Neidvoll blicke ich heute auf Kalifornien,
wo der neue Gouverneur den alten Gouverneur einlädt, seine Erfahrungen
einzubringen. Das wäre auch für uns in diesem Haus sinnvoll. (Ruf bei der SPÖ: Herr Professor Böhm, haben
Sie das gehört?)
Es wäre gelogen, wenn ich sagte, dass nicht Wehmut aufkommt, wenn ich den Bundesrat verlasse. Es wäre gelogen, wenn ich die Wahlergebnisse von Oberösterreich so einfach wegschiebte. Aber es unterscheidet uns Freiheitliche von anderen Parteien, dass wir sagen: Fallen ist nicht so schlimm, du musst nur einmal mehr aufstehen, als du hinfällst! – Das kann jedem von Ihnen widerfahren – wer sich bewegt, kann stolpern, meine Damen und Herren, und kann auch Fehler machen. Aber noch viel schlimmer ist es, sich nicht zu bewegen, gar nichts zu beginnen und nichts zu machen! (Beifall bei den Freiheitlichen.)
Das haben wir Freiheitliche uns in keiner Weise vorzuwerfen: Wir haben Positives bewegt, Negatives aufgezeigt, und das, glaube ich, mit gutem Grund. Wir haben sehr viel bewegt, was in früherer Zeit nicht möglich war.
Ich wünsche dem Bundesrat viel Glück,
wünsche ihm, dass er der Bedeutung des Nationalrates näher kommt, dass er als
das betrachtet wird, was er ist, was er sein soll, nämlich als Sprachrohr der
Länder – mit allen Verpflichtungen,
aber auch mit allen Rechten. Aber um so anerkannt zu werden, muss, glaube ich,
noch ein bisschen besser gelernt werden, destruktive Spannungen in konstruktive
aufzulösen, gemeinsam mit anderen Probleme zu lösen, Konsens zu erzielen und
zumindest manchmal dazu beizutragen, dass kein Mensch gegen einen anderen
Menschen kämpft. Bauen Sie Brücken, etablieren Sie ein Klima des Vertrauens
zwischen den Menschen und erfahren Sie, Ihre eigene Aggressivität auch
nutzbringend für Ihre Gegner einzusetzen und die anderer konstruktiv zu
gestalten! So könnten Sie eigenes wie fremdes Leben bereichern. –
Persönlich, meine Damen und Herren, wird das mein neuer Weg sein.
Freiheitliche
Gesinnung zu haben heißt auch, für das einzustehen, was wir begonnen und versprochen
haben. Daher werden Sie hier eine Ulli Haunschmid zum letzten Mal sehen, aber
sicher nicht das letzte Mal hören; wir werden uns auf sachpolitischer Ebene
vielleicht begegnen.
Ich bitte Sie heute auf sachpolitischer
Ebene um Ihre Unterstützung und wünsche Ihnen ein herzliches Glückauf! (Allgemeiner
Beifall.)
17.43
Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Frau Kollegin Haunschmid! Vielen
Dank für Ihre Worte, die mahnend waren und uns zum Nachdenken anregen.
Die sechs
Jahre, die Sie hier bei uns verbracht haben, waren nicht immer ohne Spannung,
um es einmal so zu sagen, aber ich denke, bei aller Härte mancher Worte und
Sätze, die hier gefallen sind, haben wir uns letztendlich, wenn wir auseinander
gegangen sind, doch immer die Hand gereicht und sind wirklich zivilisiert
miteinander umgegangen. Ich hoffe, dass Sie auch diesen Eindruck aus dem
Bundesrat mitnehmen – bei aller Härte der Auseinandersetzungen, die es
immer wieder gegeben hat.
Frau
Kollegin! Wir wünschen Ihnen alles, alles Gute! Ich verhehle es nicht:
Natürlich freuen wir uns, wenn politische Auseinandersetzung fortgeführt wird,
auch außerhalb dieser Mauern. Menschen, die politisch interessiert sind, geben
ihre Gesinnung nicht bei der Garderobe ab, sondern tragen sie immer in sich, und
wenn das Herz übergeht, dann muss man halt den Mund aufmachen und etwas sagen.
In diesem
Sinne, Frau Kollegin, alles erdenklich Gute, und ich hoffe, dass wir einander
wieder begegnen, ohne dass – wie so manchmal hier herinnen – die
Fetzen fliegen. Alles Gute! (Allgemeiner Beifall.)
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