Bundesrat Stenographisches Protokoll 699. Sitzung / Seite 73

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papieren macht. Und der deutsche Verteidigungsminister Struck hat größte Anstren­gungen der Erzeuger in dieser Richtung verlangt.

Also was kaufen wir jetzt eigentlich? – Viermal die Aufhängungen für Raketen, die es noch nicht gibt? Oder haben wir irgendwo noch Gebrauchtraketen von einem anderen Flugzeug, von der MiG oder etwas in der Art gekriegt?

Das Argument: Sie sind ja bewaffnet, weil sie Maschinenkanonen haben! ist, und das habe ich schon im Ausschuss erklärt, ungefähr so, als ob man uns sagen würde: Der kann ja auch mit Wasser gefüllte Plastiksackerln aus der Kanzel abwerfen! (Heiterkeit bei der SPÖ.) – Das ist halt nicht das, womit ich heute im Luftkampf reüssieren kann. Das ist ein militärisches Alibi – wobei ich persönlich durchaus für die Plastiksackerln wäre.

Sehen Sie, das sind die Ungereimtheiten dieses Projekts, und diese Ungereimtheiten gehen weiter. Ich bin nach wie vor sehr gespannt auf eine Antwort, wie denn nun die Lücke zwischen der Außerdienststellung der Draken und der Inbetriebstellung der ersten Eurofighter geschlossen werden wird. Ich bin sogar noch mehr an Folgendem interessiert, und diese Frage ist ja seit heute neu zu stellen: Wann beginnt denn die Lücke?

Ich entnehme der heutigen Tagespresse, Sie werden dazu sicherlich erschöpfend Aus­kunft geben, dass die schwedische Luftwaffe beziehungsweise deren Abteilung für Ma­terialwirtschaft dem österreichischen Bundesheer freundlich mitgeteilt hat – ich hoffe, der Brief war freundlich –, dass eine Verlängerung des Servicevertrages über den 31. Dezember des heurigen Jahres hinaus nicht möglich ist. Und es wurde hinzuge­fügt – das war dann nicht so freundlich –, dass das österreichische Bundesheer das immer gewusst hat.

Also Herr Brigadier Wolf hat das offenbar nicht gewusst, sonst hätte er dort nicht hingeschrieben und um Verlängerung ersucht. Die schwedische Luftwaffe ist vom Draken auf den Gripen umgestiegen. Mit Ende dieses Jahres steigt sie auch aus der Instandhaltung für eigene, aber natürlich erst recht für fremde Flugzeuge aus.

Ich freue mich natürlich über das Selbstvertrauen des Brigadiers Wolf, der diese Infor­mation mit der Mitteilung kommentiert hat: Macht nichts, können wir alles selber! – Ich weiß nur nicht, weshalb er dann den Brief nach Schweden geschickt hat. Also ent­weder brauchen wir die Schweden – denn die machen das ja nicht gratis, sie haben es auch bisher nicht gratis gemacht, das haben wir ja gezahlt –, also entweder brauchen wir die Instandhaltung durch die Schweden, dann ist die Ansage, das könnten wir auch selber, eine kühne – ich hoffe nicht zu Lasten der körperlichen Integrität der Piloten und der Bevölkerung, der die dann vielleicht verunglückenden Flugzeuge auf den Kopf und auf die Häuser fallen –, oder es hat bisher eine sinnlose Geldverschwendung gegeben, indem wir für etwas, was wir selber machen könnten, sinnloserweise und leichtfertigerweise den Schweden Geld gegeben haben. Ich gehe davon aus, dass der Herr Minister uns diesen evidenten Widerspruch erklären wird.

Ich habe sehr bewusst nur versucht, die Themen, die sich in diesem Zusammenhang einfach aufdrängen, ein bisschen zu erläutern. Ich habe mich nicht in den Bereich der Polemik begeben und schon gar nicht gegen Sie, Herr Bundesminister. Das Wort von der Jungfrau, die zum Kind kommt, ist ziemlich abgedroschen, aber natürlich ist das bei Ihnen so – bei allen biologischen Problemen mit dem Vergleich.

Sie haben ein Projekt geerbt, von dem ich nicht weiß, ob es Ihres gewesen wäre, und das ist eine Frage, auf die ich mir wirklich keine Antwort von Ihnen erwarte. Die können und werden Sie mir nicht geben. Was Sie gemacht hätten, wenn Sie schon im


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