Bundesrat Stenographisches Protokoll 702. Sitzung / Seite 88

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Auch Ihnen gebührt natürlich ein kleines Kompliment, denn diesen vorzulegen und als Minister zu vertreten heißt, einen Bericht zu vertreten, der ein Sammelsurium von Proble­men, die es heute in der Landwirtschaft gibt, darstellt. Wenn man heute nachse­hen will, was die Probleme der österreichischen Landwirtschaft sind, dann gibt es dazu wahrscheinlich kein besseres Werk als diesen Grünen Bericht. Insofern werden wir diesen Berichten natürlich zustimmen.

Die Berichte beinhalten im Wesentlichen sechs Bereiche – Herr Kollege Kraml hat schon darauf hingewiesen –: Landwirtschaft umfasst natürlich auch Konsumenten und Konsumentinnen, das heißt Produzenten und Produzentinnen, die Frage des Tier­schut­zes, die Frage des Umweltschutzes, des Handels und der Vermarktungsstruktu­ren und letztlich auch der Raumordnung.

Herr Minister! Sie sind zwar erst kurz im Amt, aber bei einem Punkt Ihres Maßnah­menplanes können wir nicht mit, denn hier fehlt jegliche ... (Zwischenruf des Bun­desrates Ing. Klamt.) – Herr Kollege Klamt! Da fehlt jegliche Strategie. Man hat ein bisschen das Gefühl, die Agrarreform ist so eine Art Topsecret-Geschichte, denn die Umsetzung der Agrarreform – was geschieht mit der Milch ab 2004, was geschieht mit dem Rest ab 2005? – ist aus dem Maßnahmenplan nicht erkennbar. Gerade der Maß­nahmenplan, da setzt unsere Kritik an, ist offensichtlich eine jährliche Abschreibe­übung, vorgesehen in § 9 des Landwirtschaftsgesetzes – und so wird es gemacht. Aber welches Konzept, welche Planung, welche Vorbereitung gibt es? Über den Maß­nahmenplan sollte ja diskutiert werden, aber wenn er nicht einmal rudimentär erkenn­bar ist, dann, muss ich sagen, ist der Maßnahmenplan eine Art Minderleistung.

Gehen wir aber zurück zum Grünen Bericht! Ich möchte nur einige Aspekte beleuch­ten: Das eine betrifft die Produzenten-, in diesem Fall möchte ich sagen: Produ­zentinnenseite. Es ist nämlich spannend, dass wir eigentlich immer weniger über den „Bauernstand“, sondern langsam immer mehr über den „Bäuerinnenstand“ reden müs­sen. Immer mehr Frauen werden Betriebsleiterinnen. Dieses Faktum hat aber noch keine Entsprechung im Bereich der Förderung gefunden. Dem, was wir heute mit Gen­der Mainstreaming bezeichnen, genau diesem Umstand, dass eigentlich immer mehr Bäuerinnen die Betriebe leiten und das Förderungswesen daher auch ganz frauen­spezifische Ansätze haben müsste, wird noch nicht nachgekommen.

Es kommt aber auch klar heraus, dass Frauen in der Landwirtschaft ... (Bundesrätin Dr. Kanovsky-Wintermann: Das Kindergeld zum Beispiel war eine ...!) – Für die Bäuerinnen war das sicherlich eine sehr sinnvolle Sache! – Klar ist aber auch, dass es nach wie vor soziale und regionalpolitische Benachteiligung gibt. Der Satz, über den man sich manchmal so lustig macht, nämlich dass die Bauern keine Bäuerinnen mehr finden, ist allerdings bitterernst, das ist eine Realität. (Zwischenruf der Bundesrätin Fröhlich.) – Frau Kollegin Fröhlich, die ja aus demselben Heimatbundesland ist wie ich, weiß, dass in unseren Berggemeinden die Bauern verzweifelt nach Bäuerinnen suchen. Diese soziale Frage, nämlich die Frage der Arbeitsgestaltung oder, was im bäuerlichen Bereich dazukommt, die der Generationsplanung, ist einfach schwierig, auch jene der auf Grund fehlender Familien höheren Arbeitsbelastung.

Wenn man das wiederum auf den Umstand umrechnet, dass immer mehr Frauen Betriebsleiterinnen werden, so wiegen diese Probleme im sozialen Bereich natürlich doppelt schwer. Ich würde mir künftig auch bei den Landwirtschaftsdebatten einen Zu­gang über soziale Aspekte wünschen. Wir Grüne haben – und ich stehe dazu, es war immer wichtig – auch einen Zugang über Ökologisierung, über den Tierschutz gehabt. Ich glaube, wir werden uns der Landwirtschaft künftig verstärkt auch über die soziale Frage nähern und das sehr offen diskutieren müssen.

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite