Bundesrat Stenographisches Protokoll 697. Sitzung / Seite 127

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kommt, kann man gleich einmal einige Punkte festhalten, und Herr Grasser hat das sehr schnell geschafft mit: fesch, smart, eloquent, jung, cool, fit. Das Brand-Marketing ist da sehr schnell gewesen.

Es stellt sich jedoch immer die Frage: Welches Ziel verfolgt es? – Für einen Politiker ist es normalerweise die Wiederwahl. Jetzt haben Sie allerdings die Partei gewechselt, jetzt sind Sie plötzlich in einer singulären Marketingstrategie stecken geblieben. Das heißt, Ihnen fehlt die Dachmarke. Also: Wären Sie Twix oder vielleicht Raider, wer ist dann Ihr Unilever? Oder: Wären Sie Cappy, wer ist in diesem Fall dann Coca Cola? – Das ist das Interessante an der Sache: Welches Ziel steckt dahinter?

In den letzten Tagen und Wochen wurde vermehrt über das Netzwerk von Karl-Heinz Grasser berichtet. Ist die Dachmarke Karl-Heinz Grasser und Twix und Cappy das Netzwerk, dann ist die Sache aus dem Blick des Steuerzahlers und aus dem Blick des Politikers interessant. Wir können das durchaus auch theoretisch machen. Mit Ihrer Marketing-Strategie gehen Sie nicht mehr auf das Nullmarketing ein, Sie gehen auch nicht mehr auf das Budget ein, sondern Sie gehen auf „KHG“ ein.

Jetzt gibt es dazu Lehrbücher. Philip Kotler ist der oberste Spezialist, der sagt: Wenn man Personen-Marketing macht, gibt es vier große Bereiche. Diese sind das Politiker­marketing, das Ruhm- und Beifallsmarketing, das Qualifikationsmarketing und das Ein­drucksmarketing. – Bei Ihrem berechtigten Selbstbewusstsein nehme ich einmal an, dass nicht Ruhm- und Beifallsmarketing dahinter gestanden sind, sondern – und das ist schon interessant – meiner Meinung nach das Eindrucksmarketing. Doch diesbe­züglich warnt ein gewisser Herr Fromm, der sagt: Manche Menschen betreiben dieses Eindrucksmarketing so bewusst und so extrem, dass das bei ihnen zu einem ganz dominanten Zug ihres Wesens wird. Das nennt man dann in der Fachsprache „man for himself“.

Dieses „man for himself“ wäre nett, dann könnten wir jetzt sagen: Gehen wir heim, nichts ist geschehen! „Man for himself“ ist durchaus berechtigt, es ist keine politische Frage, aber um die Person Karl-Heinz Grasser werden Eurofighter-Ankauf, VOEST-Verkauf, Immobilienhandel diskutiert. Dabei kommen Namen vor, die in dieses Netz­werk gehören, die auch rund um diese ganze Marketing-Strategie stehen: Plech, Kofler, Hochegger, Meischberger, Hilfiger, Stronach, Dichand und so weiter. Da, muss man sagen, ist es berechtigt, Kontrolle auszuüben, und dem werden Sie als jemand, der einer Partei angehört hatte, die gesagt hat, wir schauen überall hinein – ich erin­nere nur an die Diskussionen der FPÖ zur Nationalbank und so weiter –, wohl etwas mehr Verständnis entgegenbringen.

Sie werden verstehen, wenn die Opposition nun sagt: Jetzt möchten wir uns einmal dieses Aufsichtsratssystem, die Entsendungen und das Beteiligungssystem innerhalb des Netzes anschauen und wollen wissen, was das für Auswirkungen hat. Werden unter Umständen Wissen, Entscheidungsfähigkeiten und so weiter dazu benutzt, und heißt das Netzwerk plötzlich New Economy, in dessen Zentrum Karl-Heinz Grasser steht? Es geht um Immobilienfragen, es geht um den Eurofighter-Ankauf, und überall kommen dieselben Leute vor, die sich da angesiedelt haben.

Deshalb hätte ich eine Frage an Sie, Herr Finanzminister. Wenn man KHG über „New Economy“ sponsert – ich kenne mich da ein bisschen aus –, dann frage ich mich: Was ist für jene, die sponsern, der Sponsorertrag? – Bei immerhin 175 000 € im Jahr würde ich gerne wissen, wie der Sponsorertrag ausschaut. „KHG“ ist nicht karitativ. Karitativ, das verstehen wir, aber wie schaut der Sponsorertrag aus? Was kann ich mir erwarten, wenn ich morgen eine kleine Spende für „New Economy“ überweise? – Wenn ich den Sponsorertrag weiß, dann werde ich mich morgen dieser Frage neu stellen. Aber Sie


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