Präsident Hans Ager: Wird eine Zusatzfrage gewünscht? –
Bitte.
Bundesrätin Johanna Schicker (SPÖ, Steiermark): Herr Bundesminister, Sie haben gemerkt, dass die
Antwort nicht zufrieden stellend war.
Ich darf
trotzdem meine Zusatzfrage stellen: Ist es richtig, Herr Bundesminister, dass
die dilettantische Vorgangsweise der Bundesregierung bei der
Voest-Privatisierung – und das Wort „dilettantisch“ stammt nicht von mir,
sondern von wesentlichen Fachleuten; wir brauchen nur die Presse
nachzulesen – dazu geführt hat, dass der Börsekurs trotz momentan guten
Börseumfelds gesunken ist und mit heutigem Tag – ich habe dies soeben dem
„Standard“ entnommen – bei 31,2 € je Aktie, also weit unter dem Wert
der Aktie von rund 36 € noch vor wenigen Wochen (Ui-Rufe bei der SPÖ) und auch unter dem Zielkurs von 42 € je
Aktie, der von der ÖIAG selbst begebenen Wandelanleihe liegt?
Präsident Hans Ager: Bitte, Herr Bundesminister.
Bundesminister für Finanzen Mag. Karl-Heinz Grasser: Sehr geehrte Frau Bundesrat! Dilettantisch
war an der Industriepolitik der österreichischen Bundesregierung unter Führung
sozialdemokratischer Bundeskanzler und Finanzminister, dass mehr als
50 000 Arbeitsplätze in verstaatlichten Unternehmen verloren gingen,
dass der Steuerzahler mehr als 3 Milliarden € zuschießen musste (Beifall
bei der ÖVP und bei Bundesräten der Freiheitlichen – Bundesrat Manfred Gruber:
Das werden Sie vermutlich in zehn Jahren auch noch sagen!) und dass Sie von
der SPÖ uns 6 Milliarden € an Schulden in der Österreichischen
Industrieaktiengesellschaft übergeben haben.
Ich darf
sagen, dass wir diese Schulden von 6 Milliarden € auf
2 Milliarden € reduziert haben. Bei uns sitzen keine politischen Sekretäre
und Ex-Politiker in den Aufsichtsräten (Bundesrat
Manfred Gruber: Nein, aber Freunde!), sondern bei uns sitzen Unternehmerpersönlichkeiten
in diesen Aufsichtsräten. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der
Freiheitlichen. – Bundesrat Gasteiger: Freunderlwirtschaft!
Günstlinge!)
Wenn Sie
von einem schlechten ... (Bundesrat Manfred Gruber: Ihre
politischen Freunde ...!) –
Ich wollte Ihnen ja nur signalisieren, dass mir die Fragestellung
genauso wenig gepasst hat, wie der Frau Bundesrätin vorhin meine Antwort nicht
gepasst hat.
Sehr geehrte Frau Bundesrat! Sie sagen, der
Verkaufspreis sei nicht in Ordnung gewesen. Ich darf Ihnen mitteilen, dass die
ÖIAG die Voest-Aktien mit 17,27 € in den Büchern stehen gehabt hat.
17,27 € – erreicht haben wir einen Verkaufspreis von 32,5 €!
Wenn Sie einige Monate zurückgehen, dann werden Sie draufkommen, dass die
Voest-Aktien zu Beginn dieses Jahres zu ungefähr 22 € an der Börse
gehandelt worden sind. Wir haben nicht für 22 € verkauft, sondern wir
haben eine ungefähr 40-prozentige Wertsteigerung der Voest-Aktien alleine in
diesem Jahr zum Anlass genommen, um ein All-time-high von 36 € pro Aktie,
das die Voest heuer erreicht gehabt hat, meine Damen und Herren – und wenn
man 34 Prozent eines Unternehmens
über die Börse, über den Markt verkauft, weil das unserer Ansicht nach gescheit
ist für den Standort und das richtige Instrument, um die Voest österreichisch
zu erhalten, dann ist völlig klar, dass Sie nicht den Höchstwert erreichen
werden –, zu nutzen, weil wir auch für die vielen tausenden
Kleinaktionäre, für die Mitarbeiter, für die Österreicherinnen und Österreicher,
die auf diesen Anlagewert gesetzt haben, eine Kursphantasie aufrechterhalten
wollten und mussten!
Insofern
hat die ÖIAG, dessen seien Sie versichert, mit dem Verkauf dieser Anteile einen
sehr, sehr schönen Gewinn gemacht. Wir haben zu wesentlich höheren Kursen
verkauft, als Sie den IPO der Voest im Jahr 1995 gemacht haben. Ich darf
Ihnen also versichern: Der Vergleich macht uns sicher in dieser Frage! (Beifall
bei der ÖVP und bei Bundesräten der Freiheitlichen.)
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