Bundesrat Stenographisches Protokoll 701. Sitzung / Seite 73

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dem ich sehr anhänge – gibt es dieses Bordradar, bis die Maschinen an Österreich geliefert werden.

Meine Damen und Herren! Der Grund für das Ausscheiden des amerikanischen Be­werbers war die Mussbedingung des Vorhandenseins eines funktionsfähigen Bord­radars. Das, was wir gekauft haben, erfüllt diese Mussbedingung nach Urteil des deut­schen Rechnungshofes aber ebenfalls nicht. Dass sie ein Bordradar konzipieren und entwickeln werden, haben sie uns versprochen, aber das haben die Amerikaner auch. Da war es für die österreichische Bewertungskommission jedoch eine Mussbedingung, daher musste dieses Angebot ausscheiden. Den Versprechungen bezüglich der Euro­fighter hat man genügend Glauben geschenkt, um so zu tun, als gäbe es das Bord­radar schon. – Das ist ein zweites Beispiel.

Ein drittes Beispiel: Offensichtlich war bei den Entscheidungen zu Gunsten des Euro­fighter der Hochglanzprospekt das, was man wirklich geprüft hat. Nun wissen wir alle aus der Waschmittelwerbung oder ähnlichen Bereichen, dass man natürlich in einen teuren Prospekt hineinschreiben kann, was einem Spaß macht.

Ohne jetzt seitenweise den deutschen Rechnungshofbericht zu zitieren, muss ich doch sagen (Bundesrat Steinbichler: Das Niveau ist ja sensationell!): Es stellt sich eben heraus, dass all die Versprechungen, die gemacht wurden, in der Realität nicht ein­gehalten werden. (Bundesrat Dr. Nittmann: Der deutsche Verteidigungsminister von der SPD ... alles Unsinn!) – Herr Kollege! Der deutsche Verteidigungsminister hat ein Beschaffungsprojekt geerbt. Ich werde mich über Gespräche, die ich mit ihm darüber geführt habe, hier nicht äußern, weil sie persönlich und vertraulich waren, aber der Satz, dass er dieses Beschaffungsprojekt nicht erfunden hat, sondern dass er es nach vielen Jahren geerbt hat, mag Ihnen andeuten, wie die Sachlage ist. (Bundesrat Dr. Nittmann: Im „Spiegel“ argumentiert er aber anders!) Wenn Sie sich die Gegen­äußerung des Herrn Minister Struck zum Rechnungshofbericht anschauen ... (Bundes­rat Dr. Nittmann: Sie sind ein schwadronierender Märchenonkel! Im „Spiegel“ argu­mentiert er anders!) – Nein, überhaupt nicht. Ich lade Sie ein, sich die Gegenäußerun­gen des Ministers Struck zum Rechnungshofbericht durchzulesen. Ich würde sagen, kritischer kann man, wenn man höflich zu sein beabsichtigt, nicht sein.

Dieses Projekt hat eine entsetzlich lange Geschichte, in der nur eine Konstante festzu­stellen ist: Dass kein Versprechen, ob es um die Leistungsfähigkeit, den Preis oder den Zeitplan ging, jemals eingehalten wurde. (Bundesrätin Dr. Kanovsky-Wintermann: Die SPÖ hat das auch mit initiiert! Die Draken!) – Nein! Bitte, Frau Kollegin, Sie dürfen uns gerne beschimpfen – oder nein, wir beschimpfen uns nicht, das war ungerecht –, Sie dürfen gerne Kritik an uns üben, aber am tauglichen Objekt. Die Eurofighter wur­den vor 20 Jahren als Kampfmittel im damals noch höchst aktuellen Kalten Krieg konzi­piert. Die SPÖ hat am Kalten Krieg nie als Krieg führende Partei teilgenommen. Das neutrale Österreich auch nicht. Also an der Genese der Eurofighter sind wir wirklich nicht schuld.

Die Regierungen, die dieses Produkt in Auftrag gegeben haben, haben das seinerzeit unter der Annahme – nein, falsch, unter dem Versprechen! – der Produzenten getan, dass diese Maschinen 1991 oder 1992 – ich sage ironisch dazu: also im vorigen Jahr­hundert – einsatzfähig sein würden. – Keine Rede davon!

Es wurde dann das Jahr 2000 als neuer Liefertermin der Prototypen vereinbart. Dieser Liefertermin für den Prototypen wurde schließlich auf 2002 verlegt. Als der Prototyp bei den ersten Flugversuchen 2002 in Spanien von oben nach unten kam – und das relativ hart, er ist also auf gut Deutsch abgestürzt –, wurde der Liefertermin auf 2003 verscho­ben. Die ersten Produkte dieser seit 13 Jahren fälligen Produktionsreihe sind jene, auf die sich die Kritik des deutschen Rechnungshofes bezieht. Es war eine sehr lang-


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