Bundesrat Stenographisches Protokoll 701. Sitzung / Seite 106

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Neidvoll blicke ich heute auf Kalifornien, wo der neue Gouverneur den alten Gouver­neur einlädt, seine Erfahrungen einzubringen. Das wäre auch für uns in diesem Haus sinnvoll. (Ruf bei der SPÖ: Herr Professor Böhm, haben Sie das gehört?)

Es wäre gelogen, wenn ich sagte, dass nicht Wehmut aufkommt, wenn ich den Bun­desrat verlasse. Es wäre gelogen, wenn ich die Wahlergebnisse von Oberösterreich so einfach wegschiebte. Aber es unterscheidet uns Freiheitliche von anderen Parteien, dass wir sagen: Fallen ist nicht so schlimm, du musst nur einmal mehr aufstehen, als du hinfällst! – Das kann jedem von Ihnen widerfahren – wer sich bewegt, kann stol­pern, meine Damen und Herren, und kann auch Fehler machen. Aber noch viel schlim­mer ist es, sich nicht zu bewegen, gar nichts zu beginnen und nichts zu machen! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Das haben wir Freiheitliche uns in keiner Weise vorzuwerfen: Wir haben Positives be­wegt, Negatives aufgezeigt, und das, glaube ich, mit gutem Grund. Wir haben sehr viel bewegt, was in früherer Zeit nicht möglich war.

Ich wünsche dem Bundesrat viel Glück, wünsche ihm, dass er der Bedeutung des Nationalrates näher kommt, dass er als das betrachtet wird, was er ist, was er sein soll, nämlich als Sprachrohr der Länder – mit allen Verpflichtungen, aber auch mit allen Rechten. Aber um so anerkannt zu werden, muss, glaube ich, noch ein bisschen besser gelernt werden, destruktive Spannungen in konstruktive aufzulösen, gemein­sam mit anderen Probleme zu lösen, Konsens zu erzielen und zumindest manchmal dazu beizutragen, dass kein Mensch gegen einen anderen Menschen kämpft. Bauen Sie Brücken, etablieren Sie ein Klima des Vertrauens zwischen den Menschen und erfahren Sie, Ihre eigene Aggressivität auch nutzbringend für Ihre Gegner einzusetzen und die anderer konstruktiv zu gestalten! So könnten Sie eigenes wie fremdes Leben bereichern. – Persönlich, meine Damen und Herren, wird das mein neuer Weg sein.

Freiheitliche Gesinnung zu haben heißt auch, für das einzustehen, was wir begonnen und versprochen haben. Daher werden Sie hier eine Ulli Haunschmid zum letzten Mal sehen, aber sicher nicht das letzte Mal hören; wir werden uns auf sachpolitischer Ebene vielleicht begegnen.

Ich bitte Sie heute auf sachpolitischer Ebene um Ihre Unterstützung und wünsche Ihnen ein herzliches Glückauf! (Allgemeiner Beifall.)

17.43

 


Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Frau Kollegin Haunschmid! Vielen Dank für Ihre Worte, die mahnend waren und uns zum Nachdenken anregen.

Die sechs Jahre, die Sie hier bei uns verbracht haben, waren nicht immer ohne Span­nung, um es einmal so zu sagen, aber ich denke, bei aller Härte mancher Worte und Sätze, die hier gefallen sind, haben wir uns letztendlich, wenn wir auseinander gegan­gen sind, doch immer die Hand gereicht und sind wirklich zivilisiert miteinander umge­gangen. Ich hoffe, dass Sie auch diesen Eindruck aus dem Bundesrat mitnehmen – bei aller Härte der Auseinandersetzungen, die es immer wieder gegeben hat.

Frau Kollegin! Wir wünschen Ihnen alles, alles Gute! Ich verhehle es nicht: Natürlich freuen wir uns, wenn politische Auseinandersetzung fortgeführt wird, auch außerhalb dieser Mauern. Menschen, die politisch interessiert sind, geben ihre Gesinnung nicht bei der Garderobe ab, sondern tragen sie immer in sich, und wenn das Herz übergeht, dann muss man halt den Mund aufmachen und etwas sagen.

In diesem Sinne, Frau Kollegin, alles erdenklich Gute, und ich hoffe, dass wir einander wieder begegnen, ohne dass – wie so manchmal hier herinnen – die Fetzen fliegen. Alles Gute! (Allgemeiner Beifall.)

 


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