die Menschen waren. Kreisky ist dafür ge­stan­­den, dass es in Österreich einen zunehmenden Ausbau des Sozialsystems gegeben hat, dass die Menschen dadurch, dass es ihnen besser ging, dass es (Bundesrat Kritzinger: 7 Milli­arden € Schulden sind mehr als das ganze ASVG-System kostet!) mehr Arbeitsplätze gegeben hat, Kollege Kritzinger, ihren Wohlstand aufbauen konnten und dass damit natürlich auch im Kran­kenversicherungssystem und im Pensionssystem Verbesserungen einhergegangen sind! Das jetzt Kreisky anzulasten, ist, gelinde gesagt, eine Zumutung! Das muss ich Ihnen schon sa­gen. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich stimme Ihnen zu, wobei ich mich dabei nicht auf die vorliegende Reform beziehe, dass es wichtig ist, für ältere Arbeitnehmer etwas zu tun, damit sie überhaupt die Möglichkeit haben, den Anforderungen dieses Konzepts der Regierung zum Thema Pensionen gerecht werden kön­nen. Es gibt dafür zwar durchaus ein paar Punkte in diesem Entwurf, etwa die Senkung der Lohn­nebenkosten und so weiter, um den Unternehmen einen gewissen Anreiz zu bieten, auch ältere Menschen auf dem Arbeitsplatz zu behalten, aber ob dieser Effekt auch tatsächlich ein­tritt, wird sich erst beweisen müssen.

Bei den Lehrlingen zum Beispiel ist es so, dass wir den Unternehmen in Österreich, nur damit sie bereit sind, Lehrlinge auszubilden, diese Lehrlinge mittlerweile „vergolden“, und trotzdem bil­den sie zunehmend weniger aus, als es die jungen Menschen benötigen würden.

Sie haben auch gesagt – da bin ich wieder meilenweit von Ihnen entfernt –, wir hätten bis dato nur „Reförmchen“ zu Stande gebracht. – Für den ASVG-Bereich kann ich das auf keinen Fall so im Raum stehen lassen, weil dort sind keine Reförmchen in den letzten Jahren erfolgt, ganz im Gegenteil: Dort wurden die maßgeblichsten Einschnitte gemacht!

Ich bin eine der Letzten, die Gruppen auseinander dividiert, ganz im Gegenteil. Aber wenn man behauptet, dass das Reförmchen gewesen seien, wobei doch gerade die ASVG-Versicherten all diese bisherigen Pensionsreformen am maßgeblichsten zu spüren bekommen haben, und auch bei der jetzigen Diskussion etwa die Gruppe der Bauern schon wieder aufschreit und sagt, bei der Harmonisierung müsse man schon aufpassen, weil sie die zu stark treffen könnte und so weiter, ebenso die Gewerbetreibenden aufschreien und sagen, das sei Wahnsinn, wenn sie dann die Versicherungsbeiträge einzahlen müssten, die bei einer Harmonisierung notwendig wä­ren (Bundesrat Fasching: Überlassen Sie das den Bauern!), dann muss ich sagen: So können wir sicher keine Reformen machen! (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Ich bin die Letzte, die auseinander dividiert (Bundesrat Fasching: Bleiben Sie bei Ihrem Be­reich, da haben Sie genug Arbeit!), nur kann man nicht sagen, dass die bisherigen Reformen


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